Die großen Schlagzeilen im Weltfußball gehören in diesem August, wenn es um Transfers und hohe Ablösesummen geht, natürlich einem Verein aus Frankreich. Aber auch in England gibt es einen Verein, der seine finanziellen Mittel aus einer ähnlichen Quelle bezieht und nach dem Quasi-Ende des FFPs jetzt auf dem Transfermarkt wieder mächtig auf die Kacke haut. Nicht, dass das neu wäre: schon vor Pep Guardiolas Ankunft im letzten Sommer hatte Manchester City seit der Übernahme von Scheich Mansour über eine Milliarde Euro für neue Spieler ausgegeben. Mittlerweile ist man bei fast 1,6 Milliarden Euro angekommen und ein Ende ist nicht in Sicht - beeindruckende Zahlen, wenn man bedenkt, dass das FFP zwischendurch tatsächlich mal einen Effekt hatte.
Guardiolas erste Saison in England verlief allerdings nicht ganz nach Wunsch, denn City konnte keinen Titel gewinnen und konnte in der Liga erst gar nicht mit Chelsea und Tottenham mithalten. Dabei startete man (wie schon unter Vorgänger Pellegrini) furios in die Saison - die ersten sechs Spiele wurden alle gewonnen und bis zur elften Runde lag man an der Tabellenspitze. Niederlagen gegen Chelsea, Leicester und Liverpool bremsten City im Dezember aber stark ein, im Januar setzte es außerdem eine derbe 0:4-Klatsche gegen Everton. Am Ende reichte es immerhin zu Platz 3 und der direkten CL-Qualifikation. In der Champions League scheiterte man im Achtelfinale an Monaco, in den nationalen Pokalbewerben an Man United bzw. Arsenal. Dabei hatte Guardiola auch nicht immer das beste Händchen auf dem Transfermarkt: Torhüter Claudio Bravo entpuppte sich als absoluter Flop, Rekordverteidiger John Stones konnte die Erwartungen nicht erfülen, Ilkay Gündogan verletzte sich erneut schwer und Nolito spielte keine große Rolle. Umso erfolgreicher dafür Gabriel Jesus und Leroy Sane, die sich mit Fortdauer der Saison als exzellente Neuverpflichtungen auszeichnen konnten.
In diesem Sommer wurde der rigorose Umbau der Mannschaft munter fortgeführt, bislang haben die Citizens schon wieder 240 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Fast 140 Millionen flossen dabei in neue Außenverteidiger: für Benjamin Mendy von Monaco und Kyle Walker von Tottenham überwies man über 50 Millionen Euro, außerdem kam Danilo für 30 Millionen von Real Madrid. Auch im Tor hat man einiges investiert: für Ederson Moraes kassiert Benfica 40 Millionen Euro. Abgerundet wird das Ganze von Bernardo Silva (50 Mio.) und Douglas Luiz (12 Mio.), der aber, wie drei andere Nachwuchsspieler, sofort an den neuen Partnerverein FC Girona verliehen wurde. Weitere Neuzugänge sind alles andere als ausgeschlossen, gerade in der Innenverteidigung und im Mittelfeld hat man wohl durchaus Interesse an Verstärkungen. Zuletzt wurde man zum Beispiel mit Inigo Martinez in Verbindung gebracht.
Um all diese Spieler in die Mannschaft integrieren zu können, hat man den Kader auch ziemlich entrümpelt. Die auslaufenden Verträge von Bacary Sagna, Jesus Navas, Gael Clichy, Pablo Zabaleta und Willy Caballero wurden nicht verlängert, außerdem verließen Fernando und Aleksandar Kolarov den Verein. Joe Hart wurde erneut verliehen, und Nolito kehrte nach nur einem Jahr nach Spanien zurück. Zu guter letzt wechselte Sturmtalent Kelechi Iheanacho für fette 28 Millionen Euro zu Leicester - City sicherte sich da aber, wie auch bei Enes Ünal, eine Rückkaufklausel. Mit Jadon Sancho könnte außerdem ein Riesentalent den Verein verlassen, der 17-Jährige wird mit Arsenal, Tottenham, Dortmund und Leipzig in Verbindung gebracht. Unterm Strich hat City in diesem Sommer bislang immerhin 80 Millionen Euro eingenommen.
Neuzugänge:
Ederson (Benfica), Benjamin Mendy (Monaco), Kyle Walker (Tottenham), Danilo (Real Madrid), Bernardo Silva (Monaco)
Abgänge:
Kelechi Iheanacho (Leicester), Fernando (Galatasaray), Nolito (Sevilla), Aleksandar Kolarov (Roma), Pablo Zabaleta (West Ham), Jesus Navas (Sevilla), Gael Clichy (Basaksehir), Willy Caballero (Chelsea), Enes Ünal (Villareal), Aaron Mooy (Huddersfield), Joe Hart (West Ham/Leihe), Bacary Sagna
Manager: Pep Guardiola
Dass der 46-Jährige zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere nicht auf Anhieb Meister bei seinem neuen Verein wurde, spricht Bände über die Erfolge, die Guardiola in seiner Karriere bereits feiern durfte. Platz 3 im ersten City-Jahr stellt da in den acht Jahren, in denen er als Trainer arbeitet, tatsächlich seine schwächste Saison dar. Guardiola hat darauf reagiert und die Mannschaft erneut umgebaut, gerade bei den Außenverteidigern wurde mächtig geklotzt, was dem Guardiola-Stil auf dem Platz deutlich helfen dürfte. Guardiola weiß dabei auch, dass der Druck angesichts dieser Investitionen auch nicht geringer wird - in dieser Saison muss ein Titel her.
Player to watch: Ederson
In England staunten sie nicht schlecht, als Pep Guardiola im letzten Sommer die englische Nummer 1, Joe Hart, abmontiert und dafür Claudio Bravo für 18 Millionen Euro als neuen Stammtorhüter aus Barcelona holte. Und sie staunten erst recht nicht schlecht, als Bravo in der Folge die Erwartungen nicht einmal annähernd erfüllen konnte. Wenig überraschend also, dass auf dieser Position erneut etwas gemacht wurde - und das im großen Stil, denn mit 40 Millionen Euro Ablöse wurde Ederson mal eben zum zweitteuersten Torhüter der Geschichte. Der Brasilianer, der nächste Woche 24 wird, wandelte schon in der Preseason permanent zwischen Genie und Wahnsinn, paarte Glanzparaden mit vogelwilden Ausflügen. Es wird sich zeigen, wie gut die heftige Ablösesumme bei Ederson angelegt ist.
Prognose: 1.
Starker Kader, fette Investitionen - rein auf dem Papier dürfte City als Favorit ins Meisterschaftsrennen gehen. Das ist im August aber fast immer so, und es wird sich zeigen, ob sie es diesmal auf dem Platz auch umsetzen können.