Ist es bei Klopp eigentlich so schwer, einen Mittelweg zu finden? Ich verfolge die Spieltagsthread ja nie, deswegen kann es gut sein, dass ich manche Dinge nicht mitbekomme, aber für mich ist das mittlerweile die nervigste Diskussion hier im Fußballforum. Ich will jetzt niemand pauschal verurteilen, aber viele diskutieren da einfach nur in den Extremen.
Für mich ist Klopp ein herausragend guter Trainer, der aber als Sportdirektor/Kaderplaner oft zu sehr auf Plan A fixiert ist. Und wenn Plan A nicht funktioniert lümmelt er lieber weiter mit Spielern herum, die das geforderte Niveau nicht haben, statt auf Plan B oder C zu setzen, das Team damit zu verstärken, und dann später nochmal einen Angriff auf Plan A zu unternehmen. Klopp legt extrem viel Wert auf die Kultur in der Mannschaft. Und das ist per se ja auch richtig. Aber manchmal muss man in dem Geschäft eben auch hart sein und sagen: bei Spieler XYZ reicht es einfach nicht, den sortiere ich aus und versuche, das bestmögliche Upgrade zu bekommen.
Aus dieser Schwäche heraus kommt es dann dazu, dass er zu oft Punkte gegen die kleinen Mannschaften liegen lässt. Es fehlt einfach an Tiefe in der Mannschaft, die er, durch seine skizzierte Fixierung auf Plan A bei den Transfer Targets, mMn zumindest mitzuverantworten hat.
Gleichzeitig ist Klopp herausragend gut gegen die großen Gegner. Da geht seine Pressingtaktik voll auf und in der Spitze ist seine Mannschaft ja auch auf einem guten Niveau. Deswegen wird es auch für jeden Gegner in der CL sehr unangenehm werden, gegen Liverpool zu spielen. Ich glaube nicht, dass sie am Ende den CL Titel holen, aber ich bin mir sicher, dass niemand jubelt, wenn du das Los Liverpool in der KO-Runde ziehst. In der Meisterschaft ist es allerdings wichtig, genug Breite im Kader zu haben, zumindest wenn du um Platz 1 mitspielen willst (und dabei noch Dreifachbelastung hast, Chelsea hatte letzte Saison ja auch nicht wirklich viel Breite im Kader). Das hat Liverpool noch nicht.
Das ist jetzt meine Meinung zu dem Thema. Habe die Weisheit sicher auch nicht mit Löffeln gefressen, völlig klar. Aber warum kann man nicht auf einer Ebene außerhalb der Extremen (Klopp ist Gott und wird nur nicht Meister, weil Liverpool so wenig Geld ausgibt vs. Klopp ist überschätzt, wenn er so gut wäre wie seine Fans sagen würde er Meister werden) diskutieren? Ich will jetzt nicht sagen, dass ich zu 100 % Recht habe, aber für mich sind meine Argumente/Thesen jetzt nicht unbedingt gewagt, sondern ziemlich offensichtlich.