2. Halbzeit
49. Minute
Farnerud, das Spiel intelligent und aufmerksam bestimmend, setzt Hilbert ein, der sich aber leider, anstatt den Alleingang zu suchen, zu einem Schuß aus der zweiten Reihe entschließt. Trotz der beeindruckenden Höhe des Gelsenkirchner Hallendachs, wird das Leder später am Taxistand in Nähe des Haupttribünenausgangs gefunden.
57. Minute
Die Atmosphäre wird zunehmend frostiger und erinnert mehr und mehr an das Szenario von „Soweit die Füße tragen“ in der originalen Schwarz-Weiß-Version. Der lautstarke Chor der „Original Ruhrkosaken“ stimmt ein wehmütiges „Stenka Rasin“ an. Trostlos. Die Schalker finden kein Durchkommen, der VfB will offensichtlich mit der Führung auskommen. Kann vorkommen.
68. Minute
Das Spiel plätschert dahin. Die Aktionen der Aktiven erscheinen fast noch ruhiger und langsamer, als eine 2 stündige Arte-Dokumentation über Störfischer an der Wolga oder über die Eisbrecher des Weissen Meeres. Staudt, der in der Halbzeit versehentlich noch „ein Wässerle“ verlangt hatte, schlummert selig den „Schlaf des Bezechten“.
79. Minute
Nur einer kann Schalke helfen: Bordon. Der Verzweiflungsfreistoß aus 48 Metern hilft aber nicht entscheidend weiter.
88.Minute
Der unglücklich beim Traben gestürzte Streller verlangt nach medizinischer Behandlung. Das Mediteam des VfB Stuttgart erweckt mit den neuen Medizinkoffern allseits große Erheiterung, insbesondere deshalb, weil die ungeeigneten Griffe, durch den beim Laufen entstehenden JoJo-Effekt, „fatzen“. Nach der rückstandslosen Entfernung von Müll und Mull vom Rasen, begeben sich die Heilsbringer wieder auf ihre Plätze, Streller verläßt letztlich für einen weiteren Defensiven das Feld.
Abpfiff.
Stuttgart feiert fassungslos und fürchtet bereits die Folgen. Der aschfahle Horst Heldt verweigert zunächst jede Stellungnahme, gibt dann aber zerknirscht ein improvisiertes Statement zum Besten: „Eigentlich eine Katastrophe, denn wir haben jetzt eindeutig unser Saisonziel verfehlt.“ Auch Armin Veh, mühsam um Fassung und Sachlichkeit ringend, meint: „Diese ewige Gewinnerei gegen direkte Konkurrenten wird uns noch schwerstens zu schaffen machen. Das kommt alles viel zu früh. Wir gehören da oben einfach nicht hin. Es ist alles nur ein Versehen, Herrgott nochamal!“ Die Schalker sehen die Sache anders. Die ersten marodierenden Tatarenhaufen plündern die Bratwurststände, entfesselte Rotgardisten stürzen derweil die Kolossalstatue. Das Winterpalais von Schnusenberg wird gestürmt, Slomka und Müller werden für morgen abend vor die Schalker Duma zitiert. Einzig Timo Hildebrand sieht das Scheitern des VfB, an seinen Saisonzielen gemessen, gelassen. „Mein persönliches Ziel ist es ja eh einen neuen Verein zu finden.“ Auch die Timo interviewende ARENA-Reporterin meldet sich zu Wort: „Und mein persönliches Ziel ist es mittlerweile einen neuen Freund zu finden!“ In ihrer Wut ist sie, für alle ARENA-Abonnenten unstrittig, noch goldiger. Ach, diese Mädels!