(Keystone)
Er hatte schon geweint nach Siegen in Roland Garros. Hatte sich auf den Boden geworfen, ein Bündel von Emotionen. Rafael Nadals Reaktion auf seinen 13. Sieg aber war neu und ungewohnt. Er sank auf die Knie und lachte. Vielleicht dachte er selber kurz darüber nach, dass er vor dem Turnier so negativ wie noch nie gewesen war, davon gesprochen hatte, dass diese Bedingungen die für ihn bisher schwierigsten in Paris sein würden.
Das Finale war aber zu einer Demonstration geworden, an deren Ende er, was die GS-Titel betrifft, erstmals mit Roger Federer gleichzog: 20:20. "Das ist für mich heute nicht wichtig", sagte er an der Siegerehrung, an der er dann doch Tränen in den Augen hatte. Vielmehr sprach er von diesem schwierigen Corona-Jahr, und er wolle auch eine Botschaft an die Menschen dieser Welt verbreiten: "Keep going. Stay positive and all the very best. We will get through this."
Beim 6:0, 6:2, 7:5 revanchierte er sich bei Novak Djokovic unerwartet klar für die Abfuhr in ihrem letzten GS-Finale, das er 2019 in Melbourne 3:6, 2:6, 3:6 verloren hatte. "Ich bin kein Mann der Revanchen. Es ist sogar befriedigender, 6:4 im fünften Satz zu gewinnen, als ohne Satzverlust. Dennoch gehört dieser 13. Paris-Titel zu meinen wertvollsten. Es waren Bedingungen, wie ich sie selber nie wählen würde. Aber ich machte das Beste draus. Ich hatte Zweifel, als ich ankam, aber ich fühlte mich mit jedem Tag besser."
Federer war einer der Ersten, der ihm über die sozialen Medien gratulierte. Nadal sei sein grösster Rivale gewesen über die Jahre, und er sei sicher, dass sie sich gegenseitig zu besseren Spielern gemacht hätten. "Deshalb ist es eine echte Ehre, ihm zum 20. Grand-Slam-Titel zu gratulieren." Er hoffe, die 20 sei nur ein weiterer Schritt ihrer gemeinsamen Reise, die noch nicht beendet sei.
"Ich bin ein Anhänger der Sportgeschichte und habe nie versteckt, dass ich gerne am meisten Majortitel gewinnen würde. Aber ich muss einfach meinen Weg gehen. Ich denke nicht immer daran, wie viele Grand-Slam-Titel die anderen haben, ob meine Nachbarn grössere Häuser, Jachten oder ein besseres Telefon haben." Als er auch noch anfügte, es bedeute ihm viel, die 20 mit Federer zu teilen, schien es fast, als ob er hoffe, dass es einst bei diesem Unentschieden bleiben würde.
(Quelle: z.T. tagesanzeiger.ch/René Stauffer)