Für wen genau?
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Für Menschen die an Depressionen leiden? Weil ich ihnen das Recht abspreche ihre Krankheit als Rechtfertigung für einen Selbstmord herzunehmen?
Für die Angehörigen? Weil ich sie aus der Verantwortung nehme und dem Selbstmörder die Schuld gebe?
1.) Nein, weil du die Krankheit trivialisierst und zum Teil echt ins Lächerliche ziehst. Nicht jeder Depressive ist so stark gefährdet wie Robert Enke, aber ich denke mal jeder davon kann sich in den Gedankengang von ihm einfühlen. Und wenn du darüber Witze machst (weil du nen Wahnsinns Hass auf Selbstmörder schiebst), dann treffen die Witze jeden Betroffenen. Kannst du lustig finden, ist aber im Endeffekt arschig.
2.) Vielleicht hat Teresa Enke mal zwischendurch Wut empfunden, ich weiß es nicht, möglich wärs. Aber wer sie gesehen hat und auch einfach nur den gesunden Menschenverstand bemüht, der weiß - sie ist endlos traurig über den Verlust. Da würde sie sich garantiert nicht darüber freuen, nur weil du hier Robert Enke beschimpfst und eine unheimliche Ignoranz gegenüber Depressionen an den Tag legst. Auch wenn du dich jetzt als "Held" für alle "Opfer" dieser "egoistischen" Selbstmörder feierst, die es einfach nur verpeilt haben, positiv zu denken
Also ja, deine Beiträge treffen auch die Angehörigen.
Ich gebe zu, dass ich evtl. mit Bezeichnungen wie "egoistisches *********" für Selbstmörder, die durch ihre Depressionen keinen Ausweg mehr für sich sehen, zu hart bin. Eine Beschimpfung haben sie nicht verdient. Das sehe ich ein.
Aber ich bleibe dabei, dass die Tat in sich egoistisch ist.
Natürlich ist sie egoistisch. So ziemlich alles, was Menschen tun, ist egoistisch.
Mitgefühl für den Selbstmörder bedarf es mMn auch nicht, da er sich ja seinen Wunsch erfüllt hat und sich quasi "erlöst" hat.
Du hast offenbar noch nie etwas getan, dass du bereut hast?
Heißt das, dass der Rest der Menschheit keine Witze darüber machen darf? Ich würde ganz klar Nein sagen. Denn Humor über Katastrophen, Tragödien etc. ist für mich ein ganz normaler menschlicher Abwehrmechanismus.
Aha, das war von dir also einfach nur eine Abwehrreaktion, weil es dir so nahegeht?
Im Übrigen ist mir natürlich klar, dass bei den Enkes nie so ein Witz gebracht werden würde. So Depressionen werden vermutlich in der Familie liegen.
Da is man dann halt nicht so locker und lebensfroh wie jemand der in ner Großfamilie mit lauter gesunden, allergiefreien (wenn jemand ne Allergie haben sollte ist er damit zumindest noch niemandem auf den Sack gegangen) Mitgliedern.
(Sorry, aber den Einschub konnte ich mir einfach nicht mehr verkneifen)
Auch wenn das jetzt wieder ein "toller" Witz war (haha): Depressionen treffen auch "lustige" Menschen. Für dich vielleicht unglaublich, weil man sich ja nur positive Gedanken machen muss, aber stimmt trotzdem.
Ich wollte damit andeuten, dass ich der festen Überzeugung bin, dass die meisten Krankheiten durch die richtige Einstellungen überwunden werden können, bzw durch die richtige Erziehung eine Triggerung der Anlagen vermieden werden kann. Aber ich gehe davon aus, dass Depressionen durch depressives Verhalten der Eltern bei der Erziehung der Kinder mitverursacht und bei diesen getriggert werden. Daher schließe ich darauf, dass die Enkes nicht gerade ein lebensfroher Haufen sind die einen derartigen Schlag einfach mal so mit der Zeit wegsteckt und nach paar Jahren auch mal nen Witz darüber reißen kann. Deshalb war es unsinnig von mir, das Szenario mit dem Witz während der Familienfeier überhaupt in Betracht zu ziehen.
Du kennst weder die Enkes, noch deren Erziehung, noch hast du Ahnung von dem was du redest.
Es gibt natürlich die Möglichkeit, eine Depression durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen zu bekämpfen. Das hilft aber längst nicht allen Erkrankten, da machst du es dir zu einfach. Und wenn es jemandem nicht hilft heißt das auch nicht, dass er sich zu wenig Mühe gegeben hat.
Kein Kind kommt depressiv auf die Welt. Kinder lernen Verhalten von ihrer Umgebung. Wenn die Eltern auf Probleme mit einer depressiven Einstellung reagieren wird ein Kind das als Bewältigungsmechanismus für Probleme auffassen und das Verhalten imitieren. Und ich behaupte, dieses depressive Verhalten senkt dann eben die Schwelle die benötigt wird um letztendlich die Krankheit auszulösen.
Aha. Depressives Verhalten. Depressive Einstellung. Depressiver Bewältigungsmechanismus. Depressive Imitation. Meine Fresse, was für ein Geschwätz. Warum bist du so scharf darauf, die Krankheit erklären und lösen zu können, ohne überhaupt die Motivation zu haben, dich ernsthaft damit auseinanderzusetzen? Ist es dir wirklich so wichtig, moralisch über Selbstmörder zu urteilen?
Man ist depressiv? Ist aber scheinbar kein Dauerzustand. Denn die meisten depressiven Menschen haben ja immer wiederkehrende Phasen in denen die Depression stärker ausgeprägt ist und bessere Phasen in denen es ihnen gut geht.
Und natürlich gibt es depressives Verhalten und eine depressive Einstellung. Wenn ich Morgens aufwache aus dem Fenster seh und der Himmel ist wolkenverhangen und grau, denke ich mir auch: "Och Nöö ich hab keinen Bock" und lass den Wecker noch paarmal klingeln bevor ich endlich aufstehe.
Ich hab eine gewisse Lustlosigkeit die ich abschütteln muss. Ich würde das durchaus als depressives Veralten/Einstellung beschreiben.
Nun kommt es eben drauf an, ob man sich weiterhin lustlos zur Arbeit/Schule schleppt um sich da dann an jeder Kleinigkeit die einen stört aufzuhängen, oder ob man sich innerlich nen Ruck gibt oder von jemand anderem nen Tritt in den Hintern bekommt und sich damit beschäftigt Dinge positiv wahrzunehmen.
Mir kann niemand erzählen, dass bei Menschen im 2. Fall (bei gleicher genetischer Veranlagung) nicht wesentlich unwahrscheinlicher ist, dass die Krankheit tatsächlich ausbricht.
Nehmen wir nun an, dass die erste Person die Mutter ist. Sie weckt ihr Kind ist dabei total verstimmt, macht sich keine Mühe freundlich zu dem Kind zu sein bzw. ihre Lustlosigkeit zu verbergen. Das Kind merkt doch, dass seine Mutter Probleme hat und scheinbar ist es okay auf Probleme mit Verstimmung Lustlosigkeit und Niedergeschlagenheit zu reagieren. Auch hier kann mir niemand erzählen, dass das Kind nicht durch das Verhalten der Mutter wesentlich stärker gefährdet sein wird, depressiv zu werden, als wenn die Mutter sich Mühe machen würde, ein frohes Gesicht aufzusetzen, dem Kind einen Abschiedskuss zu geben und ihm hinterherzuwinken.
Solomo und L-X haben ja schon viel gutes in ihren letzten Postings geschrieben, trotzdem nochmal dazu:
1.) Lustlosigkeit ist nicht = Depression. Jeder hat mal keinen Bock auf etwas.
2.) Die Einstellung von nicht-Depressiven, dem Depressiven einfach nur mal "in den Hintern" zu treten, damit man ihm hilft, die Krankheit zu überwinden, ist Bockmist. Wenn man depressiv ist, ist man erstmal depressiv. Wenn man nicht aus dem Bett kommt, dann kommt man nicht aus dem Bett. Das wichtigste ist erstmal, diese Tatsachen anzunehmen, was noch nicht bedeutet, sich damit abzufinden. Der Depressive will verstanden werden, er will Mitgefühl für seine Situation haben, und nicht dieses "Ja nun stell dich mal nicht so an, ich schaff es doch auch jeden Morgen aus dem Bett, auch wenn ich nicht immer Bock habe." Das habe ich einer Freundin auch erstmal lange klar machen müssen, bevor diese die Situation ihrer Schwester begriffen hat - nein, sie hat nicht einfach nur "keine Lust" und ist faul, sie *kann* in diesem Zustand eben nicht (beide wurden übrigens von den gleichen Eltern erzogen, soviel zum "Abschauen"
). Heute versteht sie sich mit ihrer Schwester sehr gut und kann sie - da sie im Gegensatz zu dir mittlerweile Ahnung hat - auch viel besser unterstützen.
3.) Ein "frohes Gesicht" verhindert keine Depression. Und Depression kann man nicht erlernen oder von irgendwem abschauen.
Da ist so viel Unwissenheit dabei, und trotzdem vertrittst du deine Thesen mit einem Selbstbewusstsein, als ob du das studiert hättest. "Mir kann niemand erzählen, dass... " Doch, kann man. Sollte man sogar. Du vereinst viele der gängigen Vorurteile über Depressive in dir.