@ Rhaeger
Hast Du das FInale gestern Abend noch gesehen? Kam dann doch etwas anders als erwartet. Söderling kapierte wohl erst bei 0-4 dass das Spiel angefangen hat.
Ja, der erste Satz war wieder enorm wichtig in dieser Partie. Anders als viele vorherige Gegner von Federer bei diesem Turnier ist Söderling nur ganz schlecht in die Partie gekommen und hat es Federer leicht gemacht seinen Rythmus zu finden. Und wenn ein Federer einmal in ein Match hereingefunden hat und auch noch locker den ersten Satz gewinnt, ist es ganz schwierig ihn nochmal in Schwierigkeiten zu bringen.
In der Liste der besten Spieler der Open Era muss man Federer jetzt an Nummer 1 setzen, da führt einfach kein Weg mehr vorbei. Hier mal meine aktuelle Bewertung:
1.) Roger Federer (SUI)
14 Grand-Slam-Titel, größte Dominanz in der Open-Era-Geschichte über einen Zeitraum von drei Jahren. Alle Grand-Slam-Turniere auf drei verschiedenen Platzbelägen gewonnen. Manko: fehlende Konkurrenz zumindest in den Jahren 2004-2007.
2.) Pete Sampras (USA)
14 Grand-Slam-Titel, 6 Jahre die Nummer 1 der Welt, von 1990 bis 2001 war er ununterbrochen in den Top-10 der Welt, 7 Titel in Wimbledon, bei den US Open bei 14 Teilnahmen neunmal im Halbfinale. Einziges Manko: der fehlende Sieg bei den French Open.
3.) Björn Borg (SWE)
11 Grand-Slam-Titel, der dominierende Spieler der Jahre 1977-1980, positiver Rekord gegen Connors und Lendl, gegen McEnroe ausgeglichen. Schaffte dreimal in Folge das Roland Garros-Wimbledon Double. Unglücklich bei den US Open, bei den Australian Open nur einmal angetreten. Mit etwas mehr Glück hätte er den Grand-Slam gleich mehrfach gewinnen können. Insgesamt nicht allzuweit von Sampras und Federer entfernt.
4.) Ivan Lendl (USA)
8 Grand-Slam-Titel, galt zu Beginn seiner Karriere als Verlierertyp, schaffte es später aber aus dem Schatten von Connors und McEnroe und dominierte die Jahre 1985-1987. Bewährte sich im hartumkämpftesten Jahrzehnt der Open-Era-Geschichte. Manko: der fehlende Sieg in Wimbledon, zudem seine schlechte Bilanz in großen Endspielen.
5.) Jimmy Connors (USA)
8 Grand-Slam-Titel, wurde 1974 durch seine Sperre bei den French Open womöglich um den Grand-Slam-Gewinn gebracht. Die ersten Jahre seiner Karriere waren die besten, später wurde er von McEnroe, Lendl und auch Wilander größtenteils beherrscht. Profitierte vom Weltranglistensystem, das ihn in den Jahren 1974-1978 zur Nummer 1 der Weltrangliste machte, obwohl er 1975 mindestens Ashe und Borg und 1977, 1978 Borg unterlegen war. War bei seinem Comeback 1982 wohl noch einmal der beste Spieler der Welt, bevor er um den Kampf um die Weltspitze nicht mehr regelmäßig eingriff. Manko: sein fehlender Sieg bei den French Open, wo er viermal im Halbfinale scheiterte.
6.) Andre Agassi (USA)
8 Grand-Slam-Titel, für ihn spricht sein Karriere-Grand-Slam, bei dem er allerdings auch oftmals von glücklichen Umständen profitieren konnte. Zudem ist seine Langlebigkeit zu erwähnen, zwischen seinem ersten Grand-Slam-Finale 1990 bei den French Open und seinem letzten bei den US Open 2005 lagen mehr als 15 Jahre. Den Vergleich mit Lendl und Connors verliert er trotzdem aufgrund seiner fehlenden Dominanz. Lendl dominierte drei Jahre lang, Connors mindestens auch drei. Agassi dagegen hing schon früh ein ähnliches Verliererimage wie Lendl an, von dem er sich im Verlauf seiner Karriere aber hingegen nie richtig befreien konnte. 1995 war er Sampras im vielleicht wichtigsten Spiel seiner Karriere bei den US Open unterlegen und 1999 profitierte er von den Verletzungsproblemen von Sampras, der ihn bei 4 von 5 der direkten Duelle in diesem Jahr bezwingen konnte. Agassi war ein Fitnessfanatiker, der aufgrund dessen auf dem langsamen Hardcourtbelag der Australian Open oft gewinnen konnte, in Wimbledon und den US Open nach 1999 aber besseren Gegnern unterlegen war.
7.) Rod Laver (AUS)
5 Grand-Slam-Titel (Open-Era), obwohl bereits 30 Jahre alt, schaffte Laver es trotzdem die ersten drei Jahre der Open-Era zu prägen. 1969 gelang ihm der zweite Grand-Slam-Gewinn seiner Karriere, diesmal sowohl gegen die besten Amateurspieler als auch gegen die Rivalen der Profiserie. Dennoch reichen diese Erfolge nicht aus, um Laver in die vorderste Reihe der besten Open-Era-Spieler zu befördern, bei einer Liste der besten Spieler aller Zeiten kommt man um Laver allerdings nicht herum. Den Vergleich mit John McEnroe und Rafael Nadal gewinnt er dennoch aufgrund seiner Siege bei allen vier Grand-Slam-Turnieren und McEnroes relativ kurzen Erfolgsphase bzw. Nadals bisher recht kurzer Karriere.
8.) Rafael Nadal (ESP)
6 Grand-Slam-Titel, dabei Siege bei drei unterschiedlichen Turnieren. Der einzige Spieler, der den dominierenden Spieler der 2000er-Jahre regelmäßig bezwingen konnte und unter anderem seine Wimbledon-Serie beendete. Dazu 2008 Nummer 1 der Welt und Olympia-Sieger.
9.) John McEnroe (USA)
7 Grand-Slam-Titel, für McEnroe spricht die persönliche Bilanz gegen Borg, dessen Serie er auf Gras beenden konnte und dem er auch zwei Titel bei den US Open verweigerte. Zudem konnte McEnroe den persönlichen Vergleich gegen Connors für sich entscheiden und auch der Vergleich gegen Lendl kippte erst in den späten Jahren der Karriere von McEnroe. McEnroe war der unangefochten beste Spieler der Jahre 1983 und 1984, verschwand aber schon im Alter von 26 Jahren aus der absoluten Weltspitze. Zudem fehlen sowohl die Australian Open (einmal Halbfinale) und French Open (einmal Finale) in seiner Erfolgsbilanz.
10-12) Boris Becker (GER), Stefan Edberg (SWE), Mats Wilander (SWE)
Kommen wir zur schwersten Entscheidung in der Liste, den Platzierungen 10-12. Es ist relativ schnell ausgemacht, dass nur die Spieler Becker, Edberg und Wilander für diese Plätze in Frage kommen, aber die Reihenfolge ist sehr schwierig. Wilander gewann die meisten Grand-Slam-Titel der drei Spieler (7) und war in den Jahren 1983-1985 einer der besten Spieler auf der Tour, zudem erreichte er 1987 und 1988 noch fünf weitere Grand-Slam-Finals und konnte als erst dritter Spieler in der Open-Era drei Grand-Slam-Titel in einer Saison gewinnen. Manko: nur 1988 war er der dominierende Spieler der Welt, zudem blieb er in Wimbledon ohne große Erfolge. Insgesamt tendiere ich dazu Wilander den ungeliebten 12. Platz zuzusprechen.