Gleich mal zu Beginn: Mir ist bekannt, dass es aktuell eine Corona-Pandemie gibt. Mir ist weiterhin bekannt, dass die Etats allgemein runtergefahren werden mußten, auch und v.a. bei uns und dass wir diese Saison kleinere Brötchen backen müssen und dass es in erster Linie darum geht nicht abzusteigen und finanziell über die Runden zu kommen.
Es sollte deshalb dennoch möglich sein hier Dinge anzusprechen und darüber - auch mit unterschiedlichen Meinungen - zu diskutieren, sonst können wir dieses Forum auch in den Lockdown schicken und uns irgendwann nächstes Jahr wieder hier treffen. Solange es sachlich bleibt und Menschen nicht unter der Gürtellinie angegriffen werden, sehe ich das nicht als schlecht machen oder fehlende Fantreue. Meine Meinung.
Es ist ja auch nicht alles schlecht - aber genau da liegt ja auch das Hauptproblem. In nahezu allen Spielen bisher hat die Mannschaft ja über mehr oder weniger weite Strecken gut bis sehr gut mitgehalten und das fast unabhängig vom Etat des jeweiligen Gegners. Aber genauso kam dann in fast jedem Spiel plötzlich ein katastrophaler Bruch im Spiel, als ob die Spieler plötzlich alle auf einmal ihr (Basketball-)Hirn ausschalten würden. Danach wurde es meist vogelwild und BBL-unwürdig. Und genau das verstehe ich absolut nicht und hier kommt durchaus auch der Trainer mit ins Spiel. Es kann auch nicht nur an den Nerven liegen, denn warum sollte man bei über 20+ gegen Chemnitz plötzlich nervös werden ? Wucherer spricht das ja selber nach beinahe jedem Spiel an, aber er scheint offensichtlich kein Rezept dagegen zu finden.
Die Defense, die (v.a. Offensiv-)Rebounds und den Einsatzwillen sehe ich nicht als unsere größten Problemfelder, das ist über weite Strecken eigentlich für unsere Verhältnisse ok.
Das Hauptproblem ist das absolute Fehlen jeglicher Systeme. Persons und Hunt bringen den Ball nach vorne, aber in den allermeisten Fällen schließen sie dann auch selber ab - mal mehr und mal weniger erfolgreich. Die Frage ist, ob es überhaupt keine Systeme bei uns gibt oder ob es schlicht und ergreifend sinnfrei ist, Spieler an der Dreierlinie freizuspielen, wenn man mit Flo nur einen einzigen richtigen Dreierschützen im Team hat, der aktuell aber hauptsächlich Angst hat überhaupt zu werfen. Was bleibt einem PG dann übrig, als es schließlich doch selber zu versuchen ?
Dazu kommen einfach zu viele Baustellen im Team, die immer wieder und leider viel zu oft alle gleichzeitig im Spiel auftreten:
- Persons ist kein Schlechter, relativ sicherer Ballvortrag und meist guter Abschluss. Ich denke ihm fehlen einfach die Chancen, seine Mitspieler besser ins Spiel zu bringen (s.o.).
- bei Smith denke ich mittlerweile auch, dass er technisch schlicht und ergreifend zu limitiert und damit nicht BBL-tauglich ist. Da wird auch in Zukunft nicht sehr viel mehr kommen können
- Obiesie darf man nie als PG einsetzen, weil er keinen Ball unfallfrei nach vorne bringen kann. Sobald er dabei etwas härter angegangen wird ist der TO eigentlich schon vorprogrammiert. Auch seine Würfe sind einfach zu unkonstant
- Ward könnte sicherlich mehr, aber ihm wird seine Hektik und Unüberlegtheit immer wieder zum Verhängnis. Wenn er sich mal warmgeschossen hat kann er zwar auch zum Topscorer werden, aber in den meisten Fällen geht es irgendwann schief und dann geht kaum noch was sinnvolles
- Hunt hat sicher viel Talent, aber bei ihm geht es auch in erster Linie darum, selber seine Würfe zu erarbeiten. Manchmal klappt es und manchmal nicht. Für einen richtigen PG ist das aber zu wenig.
- Chapman ist sicherlich ein guter Spieler, aber auch ich habe meine Zweifel, ob und wann er wieder der Alte wird oder werden kann. Gestern katastrophal
- King im ersten Spiel Top und gestern absoluter Flop - hat meist nur die Bälle an den nächsten Spieler "übergeben" und konnte v.a. am Anfang die Bälle nicht festhalten. Ob er uns tatsächlich weiterhelfen kann und wird muss man abwarten.
- Sears sicherlich ein sehr guter Spieler. Was er unter dem Korb anstellt ist schon sehr gut. Leider fehlt ihm (noch ?) die körperliche Fitness, v.a. in der Defense
- über Felix muss man nicht viele Worte verlieren. Er ist der absolute "emotional Leader" und bringt in jedem Spiel das, was er kann - nicht mehr aber v.a. auch nicht weniger. Ich denke aktuell neben Persons und Sears unser wichtigster Spieler.
- bei Hassfurther hat man anfangs der Saison sehr ermutigende Dinge gesehen. Er ist sehr sicher im Ballvortrag und hat mittlerweile offenbar auch seine Angst vor dem Wurf abgelegt. Schade, dass er so lange ausgefallen ist
Wie oben gesagt, es ist nicht alles schlecht, aber insgesamt leider zu Vieles - und das liegt meiner Meinung nach nicht in erster Linie am zu knappen Etat. Es sind zu viele Baustellen auf einmal und wenn es Wucherer nicht irgendwann mal gelingt, zumindest ein paar davon abzustellen, dann müssen wir uns wohl tatsächlich darauf einstellen, dass die Spiele weiterhin so ablaufen wie bisher. Ich denke auch nicht, dass wir am Ende absteigen - falls die Saison überhaupt gespielt werden kann - aber ein etwas "gepflegterer" Basketball wäre zum Anschauen schon schön. Dann kann ich auch mit den Niederlagen besser umgehen, egal ob eingeplant oder nicht.