Frauen Schach-WM
Halbfinals 1. Partien:
WGM Tan, Zhongyi, China 2502 vs. GM Harika, Dronavalli, Indien 2539 1 : 0
Die zähe Chinesin Tan, welche schon die Favoritin Ju aus dem Rennen warf, traf im Halbfinale auf die höher eingestufte Inderin Harika. Tan führte die weissen Steine. Die Partie folgte bis zum 15. Zug bekannter Theorie. Selbst Harikas 15. Tfe8 wurde schon gespielt, übrigens mit Gewinn von Weiss. Ueblicher und wohl auch n Tick besser ist hier 15. Lb7xe4. Eine Variante, die statistikmässig bessere Ergebnisse für Schwarz ergibt. Bis zum 29. Zug wurde hin und her laviert, ohne dass in der Stellung wesentliches verändert worden wäre. Klar war höchstens, dass Tan versuchte, einen direkten Königsangriff zu organisieren. Harikas erste wirkliche Ungenauigkeit war dann wohl ihr 28. Dc3?!, welches sich wohl als zu langsam erweist. Nach Tans konsequentem 29. h5! stand die Chinesin besser. Nach Verdoppelung der Türme Tans sah sich Harika einer schwierigen Verteidigungsaufgabe gegenüber. Mit der Ueberführung des Turms auf g3 gelangte Tan zu einer positionellen Gewinnstellung. Harika verteidigte sich recht einfallsreich und gerade als man dachte, vielleicht windet sie sich doch noch raus, spielte sie 36. Tf8?!, was sofort von Tans 37. Le7! widerlegt wurde. Danach war die Partie im Grunde entschieden. Tan spielte zum krönenden Abschluss das wunderschöne 44.Txh6 worauf Harika aufgab. Wer sich wundert, ob das nicht zu früh war, führe ich die Variante: 44.Dxh6, 45. Dxh6, gxh6, 46. Lf6 Tg7, 47. Txc7! Kh7, 48. Lxg7 mit Gewinn an. Tolle Partie von Tan, keine Frage.
GM Kosteniuk, Alexandra, Russland 2549 vs. GM Muzychuk, Anna, Ukraine 2558 0 : 1
Nach dem Ausscheiden der Chinesin Ju gilt die Ukrainerin Muzychuk als Topfavoritin auf den WM-Titel. Im Halbfinal führte sie die schwarzen Steine gegen die Russin Alexandra Konsteniuk, welche auch den Schweizer Pass besitzt. Nach einer französischen Eröffnung kam Kosteniuk gut in die Puschen und konnte Muzychuk gut unter Druck setzen. Beide Spielerinnen zollten dem Druck sichtbar Tribut und leisteten sich in der Folge diverseste Ungenauigkeiten. Nachdem Kosteniuk auf der c-Linie verdoppelten Türme Muzychuks neutralisieren konnte, errang sie nachhaltigen Vorteil. Nachdem Kosteniuk ihren Springer im 41. Zug auf e6 reinzwitscherte, dachte ich, dass dies die Entscheidung sein müsste, insbesondere, da Muzychuk nicht etwa das gute Te7!? spielte, sondern das schwächere Txc3?!, Nach 42. Txc3, Txc3 stand Weiss auf Gewinn. Wie jede Schachspielerin oder Schachspielerin weiss gibt es nichts schwierigeres als "gewonnene" Partien wirklich zu gewinnen, wie wir in der hier vorliegenden Partie noch sehen werden. Nun hatte Kosteniuk die Chance, den fragilen Bauer auf f2 mit 43. Kg1 zu decken, das Schlagen des Springers auf e6 musste sie wegen dem Trick 44.De5!! nicht fürchten. Stattdessen rettete Kosteniuk im 43. Zug ihren Springer auf d4 und gab einen guten Teil ihres vorsprunges preis. Kosteniuk stand noch immer besser, allerdings durchaus noch in Remisbreite. Wie brutal Schach sein kann, musste Kosteniuk dann beim 56. Zug erfahren, als sie Se5?? zog. Ein grober Schnitzer, welcher die Bedeutung der a8/h1 Diagonalen und der möglichen Springergabel nach Txe5 auf f3 komplett unterschätzte. Statt besserer Stellung stand Kosteniuk nach diesem Fehler sofort viel schlechter. Muzychuk liess sich nicht bitten und spielte das starke 56. Sg5!, was schlagen auf h3 oder den genannten Trick Txe5!! , Dxe5 Sf3!! droht. Nachdem sich der Schlachtenrauch verzog, sah sich Kosteniuk mit 2 Minusbauern in einem T und D gegen T und D Endspiel gegenüber. In besagt schlechterer Stellung unterlief Kosteniuk gleich noch ein Schnitzer mit 62. Dc3?, worauf der compi ein 18 zügiges matt ausspuckt. Muzychuk sah diese Mattfolge nicht, konnte ihre Stellung aber derart verbessern, dass Kosteniuk nach dem 64. Zug aufgab. Wahrlich ein Drama, was sich da abspielte und eigentlich hätte Kosteniuk es verdient gehabt, diese Partie zu gewinnen.