Königsindisch ... Katalanisch ... das sah alles mehr oder weniger ähnlich aus, was gestern gespielt wurde. Führte auch alles zum Remis, aber auf recht unterschiedliche Weise.
Caruana-Karjakin war schnell vorbei. Bei den ersten vier Zügen wählten die beiden übrigens die selbe Eröffnung, wie bei ihrem Remis im Kandidatenturnier 2016.
die Leichtfiguren verschwanden schon bald vom Tisch und nachdem auch die Türme das Feld verließen folgten sogleich die Damen. Mit symmetischer Bauernstruktur und unterschiedlich farbigen Läufern war da nix mehr zu holen.
Ding gegen Mamedyarov dauert da schon etwas länger. Auch hier wurde katalanisch gespielt. Beide guckten ähnlich lange aufs Brett. Etwas spektakulär sah es aus, als Mamedyarov mit Läufer und Dame auf a3 vorpreschte, aber die Stellung entschärfte sich bald und führte zum Abtausch weiterer Leichfiguren. Nachdem sich die Bauernstruktur in der Mitte öffnete und noch zwei Türme abgetauscht wurden passierte nicht mehr viel. Keiner der beiden schien eine Idee zu haben, wie er noch in die gegnerische Stellung eindringen kann, ohne die eigene Verteidigung entschieden zu schwächen. Schade eigentlich, ich glaube da wär für beide noch was möglich gewesen und ich glaub so manch Spieler hätte da noch weiter gemacht ... z.B. ein Magnus Carlsen oder auch ein Kramnik gemessen an dem, was er so bei diesem Turnier zeigt.
Apropos Kramnik, jener spielte mit Wesley So die längste Partie des Tages, die sich aus einem abgelehnten Damengambit entwickelte (verbesserte Tarrasch-Verteidigung). So schaute eine Weile mit seiner Dame auf dem Königsflügel vorbei, was aber nicht viel einbrachte. Die Dame ging zurück auf h2 und wirkte da relativ deplatziert. Nach 21. d5 kam es zum Tausch der Bauern und der Türme auf der e-Linie. Sos Dame fand wieder mehr Platz in der Mitte und wenig später wurden weitere Leichtfiguren und auch die Türme auf der c-Linie abgetauscht. Mit weniger Figuren auf dem Brett sah der isolierte Freibauer von So auf der d-Linie nicht mehr schlecht aus, aber er konnte diesen nicht halten. Alles sah sehr ausgeglichen und nach Remis aus, aber Kramnik wollte noch weiterspielen. Beide manövierten ihre Damen über das Feld, um den Gegner jeweils Schach zu geben und die verbleibenden Bauern auf dem Damenflügel zu beseitigen. Danach ging dann nichts mehr.
Einen Sieg verpasst hat Levon Aronjan gegen Alexander Grischuk. Nach gut 18 Zügen wirkte Aronjans Stellung sehr stabil ... während die von Grischuk auf der schwarzen Seite eher so aussah, als würde sie ihm gleich um die Ohren fliegen. Aronjans Turm drohte auf der g-Linie, Grischuks Springer hatten wenig Platz, auf dem Damenflügel hatte Aronjan mehr Möglichkeiten und nachdem seine Bauern vorgesprescht waren, sah es für Aronjan deutlich besser aus, während Grischuk auch so langsam nicht mehr viel Zeit auf der Uhr hatte.
Aronjan holte sich dann auch Materialvorteil (Turm für Springer) und war auf der Siegerstraße. Warum er dann aber 24. Td1 spielte statt der langen Rochade weiß ich nicht. Vielleicht sorgte er sich darum, dass die schwarze Dame den König irgendwie hätte angreifen können ... aber hätte Grischuk das versucht, dann wäre er ohne die Dame in der Nähe des eigenen Königs sehr bald matt gewesen.
Nach Td1 steckte der weiße König fest, Grischuk spielte Sg5 und drohte mit Sf3, wodurch die beiden Läufer Aronjans an ihrer Stelle erstmal gebunden waren (der weiße Läufer hätte sonst über b5 mit eingegriffen). Die Stellung war damit ausgeglichen
Aronjan blieb bei seinem Plan, wandelte den c-Bauern um, damit der schwarze Läufer Platz macht, um dann mit seiner Dame anzugreifen.
Doch als Grischuk mit 27. ... Kg8 auswich, stand Aronjan plötzlich wieder auf Gewinn. Doch statt den Läufer auf c8 zu nehmen, spielte Aronjan Qd8+ ... vielleicht nahm er an, dass Grischuk nach h7 ausweicht und er dann den störenden Springer auf g5 kassieren kann. Doch Grischuk antwortete mit Qf8. Aronjan konnte den Springer nicht nehmen (ohne seinen Turm zu verlieren). Hätte Aronjan den Läufer geschlagen, dann hätte er klaren Materialvorteil gehabt, gepaart mit der deutlich besseren Stellung. Aber dazu kam es nicht ... die Damen, der verbliebene schwarze und einer der weißen Türme verschwanden vom Feld und damit war die Sache gegessen.
Schade für Aronjan ... mit zwei Siegen in Folge hätte er die Niederlage gegen Kramnik quasi vergessen machen können und hätte zur Spitze aufgeschlossen
Runde 6
Caruana trifft auf Grischuk. Letzterer spielt zwar schön, ist aber in diesem Turnier auch schon hier und da unter Druck geraten ... und manchmal wird seine Zeit auch knapp ... was aber bei Caruana zuweilen auch der Fall ist.
Aronjan spielt heute gegen So. Keine Ahnung, ob Aronjan sich noch in den Hintern beißt wegen des verpassten Sieges gestern. So spielt meiner Ansicht nach dieses Turnier eher zurückhaltend ... vielleicht wegen dem weniger erfolgreichen Start.
Ding trifft auf Karjakin. Für Karjakin wird das schnelle Remis gestern nach dem für ihn bislang enttäuschendem Turnier fast schon ne Erholung gewesen sein. Dings Partien dieses Turnier sind - verglichen mit manch anderen - eher unspektakulär ... er zeigt, finde ich, etwas weniger Initiative.
Top-Partie des Tages wird, denke ich, Kramnik gegen Mamedyarov sein. Allzu glücklich wirkten beide mit ihren Remis gestern nicht. Für beide geht es darum den Anschluss an Caruana zu halten