Apropos 'langes Schach' und der Remistod. No Castling Schach als (nicht neue) Idee - momentan von Kramnik gepusht und mit AlphaZero als Kronzeugen im Gepäck - nimmt ja langsam an Fahrt auf. Insbesondere im Fahrwasser des momentanen Schachhypes auf Twitch und co könnte eine so fundamentale Reformierung des Schachs mittel- oder langfristig vielleicht sogar gelingen.
All the rules of chess remain the same, just that both the players cannot castle. How does removing this one rule alter the game? Well, we decided to put this idea to test by getting 13 of the strongest Indian youngsters (average Elo: 2457) and holding the first ever No-Castling chess tournament...
en.chessbase.com
rückwärtsgewandtes Romantisieren des Golden Age oder dringend notwendige Reformation des zu Tode analysierten modernen Schach?
Ich find's als Idee erstmal ziemlich interessant und vor allem die Rolle AlphaZeros in diesem Prozess ungemein spannend.
grundsätzlich gibts im schach immer mal wieder interessante vorstösse, das spiel zu verändern, medientauglicher, noch spannender zu machen.
da ist auch schon sehr viel umgesetzt worden. (stichwort hängepartie, kürzung der bedenkzeiten, zunehmende bedeutung von online-turnieren, präsentation der turniere im netz mit engines usw).
wenn man mind. die regeln kennt und die anzeigen versteht, ist schach auch in der präsentation mittlerweile top und macht als kiebitz spass. die mitunter kultigen kommentatoren, kommentatorinnen sind da auch durchaus ne hilfe.
no castling schach ist eine spassige idee, welche sich aber mit sehr grosser wahrscheinlichkeit nicht durchsetzen wird.
finde nicht, dass schach eine grundlegende reform braucht. die wichtigen reformen wurden schon gemacht.
seit capablanca spricht man vom remistod. eingetroffen ist er nicht. dass eine partie bei beidseitig fehlerlosem spiel remis ausfallen müsste liegt im setup des spiels. natürlich brauchts insbesondere bei gm partien einiges, um die remisbreite zu durchbrechen, aber das gelingt genug oft. zudem heisst n remis nicht zwangsläufig, dass es kein feuer auf dem brett gibt. so viele stellungen sind double edged und kein mensch der welt kann sagen, wer da wirklich besser steht (nichtmal die compis können schach "ausanalysieren", meines wissens sind die erst bei ca. 5-6 stein endspielen soweit.).
richtig ist, dass die besten schachprogramme mittlerweile besser als die besten spieler sind. sie werden von den spitzenspielern auch genutzt, um die "löcher" in varianten zu finden, zur analyse, zur turniervorbereitung usw usf.
alternativen seh ich eher im fischer random chess oder auch chess 960 genannt, wo die anfangsstellung ausgelost wird. gibt durchaus gms, welche das ab und an spielen, aber durchgesetzt hat sich 960 nicht wirklich und eine riesenbedeutung hatte es nie.
gehe davon aus, dass das turnierschach noch lange in ungefähr der jetzigen form bestehen bleibt, ebenso wie der zweig der aktuellen online turniere.