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Ja, ich erinnere mich. Dein heißgeliebter Mou hat ja gegen Barca richtig anstürmen lassen.
Gegen Barca kann man aus meiner Sicht nicht anders Erfolg haben.
Was Du hier monierst, ist die Entwicklung des Fussballs hin zu extrem schnellen Angriffen, die aus einer kompakten Formation gefahren werden. Das hat grundsätzlich nicht wirklich viel mit einer defensiven Spielweise zu tun, sondern mit der Einsicht, dass Ballbesitz nicht zwingend zu Toren führt und man nur wenige Sekunden hat, bis die heute athletisch und taktisch extrem gut geschulten Spieler den Platz klein gemacht haben. Das ist das Problem. Der Platz ist "kleiner" geworden. Schaut man sich die 90er und selbst 2000er Jahre an, dann sieht man sehr plastisch, wie viel enger die Spieler heute das Spiel machen können, einfach weil die Plätze konstant groß geblieben sind, die Spieler ihn in der Defensive aber schneller abdecken können.
Das ist ja quatsch hoch drei. Der BVB spielt doch auch nach safety first. Bremen ist das einzige BuLi-Team, das jahrelang nicht aus einer gesicherten Defensive per Umschaltspiel gestürmt hat, sondern die offene Feldschlacht gesucht hat. Das resultierte dann in entsprechenden Ergebnissen.
Du behauptest also, dass keine Mannschaft mehr das Spiel machen will und alle kompakt stehen und auf Konter lauern? Das würde nicht so wirklich gut funktionieren, weil eine Mannschaft ja auch den Ball haben muss, während die andere verteidigt, nach deiner Logik müsste das aber so sein.
Es ist das eine, dass man Defensiv gut stehen will. Das will jede Mannschaft, auch Barca. Aber ob man ein Spiel bieder und lustlos verwaltet, insbesondere nach einer Führung (das werfe ich Schalke unter Stevens am meisten vor), oder ob man weiterhin druckvoll nach vorne spielt, ist schon ein großer Unterschied.
Die Unterschiede zwischen Gladbach und dem BVB sind übersichtlich in der Ausrichtung. Gladbach presst nicht so früh wie der BVB, weil dazu das Spielermaterial fehlt.
Das macht aber einen enormen Unterschied in der Attraktivität. Dortmund steht im Schnitt sicherlich 10 Meter höher. Daher kann man deren Pressing fast schon als Teil ihrer Offensivtaktik sehen.
Gladbach steht hinten kompakt und kontert dann. Was Dortmund spielt, hat zwar mit Kontern etwas zu tun, ist aber keine Kontertaktik. Deren oberste Prämisse mag nicht der Ballbesitz sein, aber sie haben trotzdem mit 55 % den zweithöchsten Wert nach den Bayern. Wenn sie den Ball verlieren, wollen sie ihn eben sofort, an Ort und Stelle, wieder haben, möglichst in der gegnerischen Hälfte. Gladbach lässt generell mehr Leute hinter dem Ball, will den Gegner dazu zwingen, Ruhe ins Spiel zu bringen, um dann nach Ballgewinn Überfallartig nach vorne zu spielen. Dort verlassen sie sich darauf, dass die vier vorne, insbesondere Reus und Hermann (Arango und Hanke sind ja oftmals auch nicht ganz vorne zu finden) etwas entstehen lassen.
Wenn man die Taktiken oberflächlich vergleicht mögen sie sich gar nicht unähnlich sein, aber wenn man ein bisschen tiefer gräbt, was ich bei dir eigentlich gewohnt bin, sind sie schon sehr verschieden.
Dennoch ist deren Spiel extrem attraktiv in diesem Jahr. Wie die den Bayern mit 4-5 Kontakten manchmal 40-50m. Raum abgenommen haben, war super anzusehen.
Das geht aber nur mit Mannschaften, die sehr hoch stehen und selber um jeden Preis das Spiel machen wollen. Denk mal darüber nach im Bezug auf oben. Ich schrieb ja selbst, dass Mönchengladbach und Hannover, die sich aus meiner Sicht sehr ähnlich sind, super attraktive Spiele abliefern können. Aber eben nicht gegen jeden Gegner, der Gegner muss mitspielen und in der Lage sein, das Spiel zu machen. Gegen Lautern will ich ein Gladbach Spiel nicht sehen (ich nehme das als Bsp., weil ich das Spiel in der Hinrunde gesehen habe ), Dortmund gg Lautern kann aber, dank Dortmunds Ausrichtung, sehr nett anzuschauen sein. Für die Bayern gilt dasselbe.
Was Schalke angeht, musst Du einfach komplett blind oder voreingenommen sein. Da gibt es bisweilen schon richtig schöne Aktionen zu bewundern. Das 3-0 von Draxler gesehen?
Das 3:0 war wunderbar herausgespielt. Schalke hat auch gute, technisch starke Fußballer, gar keine Frage. Umso trauriger, dass sie nach einer Führung manchmal gar nichts mehr fürs Spiel tun und bestenfalls ein paar Kontersituationen nutzen. Das war unter Rangnick noch anders. Schalke hat das Potential, attraktiven Fußball zu spielen, aber sie nutzen es unter Stevens zu selten. Nicht jedes Spiel ist unattraktiv, keine Frage, aber aus meiner Sicht zu viele, wenn ich an das Potential von Raul, Holtby, Jurado, Farfan oder Draxler im Kombinationsspiel denke.