Die ganze Diskussion hier ist sicherlich angebracht, aber die Quintessenz bleibt ja, dass wir einfach alle abwarten müssen. Wie Kerr selbst gesagt hat, es ist eine Hopp-oder-Top-Aktion. Aber wenn man sich die Situation der Suns anschaut, dann haben sie jetzt einige Jahre mit einer sehr ähnlichen Besetzung enorm erfolgreiche Regular Seasons gespielt und in den Playoffs nicht den ganz großen Wurf hinbekommen. Und die Konkurrenz ist nicht gerade schwächer geworden, mit den Lakers, die die Zeit genutzt haben, um Kobe mit starken Leuten zu umgeben und den Hornets, die sich von der Lottery zum Spitzenteam gemausert haben. Das sind die äußeren Bedingungen. Intern hat Kerr erstens einen Franchise-Spieler, der zwar auf seinem Zenit angekommen, aber auch 34 Jahre alt ist und dessen Vertrag noch zwei Jahre läuft. Außerdem hat er Stoudemire, einen recht jungen, athletischen, offensivstarken Power Forward, dem (noch) Defense, Spielverständnis und Passing Game fehlen, um Franchise-Player zu sein. Und mit Bell und Hill zwei enorm wichtige Ergänzungsspieler, die in diesem Jahr 32 bzw 36 Jahre alt werden. Dazu sehr gute und recht junge Rollenspieler (Diaw, Barbosa).
Außerdem Marion, einen fast 30jährigen All-Rounder, der sicherlich ein sehr ordentlicher Spieler und variabler Defender, aber letztlich recht austauschbar ist. Dieser Marion ist nach aufopferungsreichen Jahren gewillt, entweder eine wichtigere Rolle im System zu spielen, oder zumindest richtig dick bezahlt zu werden. Da beides außer Reichweite scheint, erklärt er öffentlich seine Unzufriedenheit.
Entweder Kerr belässt die Situation so, wie sie ist und hofft einfach darauf, dass es dieses Mal in den Playoffs was wird. Oder er wird aktiv. Zumal sich auf dem Transfermarkt offenbar einiges tut (Gasol-Deal, Kidd-Rumors etc). Die bequemere Variante wäre, die Dinge einfach laufen zu lassen, aber Kerr weiß, dass ein Titel dann zwar möglich, aber angesichts der Konkurrenz eher unwahrscheinlich ist. Also ist die naheliegendere Variante, etwas zu tun, so kann niemand den Suns vorwerfen, es nicht versucht zu haben. Was gibt der Markt her? Eine gealterte Legende, die heute vor allem von ihrem Ruf lebt, der vielleicht dominanteste Spieler aller Zeiten zu sein. Klar, Kerr hätte sicherlich lieber den 33jährigen Shaq (vom 29jährigen wollen wir hier mal nicht reden) bekommen, aber dieser alte, erlahmte Center ist immerhin einer der absoluten Winner seiner Generation. Zwar ist der Vertrag nicht weniger dick als der Spieler, aber in zwei Jahren steht sowieso - durch Nashs auslaufenden Vertrag - eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft der Franchise an. Also macht Kerr das, was ein wirklich guter GM tun sollte, er entscheidet sich gegen die Sicherheit von starken Regular Seasons und ordentlichen Playoffs mit eher kleiner werdenden (Paul und Bynum, James und D.Howard werden schließlich auch nicht schlechter) Meisterchancen und riskiert etwas. So wie die Heat beim Shaq-Trade damals (ich weiß, eine sehr andere Situation, aber für mich zumindest im Ansatz vergleichbar). Wegen Nashs Alter kann es nur um's hier und jetzt gehen. Und ein Rebuilt mit viel Cap Space und um einen dann in seiner Prime befindlichen Amare Stoudemire ist auch keine ganz schlechte Perspektive. Vor allem dann nicht, wenn man zwei Jahre vorher Champion wurde.
Das heißt nicht, dass ich glaube, dass die Suns dieses oder nächstes Jahr Champion werden. Aber es ist zumindest schwieriger zu prophezeien, wie sie abschneiden werden. Mit dem Roster vor dem Trade fällt die Prognose leichter: Titelchancen, aber keinesfalls Favorit. Ich bin gespannt und bin einfach grundsätzlich für risikofreudige Trades.