Sandro Pertile scheint mit Kritik nicht besonders gut umgehen zu können. Jedenfalls klingt sein neuestes Statement, das er im norwegischen Fernsehen abgegeben hat, so:
“Honestly, we got some remarks from Norway. We’ve been criticised for how we’ve treated women jumpers. The Norwegian federation was ready for extra events, but now they did not get to do so. I don’t want to hear any more remarks about us not supporting women’s jumping.”
Was für ein kindisches und unsinniges Interview!
Erstens ist es nicht die Schuld des norwegischen Skiverbands, dass sie die Wettkämpfe nicht austragen können, sondern die der norwegischen Regierung. Dass deshalb der norwegische Skiverband und die norwegische Medienlandschaft die FIS nicht mehr kritisieren dürfen ist doch Blödsinn.
Und zweitens ärgert es mich, dass er so tut als wäre die Absage der Wettkämpfe in Norwegen ein Zeichen, dass die Norweger auch kein Interesse am Frauenskispringen haben. Dabei wurden ja alle internationalen Wintersportwettkämpfe in Norwegen abgesagt.
Und drittens ist es eine Frechheit, dass er so tut als wäre die Kritik an der Behandlung des Damen-Skispringens durch die FIS unberechtigt. Im Moment wird ja wieder nur darüber diskutiert, wo man die Herrenwettbewerbe nachholt. Von den Frauen ist nicht einmal die Rede.
Es ist eben die alte Problematik: So weit ich das in Erinnerung habe, werden die TV-Gelder zwischen dem veranstaltenden Skiverband und der FIS aufgeteilt. Die TV-Rechte bei den Herren dürften deutlich mehr einbringen als bei den Damen. Aus finanzieller Hinsicht sind die Wettkämpfe der Herren für die FIS daher tatsächlich wichtiger. Klar: Könnte man die Damenwettkämpfe ebenfalls ersetzen, wäre das um so besser. Aber dem Veranstalter die Pistole auf die Brust zu setzen und zu sagen "Ohne Damen gibt's auch keine Herren", wäre aus finanzieller Sicht für die FIS wohl die falsche Strategie. Man hätte kaum etwas zu gewinnen, würde aber riskieren, dass der Veranstalter dann sagt: OK, dann lohnt es sich nicht, dann machen wir gar nichts. Und davon hätte dann eben auch keiner was.
Im Corona-Jahr kann man das nur schwer machen von Seiten der FIS. Aber in Zukunft sollte man mMn schon den Weg gehen den Weltcup der Damen und Herren möglichst zusammenzulegen. Spätestens wenn wieder Zuschauer erlaubt sind ist das bisschen Preisgeld, dass die Damen im Moment bekommen, wohl für keinen Veranstalter der Wendepunkt, bei dem er sagt, dass er sich das nicht mehr leisten kann.