Sieht auch genauso aus, als würden sich die 400 Mio dann ergeben, wenn man einen massiven Umsatzzuwachs für 2020/21 auf ca. 900 Mio. annimmt. Da ist in Realität auch kein kumulierter Umsatzrückgang von 400 Mio., sondern eine angenommene Zahl, die man sich bei Real vorstellt, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte. Ja, mein Mitleid hält sich weiterhin in Grenzen.
P.S. Nettoverschuldung hat das Stadion nicht inkludiert. Wenn man sich die Bilanz anschaut, dann ergibt sich, dass Real die laufenden Kosten hauptsächlich durch Kredite finanziert; und diese werden dann durch die laufenden Einnahmen bedient, will heißen: Mehr Kredite (wegen Umsatzrückgang), um die Kredite zu bedienen, dadurch höhere Nettoverschuldung. Gut sieht natürlich aus, dass Madrid über eine Menge Eigenkapital verfügt.
Die Eigenkapitalsituation sagt bei Fußballvereinen eben leider nicht immer zwangsläufig etwas daraus, wie solide ein Verein finanziell dasteht.
Ich bin von
@Tony Jaa auch ein bisschen enttäuscht, dass er da einfach ohne zu reflektieren oder nachzudenken, Zahlen, die auf wikipedia oder auf der Seite Reals gefunden hat, für Behauptung, Real Madrid würde solide wirtschaften, verwendet. Schade, zeichnen sich
@Tony Jaa`s Beiträge doch sonst nicht selten mit auf soliden Wissen fußenden Überlegungen aus.
1. Bilanzierung der Spielerwerte als Anlagevermögen
Mir fehlt gerade die Zeit, welche Vorgaben es hinsichtlich der Bilanzen in Spanien gibt.
In Deutschland hat der Bundesfinanzhof in verschieden Urteilen ( maßgeblich: Urt. v. 26.08.1992, Az.: I R 24/91 und Urt. v. 14.12.2011 – I R 108/10 ) geurteilt, dass Spielerwerte, also die Ablösesummen und die Beraterprovisionen bilanziert werden dürfen/müssen.
Heißt: Die Spielerwerte tauchen im Anlagevermögen auf.
Ich gehe davon aus, dass das in Spanien nicht anders und auch bei Real der Posten Spielerwerte entweder der größte oder der zweitgrößte des Anlagevermögen ist.
Der Clou ist, wie die Spielerwerte bilanziert werden, nämlich anhand ihrer Anschaffungskosten.
BFH schrieb:
1. Ablösezahlungen, die von Vereinen der Fußball-Bundesliga im Zusammenhang mit dem Wechsel von Lizenzspielern an die abgebenden Vereine gezahlt werden, sind als Anschaffungskosten auf das immaterielle Wirtschaftsgut der exklusiven Nutzungsmöglichkeit „an dem Spieler“ zu aktivieren und auf die Vertragslaufzeit abzuschreiben (Bestätigung und Fortentwicklung des Senatsurteils vom 26.08.1992 – I R 24/91, BFHE 169, 163, BStBl. II 1992, 977).
2. Werden zusätzlich Provisionen an Spielervermittler gezahlt, handelt es sich um aktivierungspflichtige Anschaffungskosten. Nicht zu aktivieren sind Provisionen, die im Zusammenhang mit der ablösefreien Verpflichtung eines Spielers gezahlt werden; das Gleiche gilt in Bezug auf die nach den Statuten des Deutschen Fußballbundes für die Verpflichtung bisheriger Amateure und Vertragsamateure an deren frühere Vereine zu leistenden Ausbildungs- und Förderungsentschädigungen.“
Wenn jetzt also ein Verein dafür bekannt ist, oft überteuert, für sehr hohe Ablösesummen Spieler zu kaufen, dann mag das zwar bzgl. Eigenkapitalsituation von Vorteil sein, kann aber bei hoher Verschuldungsquote, die Real Madrid ja hat, wenig darüber aussagen, wie liquide bzw. wie finanziell solide der Verein ist.
Besonders dann, wenn ein Schock von außen wie die Coronapandemie die generelle Höhe der Ablösesummen verringert und Real noch weniger als sonst erwarten kann, dass er die Summen, die man zum Kauf der Spieler ausgegeben hat, wieder bei einem Verkauf realisieren kann.
2. Bilanzierung der Stadien als Anlagevermögen
Ein weiteres Problem bei der Bilanzierung des Anlagevermögen von Fußballvereinen ist das Stadion.
Ein Lektion, die viele deutsche Vereine machen mussten. Wie z.b. Alemannia Aachen.
Ein Stadion verkauft sich nicht so einfach. Das kann dazu führen, dass ein Verein u.U. in der Bilanz ein positives Eigenkapital ausweist, er aber in sehr große Liquiditätsprobleme gerät. Denn Banken ist der Umstand bewusst, dass sich Stadien nicht so einfach verkaufen.
Daher muss die finanzielle Situation Real Madrid gar nicht so gut, selbst wenn sie in positives Eigenkapital haben.
Ergänzend dazu hat sich die Nettoverschuldung innerhalb eines Jahres von +27,1 auf -240,6 Millionen € verschlechtert.
Eine derartig harsche Verschlechterung innerhalb Jahres sagt nichts Gutes über die finanzielle Situation der Vereins aus. Ich persönlich erachte schon allein die Nettoverschuldung von 240,6 für nicht ganz so unproblematisch.
Nochmals ergänzend: Real Madrid baut gerade für viel Geld das Bernabeu um.
https://en.wikipedia.org/wiki/Santiago_Bernabéu_Stadium#Renovation_plans
Real Madrid wäre nicht der erste Verein, der beim Stadionbau in finanzielle Schwierigkeiten gerät, weil unvorhergesehene Veränderungen wie z.B. die Coronapandemie die finanziellen Planungen über den Haufen geworfen haben.