Nun Realist, es ist schade dass du gebannt bist. Die Gründe hierfür kenne ich leider nicht.
Obgleich deine Art bei vielen aneckt, ich selten(st) deiner Meinung bin und deine meisten Beiträge nicht lese, bringen deine Beiträge durchaus "Inhalt" in das Forum. Über deine Thesen kann man streiten, darüber wie du deine Standpunkte verteidigst, auch. Aber geistloses Geplapper postest du nicht, weswegen ich dennoch auf deinen Beitrag antworte, obgleich ich mir nicht sicher bin, ob du nun noch überhaupt im Forum (inaktiv) unterwegs bist.
Der von Dir zitierte Inhalt ist keine exklusive Wahrheit, sondern Fakt!
Ach ich liebe es ja, wenn Leute unter ihre Meinung schreiben "Das ist Fakt!".
Wenn du mir schreibst "Ich habe ein Auto, das hat vier Reifen ... an jeder Ecke eins ... und die reichen bis zum Boden. Das ist Fakt!", dann würde ich dir das glauben. Aber die Beurteilung von Solis' Talent oder Talentfreiheit ist nur eine Einschätzung ... nicht mehr oder weniger.
Egal ob du darüber was schreibst, oder ich ... oder sonst wer. Es ist nur eine persönliche Beurteilung und ganz gewiss kein Fakt.
Nein, das sehe ich überhaupt nicht so.
Angenommen diese beiden Eigenschaften würden ausreichen um als großes Talent zu gelten. (was natürlich nicht der Fall ist) Selbst dann würde ich dem widersprechen. Solis schlug die reinen Armpunches schnell und präzise. Das ist aber nicht das was jemandem Talent für Profibedingungen verleiht. Muss er die Schläge aus der Hüfte holen, dann wird er deutlich langsamer und unpräziser. Vorallem aber ist er ohnehin schlagtechnisch limitiert, hat eine recht eingeschränkte Auswahl an effektiven Schlagmöglichkeiten und kann die Schlaghärte nicht gut variieren.
Zwischen "Talent haben" und "großes Talent haben" darf man durchaus differenzieren und ich denke wir haben hier unterschiedliche Ansichten, was es heißt überhaupt Talent zu haben und was es heißt ein großes Talent zu haben ... und so weiter.
Solis hatte vermutlich nicht das Zeug dazu, ein Dominator im Schwergewicht zu werden, selbst wenn Öner darauf gehofft haben mag.
Nichtsdestotrotz kommen Schlagschnelligkeit und -präzision nicht alleine vom üben. Man braucht - denke ich - auch ein gewisses "Auge" für die jeweiligen Lücken, die einen der Gegner unter Umständen bietet.
Solis vermag den Gegner nicht in dem Maße zu "fühlen" wie es zum Beispiel ein Golovkin vermag, aber dennoch bin ich der Ansicht, dass Solis durchaus ein Gespür für seine Gegner hat(te), wenn es darum ging, was für Aktionen vom Gegner zu erwarten sind.
Rein vom Üben erwirbt man dies, meiner Ansicht nach, nicht.
Größtenteils talentfrei in der Summe der kubanischen Amateurboxer bestehen und nicht ausgesiebt werden? Das ist doch recht unwahrscheinlich.
Solis Stil ist peinlich genau auf das Amateurboxen zugeschnitten. Nämlich durch schnelle, wirkungsarme bis wirkungslose Hände zu punkten und anschließend davon zu rennen, bis die paar Minuten rum sind. Mit echtem kämpfen hat das wenig zu tun. Wenn man das ganze weiterführt wird deutlich, dass man sich bei den Profis in ein ganz anderes Gebiet begibt.
Vielleicht hast du eine andere Vorstellung vom Amateurboxen aus der Zeit von 2000 bis 2005 (also als Solis sich seine größten Erfolge holte), aber wenn ich einen Boxkampf über 3 Minuten à 3 Runden bestreite, bei welchem die Anzahl der Treffer zählen, dann setze ich nicht zu Beginn ein paar Hände und laufe dann weg.
Das klappt vielleicht beim Profiboxen, um sich manch Runde zu holen und um sich die Kräfte einzuteilen. Im Amateurboxen ist jedoch das Tempo zumeist höher.
Da guck ich mir z.B. einen Audley Harrison gegen Paolo Vidoz an und sehe wie Harrison einen überlegenen und deutlichen Sieg dank hoher Workrate einfährt. Über 12 Runden kriegt er sowas niemals gebacken.
Mit ein paar Händen punkten und sich ansonsten zurück ziehen ... das klappt für einen Arthur Abraham zumeist wunderbar ... aber vor 10 Jahren hätte er mit jener Taktik im Amateurboxen wenig erreicht.
Das ist m.E ein klassisches fehlinterpretieren und verklären wie es im Buche steht.
Solis lief über weite Strecken davon (anfangs noch einigermaßen erfolgreich) und landete den ein oder anderen Klatscher, das war genau die gleiche Vorgehensweise wie bei den Amateuren und er dürfte nach Treffern Anfangs auch vorn gelegenen haben (was aber ohnehin nicht der entscheidende Punkt ist). Dass Thompson ihn auspunktete lag nicht daran dass er höheres Tempo gehen kann, sondern daran dass er lange arbeiten kann wenn man ihn denn frei gewähren lässt. Dazu muss der Kraftaufwand aber sehr gering sein. Es ist ein klassischer Irrglaube zu meinen man könnte diesen Kraftaufwand mit Compubox Statistiken messen. In Wahrheit steckt da natürlich viel mehr dahinter.
Wieviele Amateur-Boxkämpfe von Solis hast du eigentlich gesehen?
Hier mal zwei Videos, welche signifikante Punkte in Solis' Karriere als Amateur- und als Profi-Boxer darstellen:
https://www.youtube.com/watch?v=e26QAJmMVn4
https://www.youtube.com/watch?v=SeYv53LoVG0
Soll mir doch keiner erzählen, dass Solis zu Amateur- wie zu Profi-Zeiten die gleiche Taktik verfolgt. Und soll mir auch keine erzählen, dass Solis Vorgehensweise (Tempo, eher offensiv oder defensiv, etc.) lediglich von seinem jeweiligen Gegner (hier Zuyev/Thompson) abhängt.
Ne echt nicht ... wenn ich mir Amateur-Kämpfe von Solis anschaue, dann sehe ich keinen Boxer der versucht durch ein paar "Hände zu punkten und anschließend davon zu rennen, bis die paar Minuten rum sind.".
Vorallem ist das boxerische Niveau im Amateur-Boxen deutlich niedriger als in der Spitze bei den Profis, die Anforderungen die Solis dort hatte waren deutlich geringer, dass er dort erfolgreich war muss wenig bis nichts heißen. Man sollte hier zwischen zwei verschiedenen Sportarten unterscheiden.
Natürlich sind es zwei verschiedene Sportarten ... und genau den Grundsatz verkennst du, wenn du versuchst das boxerische Niveau im Amateur-Boxen und im Profi-Boxen zu vergleichen.
Ich finde es immer wieder lächerlich, wenn jemand behauptet, das Niveau beim Amateur-Boxen sei in der Spitze deutlich geringer als bei den Profis.
Die Anforderungen an Amateure und Profis sind deutlich unterschiedlich. Der Vergleich hinkt immer.
Natürlich kann ein Amateur nicht zu den Profis wechseln und gleich in einem 12-Runden-Kampf gegen die Creme de la Creme dominieren.
Ein gutes Beispiel ist hier Lomachenko, der sich gegen Salido mächtig schwer tat, seine Kräfte auf die 12 Runden zu verteilen. Aber nun erzähl mir nicht, dass Lomachenko untalentiert sei ... oder so.
Andersrum gilt aber das gleiche.
Als die ganzen Diskussionen aufkommen, dass Klitschko womöglich 2016 bei den olympischen Spielen mitmachen dürfte, kamen sogleich Stimmen auf, dass jener alles wegbomben würde und die Amateure keine Chance hätten ... weil Klitschko ja auch bei den Profis dominiere.
Welch Engstirnigkeit ... Klitschko betreibt mittlerweile einen anderen Sport. Man braucht sich nur mal Klitschkos frühe Kämpfe angucken ... er hat sich massiv gewandelt.
Für mich ist das jedoch vielmehr eine Anpassung an die Randbedingungen eine Profi-Boxkampfes ... als eine Steigerung des Niveaus.
Hätten Lomachenko und Salido nach Amateur-Box-Regeln gegeneinander geboxt, dann wäre die ganze Kiste vermutlich auch anders ausgegangen.
Wie beschrieben, klassisches "aus dem Kontext reißen und fehlinterpretieren". Amüsant wird es aber erst dadurch, dass man im selben Atemzug von "Absurdität" spricht.
Die Anzahl der Schläge hat in diesem Zusammenhang, den Du herzustellen versucht, wirklich überhaupt keine Aussagekraft. Solis konzentrierte sich nicht auf mehr "Qualität", sondern darauf die Mehrzahl der Treffer zu setzen und diesen "Vorsprung" bis zum jeweiligen Rundenende zu verwalten. Dummerweise wurde jeweils schnell erkennbar, dass er boxerisch und körperlich nicht dazu in der Lage ist diesen Stiefel durchzuziehen.
Was heißt hier aus dem Kontext reißen? Ich habe garnichts von dir aus dem Kontext gerissen, sondern dir lediglich ein Beispiel geliefert, an dem ich festmache dass Solis nicht mehr wie zu Amateur-Zeiten boxt, sonders dass viel mehr sein Gegner einen Stil darbot, der nach den Amateur-Regeln (früher, als Treffer- und nicht Runden-basiert gewertet wurde) von Vorteil ist.
Die "wirkungsarmen bis wirkungslosen" Hände die du bei Solis siehst, sind bei Thompson ebenso erkennbar. Thompson schlägt oftmals eher zaghaft ... mehr Druck legt er erst in die Schläge, wenn er sich wirklich sicher fühlt. Wie beispielsweise in den späteren Runden im Price-Rückkampf, oder nun im Solis-Rückkampf, als vom platten Kubaner so garnichts mehr kam.
Gerade den ersten Kampf konnte Solis nicht dank der Zahl der Treffer enger gestalten (als z.B. den zweiten Kampf), sondern eben dank der optischen Qualität.
Wäre es ein Amateur-Boxkampf gewesen, dann hätte Solis an jenem Abend deutlich höher gegen Thompson verloren.
Ganz kurz: Die motorischen, athletischen und mentalen Grundvoraussetzungen, die wiederum vielschichtig sind.
Das ist derart grob gefasst, dass man sich damit eigentlich alles schön oder madig reden kann.
Damit sagst du alles aus ... und gleichzeitig wiederum nichts.
Denn ich sehe Thompson als einen der talentiertesten Schwergewichtler aller Zeiten. Es ist allerdings ein großer Unterschied, ob jemand mit Ende 20 das Boxen anfängt, oder aber an die 20 Jahre früher. Thompson hätte unter idealen Umständen das Schwergewichtsboxen von den 90ern ausgehend, lange Zeit prägen können. Ich halte ihn insgesamt sogar für talentierter als Lewis und die beiden Klitschkos.
Damit begibst du dich aber auch sehr tief in die Hätte-Hätte-Fahrradkette-Kiste.
Bei aller Liebe zu Thompson, der vermutlich der beliebteste unpopuläre US-Schwergewichtsboxer ist, Vermutungen wie seine Karriere verlaufen wäre - wenn er 20 Jahre früher mit dem Boxen angefangen hätte - sind weitaus größer spekulativ als das Konjunktiv vom Solis mit maximal 220lb.
Gerade was die Mentalität betrifft, kann sich ein solch eklatanter Unterschied beim Entstehen der Karriere doch massiv auswirken ... und es ist ja durchaus Thompsons metale Stärke, die ihn zu manch Achtungserfolgen gebracht hat.
Obgleich Thompson zuweilen ein gutes Schlagreportoire zeigen konnte, motorisch oder athletisch wirkte er auf die allermeisten Beobachter wohl nie sehr beeindruckend.
Auch seine Defensive ist eher "einfach" gehalten.