Ich denke nicht, dass Fury ein Gespür für den Ringrichter braucht. Das ist ja gerade der Witz an der Sache. Er braucht nicht austesten, wie weit er gehen kann, weil er eine Carte blanche hat. Er weiß, dass er innerhalb eines Fensters der "Noch-so-eben-Vertretbarkeit" alles machen kann, was er will, weil der Ringrichter auf einer systemischen Payroll steht. Die Abhängigkeit ist offenkundig. Ringrichter, die da nicht willig wegschauen, werden halt nicht mehr zu den WM-Kämpfen eingeladen. Punktrichter, die (nicht mal so) enge Runden dem Herausforderer geben, ebenfalls nicht und kritische Journalisten bekommen kein Interview.
Es schafft eine ungemeine Sicherheit auf allen Ebenen und damit einen kaum auszugleichenden Vorteil, wenn ich weiß, dass ich maximal mal ermahnt werde, aber meine Fouls durchziehen kann, ohne dass das Folgen hat und die Punktrichter überwiegend für mich punkten, auch wenn ich Grütze boxe. Natürlich trifft Fury seinen Gegnern nicht zwischen die Beine oder macht den Golota, weil auch die "Noch-so-eben-Vertretbarkeit" Grenzen hat, aber diese sind erkennbar systemisch weit gefasst. Klassisches Outmatching, weil das für den Gegner nicht gilt. Man denke da nur an Joshua vs. Parker, wo Parker vom Ringrichter aktiv am Infight gehindert wurde.
Wenn sich die Leute also vom Gedanken der Fairness verabschieden müssen, dann mag das der Realität entsprechen, sollte aber von Boxfans angeprangert werden und zwar immer wieder neu. Boxerfans ist das natürlich egal, denn alles, was das Idol veranstaltet, kann irgendwie gerechtfertigt werden.
Bezogen auf Usyk sehe ich das allerdings auch so.