@MRB Was auch eine Sache der Stile ist. Pep ist einer der wenigen (die ich kenne, bin alles andere als Experte für Fußball weltweit), die immer noch sehr stark auf Ballbesitz spielen. Umschaltspiel ist schon seit längerer Zeit Trumpf, was auch viele, sehr hässliche Duelle im Mittelfeld bis Abstiegsbereich einer Liga erklärt. Pep hatte ja auch sehr oft Probleme mit Klopp-Teams und hat da (zu Bayern-Zeiten) sein Team teilweise extrem gegen seine Philosophie umgestellt (man hat mal mit Dreierkette und davor drei Sechsern in Dortmund 1:0 gewonnen).
Ich persönlich mag diesen offensiven und dominanten Stil (im Gegensatz zum recht unproduktiven Ballbesitz-Fußball der Bayern unter LvG). Tuchel ist ein deutlich pragmatischerer Coach. Der pragmatischere (wenn er weiß, was er tut) wird sich aber in 50:50 Duellen meistens durchsetzen.
Grundsätzlich finde ich es schade, dass viele Teams heute verloren sind, wenn man ihnen den Ball überlässt (passt jetzt nicht zum Finale gestern).
Dominant ja, aber wie man das als offensiv bezeichnen kann, werde ich niemals verstehen.
Der Ballbesitzfußball von Pep ist in erster Linie darauf ausgelegt - wie der Name schon sagt - den Ball möglichst nicht zu verlieren und wenn doch, ihn schnell zurückzuholen.
Bei Zweiterem, also gegnerischem Ballbesitz, könnte man das natürlich noch als offensiv durchgehen lassen, weil man mit aggressivem Pressing versucht, hoch den Ball wieder zu holen anstatt sich schnell zurückzuziehen und zu mauern.
Bei Ersterem jedoch - und das ist bei Ballbesitz in Regionen 60-70% nunmal der größere Teil des Spiels - wird daher in erster Linie drauf geachtet, den Ball nicht zu verlieren und mit kontrollierter Offensive nach vorn zu spielen. Das funktioniert zwar hinsichtlich der Ballsicherheit schon, limitiert aber die Möglichkeiten, Tore herauszuspielen, weil man eher wenig Risiko geht, wenn dadurch ein Ballverlust droht. Pep hat denke ich auch mal in seiner Bayernzeit sowas in der Art gesagt: Wenn der Gegner den Ball nicht hat, dann schießt er keine Tore. Das ist für mich in erster Linie ein defensiver Ansatz, auch wenn er mit Ballbesitz diese Ausrichtung verschleiert, weil in den Köpfen der Leute das Spiel machen bzw. Aktivität eher mit Offensive verknüpft ist als Passivität.
Ich hab's letzt erst irgendwo (Bayern-Thread?) jemandem geschrieben, der vom Offensivfußball unter Pep geschrieben hat. Schaut man sich aber die Bundesliga-Tabellen an, dann sieht man, dass er das Tore schießen dem FCB eher abtrainiert hat, denn im zweiten und dritten Jahr war man von der 100 so weit weg wie nie in der jetzigen Ära der Bayerndominanz seit 2012. Sogar unter Kovac hat man öfter getroffen. Auffällig dagegen sind die Defensivrekorde in eben diesen beiden Saisons.
Das passt haargenau wie die Faust auf's Auge: Peps Stil ist defensiv. Natürlich kommen trotzdem Spiele zusammen, in denen seine Mannschaft die Gegner abschießt, aber er trainiert halt auch keine Thekentruppe. Und wenn dann ein Gegner ohne Stars mit dem Zehntel Budget daher kommt, nicht dagegenhalten kann, dann kracht's immer wieder mal, wenn die Spieler grad Bock drauf haben.
Ein gutes Beispiel finde ich auch das Spiel damals, wo Bayern City hat laufen lassen. Das wurde damals so abgefeiert und dennoch: Der Sieg war nicht hoch und eine blöde Aktion hätte ihn kosten können. Und das war kein Einzelfall, nur halt die größte Bühne.