Die mediale Kreuzigung, die stets den sauren Geschmack des Lynchmobs mitsichträgt, interessiert mich wenig. Die echte Quittung gibts vor Gericht und nach Hausdurchsuchung und Haftbefehl scheint Hoeneß keine guten Karten zu haben. Wenn Hoeneß für nen erquicklichen Zeitraum einfährt ist das die ultimative Strafe. Da verlasse ich mich auf die Justiz.
So sieht's aus. Wenn die Tat so schwerwiegend ist, dass sie zwingend eine Haftstrafe nach sich zieht, dann muss er eben in den Bau. Wenn es mit Bewährungsstrafe, Geldstrafe, simpler Nachzahlung, wasweißich zu ahnden ist, dann ist eben so. Die genauen Vorwürfe, Tatumstände, Summen etc kenne ich nicht, kennt ja keiner hier. Von daher ist es Quatsch, jetzt schon irgendwas Bestimmtes zu fordern, egal in welche Richtung - ob nun Härte oder Milde.
Was das für Konsequenzen für seine Bayernämter haben wird oder muss, wird man dann sehen. Eine Amtsaufgabe ist wohl sehr wahrscheinlich, ob zügig oder geordnete Übergabe hängt ja auch stark von den justiziablen Sachen ab.
Da bin ich auch eher unromantisch, Verdienste hin oder her. Hoeneß muss für das Ganze gerade stehen, Verdienste hin oder her. Mit Häme und Getöse "der Leute" muss er jetzt nunmal leben, die Ursache hat er ja nun selbst geliefert. Dass da etlche Leute über das Ziel hinausschießen...geschenkt, damit müssen jene eben auch selber klarkommen. Mein Mitleid mit Hoeneß hält sich da in Grenzen.
Dass Hoeneß gleichzeitig gegen Medien vorgehen will, die klar erkennbar ihre journalistische Sorgfaltspflicht grob vernachlässigt und mit falschen Behauptungen deutlich die Meinungsbildung beeinflusst haben (namentlich die AZ mit ihrem "hunderte von Millionen" Artikel, der auch noch ungeprüft z.B. von SpOn übernommen wurde), ist auch völlig ok. Ist ja nicht so, dass man mit einer Straftat sämtliche Rechte verliert.
Gleichzeitig ist es das Recht und auch die Pflicht der Medien, nachzuforschen und zweifelhafte Vorgänge an die Öffentlichkeit zu bringen, das ist ihr Job. Dazu gehört natürlich auch, die Bgeleitumstände der adidas-Sache zumindest zu hinterfragen (z.B. SZ).
Die Grenzen zwischen Aufklärung und Hexenjagd sind bei sowas immer fließend, das ist nunmal so. Ohne Straftat, Vergehen oder wie immer man das nennen will, gäbe es all das ja nicht. Den Ball hat Uli durch sein Verhalten ins Spiel gebracht, niemand sonst. Bis dahin ist für mich alles soweit "ok".
Was mich allerdings extrem ankekst:
- wie kann es sein, dass die Staatsanwaltschaft so "leck" ist? Ähnlich wie im Fall Kachelmann gelangen hier Informationen an die Öffentlichkeit, die niemals dahin hätten kommen dürfen. So etwas gehört auch überprüft und entsprechend müssen da auch arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen werden, weil es einfach unabdingbar ist, das sämtliche Mitarbeiter einer solchen Behörde bei grundsätzlichen alllen Verfahren alle Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit garantieren.
Es kann ja nicht sein, das bei Promiverfahren zunehmend Ermittlungsstände u.ä. an Medien geraten, so interessant das für die Öffentlichkeit auch ist - es hat dort rein gar nichts zu suchen.
- viel schlimmer: das Verhalten der Politik. Es kann doch wohl nicht angehen, dass sich amtierende Minister ohne Kenntnis der wirklichen Rechtslage dezidiert zu einem solchen Verfahren äussern. Und es kann überhaupt nicht sein, dass Frau Merkel durch ihren Sprecher erklären lässt, dass sie von Hoeneß "enttäuscht" sei.
Wo kommen wir denn hin, wenn sich die
Bundeskanzlerin so zu einem laufenden Verfahren äußert, welches sie genaugenommen überhaupt nichts angeht? Das ist Einflußnahme durch das Regierungsoberhaupt, unfassbar in meinen Augen.
Das hat nichts mit dem Verfahren oder der Person Hoeneß an sich zu tun, da soll strafrechtlich passieren, was eben passieren muss. Und, wie gesagt, Mitleid habe ich da nicht. Aber so geht's einfach nicht, das ist einfach unredlich.