Das Problem ist doch, dass hier kaum einer die Möglichkeit hat, mehrere Millionen zu hinterziehen, weil er diese Steuerschuld schlicht nicht hat. Man besch....t nur in dem Rahmen, in dem man selbst agiert. Ist das jetzt moralisch besser? Ich sehe es ja auch so, dass Hoeness Moralapostelei im Nachhinein heuchlerisch ist, aber wenn ich jetzt dasselbe mache, obwohl ich selber Dreck am Stecken habe, bin ich doch keinen Deut besser. Wer legt denn die Grenze fest, innerhalb der man selbst besch....en und sich trotzdem noch als Gutmensch gerieren darf?
Bezgl. der Größenordnung: Gehen wir mal weg von der Tafel Schokolade. Wenn Karl Meier 10% seiner Steuerschuld hinterzieht (sagen wir 1000) und UH 1 mio, die ebenfalls 10% seiner Steuerschuld ausmachen, sollten mMn. beide schön die Klappe halten, wenn es darum geht, sich über andere das Maul zerreißen.
Das ist in vielerlei Hinsicht richtig. Man darf allerdings nicht vergessen, dass jemand der (auch gewollt) eine öffentliche Person darstellt, einfach eine größere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft hat. Hoeness hat sich durch seine Selbstinszenierung und Außendarstellung in den Status eines Politikers gehoben, sich im vollen Bewusstsein seiner medienwirksamkeit zu jedem möglichen Thema geäußert. Gleichsam nahm er für viele Menschen sicherlich auch die Rolle eines Vorbildes ein, was seine Erfolgsgeschichte belangt.
Es gibt hier neben dem reinen Betrug an der Gesellschaft, welcher Steuerhinterziehung im kleinen, wie im großen, sicherlich ist, noch eine andere Dimension. Und die läuft dann unter dem Spiderman(?) Prinzip - "Große Macht bringt auch große Verantwortung".
Wenn sich jetzt ein Hoeneß hinstellt und beginnt sein Fehlverhalten zu rechtfertigen, klein zu machen, sich zu verteidigen - was vor Gericht auch sein gutes Recht ist - so tut er das selbstverständlich auch über die Medien. Er tut das mit einer ganz anderen Öffentlichkeitswirkung als Herr Mustermann das tun würde. Diese Medienwirkung kann mit Sicherheit auch eine neue Debatte zum Thema Steuergerechtigkeit/Strafverfolgung/Steuerabkommen/CSU-Klüngel auslösen. Das ist in meinen Augen nur gut. Sie führt aber nicht augenblicklich dazu, dass das Wort von Hoeneß in den Augen der breiten Masse von jetzt auf gleich wertlos ist. In vielen Köpfen kann so etwas auch zur Bagatellisierung von Steuerhinterziehung führen, "Der Hoeneß machts ja auch nicht anders" kann auch ein Stammtisch Argument werden. Dann schadet Hoeneß nicht nur unmittelbar der Staatskasse, sondern auch mittelbar der Steuermoral. Die Causa Guttenberg war ja auch nicht nur ein simpler Betrug, sondern führte auch zu einer nachhaltigen Schädigung des akademischen Titels.
Man kann jetzt vielleicht darüber debattieren, ob diese Erwartungshaltung gerecht ist, Fakt ist aber das der Schaden den eine solche "moralische Instanz" anrichtet ungleich größer ist. Größer auch als der rein materielle Schaden. Und proportional zur Schädigung steigt auch die Verantwortung, alles andere wäre unbillig.
Vieles in der Bewertung dieser zusätzlichen gesellschaftlichen Verantwortung, der eine Person des öffentlichen Lebens ausgesetzt ist, hängt selbstverständlich damit zusammen, wie sie mit den Vorwürfen umgeht. Stellt ein Hoeneß sich hin, räumt Fehler in dem geschehenen Umfang ein und verzichtet darauf medial loszupoltern, zu bagatellisieren, so könnte man ihm diesen Vorwurf vielleicht nicht so umfassend machen. Mir fällt es aktuell aber auch schwer mir Hoeneß im Büßergewand vorzustellen. Bevor er sich da nicht geäußert hat werd ich mir aber auch kein Urteil erlauben.