Wir hatten heute unser schon lange angedachtes "Team-Event", soll heißen unsere Abteilung hat was zusammen gemacht und die Firma hat's gesponsort.
In unserem Fall hieß das, dass wir den Wanderweg entlang eines Baches spaziert sind, zu einem Landgasthof und von dort woanderslang über einen Feldweg zurück.
Unsere Abteilung besteht z.Zt. aus 8 Personen. Ein weiterer langjähriger Kollege sollte am 1. Juni zu unserer Abteilung dazu kommen, in dem Sinne dass wir uns nicht nur um firmenintern geschaffene Gerätschaften kümmern (Fertigungshilfsmittel, Messapparaturen usw.), sondern auch um die Software.
Zu Beginn unserer Wanderung verkündete uns unser Abteilungschef, dass er eine schlechte Nachricht hat. Unser (designierte Abteilungs-) Kollege ist gestern gestorben.
Wie kann das sein? Warum? Wir waren total perplex.
Ich kann es immer noch nicht fassen.
Seit fast 12 Jahren spielen wir fast jeden Mittag zusammen Skat (außer wenn mal jemand krank/in Elternzeit/im Urlaub etc. ist). Haben anfangs einander gegenüber im gleichen Büro gesessen (als unsere jeweiligen Abteilungen noch kleiner waren). Tauschen uns dabei gerne über dies und jenes aus. Fahrräder, Metal, Hausbau/-renovierung, den Quatsch den unsere Kinder verzapfen usw. usw.
Vor ein paar Jahren hat er mit seiner Familie ein Häuschen gebaut. Nun - wegen/dank Corona - war er pro Woche so an ca. 2-3 Tagen die Woche im Home-Office. Mit gut 17km auf dem Fahrrad hatte er ja auch nicht den kürzesten Arbeitsweg.
Dabei war er ja recht sportlich. Ist viel mit dem Rennrad gefahren - also auch ab und an ne längere Tour. In manchen Jahren hat er mit Rennrad-Kollegen ne Woche Urlaub irgendwo gemacht ... z.B. sind die dann eine Woche lang Mallorca abgeradelt.
Am Montag sagte er uns bei unserer Skat-Runde noch, dass er morgen (also Dienstag) wohl zuhause bleiben wird. Seine Rücken-Schmerzen (im oberen Bereich) machen ihm etwas zuschaffen, da würden Auto- und Radfahren derzeit beide nicht so recht Spaß machen. Mit dem Rücken hätte er wohl früher schon mal Probleme gehabt. Die letzten Jahre war es wohl besser, aber dieses Jahr sei er etwas zu früh für ne längere Tour aufs Rennrad gestiegen ... als es noch eigentlich zu kalt war. Zumindest meinte er, dass es wohl daran liege, dass sein Rücken wieder mehr schmerze und das beim Atmen unter Last hinderlich sei.
Ich hab noch gescherzt, ob er wohl unbedingt Paris-Roubaix mitfahren musste, obwohl er doch wisse, dass das Pflaster dort nicht gut für den Rücken sei.
Wir haben ihm noch gute Besserung für seinen Rücken gewünscht, sähen uns dann nächste Woche.
Nunja. Gestern Abend kam seine Frau nach Hause und hat ihn tot aufgefunden.
Ich kann es nicht ... begreifen ... nicht fassen. Aus ... heiterem Himmel?
So ... plötzlich.
Ich mein ... er saß Montag noch vor mir. So wie all die Jahre zur mittäglichen Skat-Runde.
Ich wusste vor Montag garnicht, dass er früher schonmal Rücken-Probleme hatte. Dieses Mal waren sie vielleicht das Symptom für etwas anderes, ernsthafteres.
Was wäre gewesen, wenn er Dienstag "normal" im Büro gewesen wäre? Wenn er nicht alleine zuhause gewesen wäre?
Nächsten Monat wär er 42 Jahre alt geworden, also auch nicht viel älter als ich.
Mir macht das irgendwie etwas ... Angst?
Am Montag Abend hab ich zuhause ein Geodreieck gesucht und dabei in einer Tasche ein Skat-Spiel gefunden. Wir haben jedes Jahr ein neues Skat-Spiel genommen und wer in dem Jahr die meisten Punkte gemacht hat, der gewann das alte und musste die Karten für das nächste Jahr bezahlen. Ich hatte das Spiel mal eingesteckt, als wir unsere Runde corona-bedingt vor Jahres-Ende unterbrechen mussten ... und hatte es in jener Tasche vergessen. Heute Morgen hab ich es mitgenommen und wollte es ihm beizeiten mit "Guck mal was ich gefunden hab..." (oder so) geben, weil er letztes Jahr die meisten Punkte geholt hatte.
Nun liegt es hier.
Ich kann es einfach nicht glauben. Das wird wohl eine Weile dauern. Vielleicht wenn er nächste Woche Montag doch nicht mit uns zum Skat zusammen sitzt ... ich weiß es nicht.
Wie es seiner Frau und seiner kleinen Tochter gehen mag ... ich kannst mir noch viel weniger vorstellen.