Vorgestern mit
Horizon: Zero Dawn fertig geworden. Hier mein Fazit.
Die Welt: Meine Fresse sieht das geil aus. Man muss immer bedenken, dass die Entwickler nicht nur ein paar Call of Duty mäßige Schlauchlevel gebastelt haben, die nur an der Fassade hübsch aussehen müssen. Sondern eine ganze Welt. Klar, es gibt Open World Titel, die noch größer sind. Aber bei Horizon scheint jeder Baum, jeder Berg, jedes Grasbüschel mit Bedacht und sogar Liebe platziert worden zu sein. Die verschiedenen Settings und Klimazonen wechseln manchmal ziemlich abrupt - trotzdem krass, was für eine Vielfalt in Horizon geboten wird. Die gigantischen Greifarme der Titanen, die in der Eislandschaft über die Berge ragen. Die halb versunkenen Städte mit zerfallenen Hochhäusern, überwuchterten Ampeln ... ich gerat schon wieder ins Schwärmen. Die Tag-Nacht-Wechsel und den Wetterumschwung darf man auch nicht vergessen. Manche Umgebung wirkt bei einem friedlichen Sonnenaugang ganz anders als bei Dunkelheit und Regen. Ich hätte gerade wieder Bock die PS anzuwerfen und durch die Welt zu streifen. Oder von den Mauern Meridians auf die Welt runterzuschauen.
Die Städte und Siedlungen selbst sind dann nicht mehr sooo spektakulär. Meridian und Umgebung sind der Höhepunkt. Die Stadt ist schon geil mit den verschiedenen Ebenen, der Aussicht und der Architektur. Die Siedlungen der Nora kann ich dagegen optisch kaum auseinanderhalten. Und auch sonst gibt es in Sachen "Städte" wenig, was mir in Erinnerung geblieben ist. Sonnenfall vielleicht noch. Im Westen gibt es außerdem außerhalb von Meridian wenig zu tun. Oft stößt du auf ein Tor oder eine kleine Siedlung, fragst dich, was es hier wohl zu erledigen gibt - und dann ist es nur ein Händler und ein Lagerfeuer. Das ist aber Meckern auf allerhöchstem Niveau.
Grafik: Hammer - gerade die Außenwelt. Hätte nicht gedacht, dass sowas mit einer in die Jahre gekommenen PS 4 möglich ist. Manchmal ploppen Objekte ziemlich unvermittelt in der Ferne auf. Nicht jede Textur (gerade die Hütten der Nora-Siedlungen) ist knackscharf. Nicht jeder NPC ist superdetailliert. Und ein paar Mal sind Gegner, die ich erledigt hatte, "in der Luft geschwebt". Trotzdem das wahrscheinlich hübscheste Spiel, das die PS 4 zu bieten hat.
Sound: Hält sich meistens dezent im Hintergrund. Wenn etwas spannendes passiert oder in den Cutscenes merkt man aber wie genial der Score ist. Trägt unheimlich zur Atmosphäre bei.
Auch in Sachen Geräuschkulisse gibt's nichts zu meckern. Fast jede gegnerische Maschine hat ihren eigenen Sound. Richtig geil, wenn du low-health das nächste Lagerfeuer suchst und plötzlich das Geräusch eines Sägezahns hörst.
Gameplay: Der Kampf gegen die Maschinen macht richtig Laune. Mit der richtigen Taktik bekommst du die Viecher auch unterlevelt klein. Schönes Gefühl, wenn du zuerst die Umgebung präparierst und den Gegner, gegen den du im offenen Kampf keine Chance hättest, in deine Falle tappen lässt. Oder wenn du einen starken Gegner überbrückst, der für dich die Drecksarbeit erledigt. Aber auch der offene Kampf ist sehr spassig. Dem Donnerkiefer mit einer Rolle ausweichen, mit dem Absprengpfeil die Gatlinggun entfernen und dem Ding damit einheizen. Sehr cool. Überhaupt lohnt es sich immer, die Gegner nach generellen Schwächen und Schwachstellen in der Panzerung zu scannen. Dann wird ein kniffliger Kampf plötzlich ziemlich easy. Manchmal sind die Dinger aber nicht die schlauesten. Beim Pfeiffen aus dem hohen Gras kommen die Mechs grundsätzlich einzeln angewatschelt. Und bei den verdorbenen Zonen reicht es mitunter außerhalb des Rands stehenzubleiben und die Gegner zu beharken. Die kommen dann nicht näher und lassen sich aus der Ferne abknallen. Schwierigkeiten macht ab und an die Kamera. Gerade auf der Flucht ist die Rolle oft deine einzige Möglichkeit. Da geht aber ab und an der Überblick flöten.
Der Kampf gegen Menschen ist imo nicht so prickelnd. Nicht wirklich mies, aber die KI der Typen ist eher mau. Kein Vergleich zu den beweglichen Mechs. Springen und Klettern geht leicht und intuitiv von der Hand. Manchmal ist nicht klar, welchen Weg du gehen musst oder mit welchen Objekten du interagieren kannst. Ich bin mehrmals in den Tod gesprungen, weil da ein Seil war, das aussah, als könntest du daran hinunterrutschen. Das Skillsystem ist einfach gehalten, mir reicht es aber. Jede Fähigkeit die man erlernt, hat sofort spürbare Auswirkungen. Das Craftingsystem ist okay. Nervt ein bisschen, dass manche Rohstoffe im Überfluss vorhanden sind, während du andere kaum findest. Um die Tragekapazität zu erhöhen, brauchst du ja ständig Tierfelle, Knochen etc. Ich mochte es nicht, in dieser epischen Welt auf einmal auf Waschbär- oder Rattenjagd gehen zu müssen, damit nicht alle Nase lang meine Modultasche überquillt. Der Endkampf hat mich ein bisschen enttäuscht. Hatte da auf etwas außergewöhnliches gehofft, aber im Grunde trifft man ja nur
auf eine stärkere Version einer Maschine, die man vorher schon zigmal bekämpft hatte.Die Auswahl an Bögen, Schleudern, Fallen und Co ist in Ordnung. Ein bisschen schade, dass im Grunde jeder Ausrüstungsgegenstand nach einem Drittel der Spielzeit verfügbar ist.
Story: Möchste nichts spoilern. Aber ich fand sie Story sehr gelungen. Nicht mordsmäßig überraschend. Aber schön in Szene gesetzt und wer die Muße hat, sich die ganzen Audio- und Videologs, Tagebücher, Notizen etc. durchzulesen, erfährt viele Details, die die Geschichte wirklich rund wirken lassen. Einige der Nebenquests erzählen ebenfalls nette kleine Geschichten am Rande, die die Welt stimmig ergänzen.
Quests/Schwierigkeitsgrad: Die Hauptquest(s) zu verfolgen war immer interessant und packend. Viele der Nebenquests waren auch cool. Vor allem, wenn du am Ende siehst, dass die NPCs, denen du geholfen hast, dir in der Enschlacht helfen. Wehrmutstropfen:
Hab gelesen, dass einige der NPCs dir nicht helfen, wenn du in den Dialogen nicht prizipiell die "Herzantwort" gewählt hast. Fand ich ein bisschen stumpf und traurig, dass das die einzige Auswirkung der nett geschrieben Dialoge war. Einige der Nebenquest waren aber auch einfach nur 08/15 Aufgaben. Sammle dies, finde jenen. Naja, nicht tragisch, dass Horizon manche Dinge "nur" genauso macht wie andere Spiele. Bei den anderen Aufträgen gibt es Licht und Schatten. Gut fand ich die Missionen, die einen direkten Mehrwert auf die Spielbarkeit hatten. Die Cauldrons zu knacken hat dir die Möglichkeit gegeben, mehr Maschinen zu überbrücken. Die Langhälse haben die Karte freigeschaltet. Das hat Spaß gemacht. Banditenlager oder verdorbene Zonen waren für mich aber eher Pflichtaufgaben ohne Mehrwert. Dieses Jagdzeug hab ich nur einmal am Anfang versucht. Hat mich nicht gepackt. Es passt imo nicht, dass sich Aloy vor dem Hintergrund der dramatischen Story auf einmal die Zeit nimmt, auf die Jagd nach irgendwelchen Abzeichen zu gehen.
Der Schwieigkeitsgrad war auf normal mit zunehmender Spieldauer anscheinend eher auf die Leute ausgerichtet, die das Spiel schnell zu Ende spielen. Am Anfang war die Open World noch richtig gefährlich. Du hattest Respekt vor jedem Gegner. Hintenraus war das eher nicht mehr der Fall. Ist ja klar, dass Aloy immer stärker wird. Aber ich war vor den letzten Missionen ziemlich überlevelt (>Lvl 40). Ohne bewusstes Aufleveln. Sondern nur dadurch, dass ich einen großen Batzen Nebenmissionen und die Cauldrons gemacht habe und statt Fernreise ab und an zu den Quests gelaufen bin. Am Ende musste ich bei Sägezähnen, Plünderern und Co nicht mehr taktisch vorgehen. Mit einem Schlag waren die gestunnt und man konnte den kritischen Treffer anbringen. Bisschen schade imo. Der Respekt vor den Gegnern und der Welt hat bei mir immer zur Faszination beigetragen.
Charaktere: Ich mochte Aloy und ihre Geschichte sehr. Mal kein Testosteron-Badass, der ständig nen coolen Spruch auf den Lippen hat. Viele der Nebencharaktere gehen auch klar. Sobeck, Rost, Tanasha, Erend, Olin und Elida zum Beispiel. Andere wie Teb bleiben ziemlich blass. Viele nette Dinge über Aloy erfährt man allerdings erst, wenn man mit allen möglichen Charakteren redet, alles Gesprächsoptionen zieht und die Dialoge nicht wegklickt. Redet beispielsweise mal vor der Erprobung mit Irid.
Wertung: 9/10
Packendes, großartig inszeniertes Spiel in der schönsten Open World, die ich bis jetzt gesehen habe. Kleine Schönheitsfehler senken den Spielspaß minimal. Trotzdem: Ist bei mir persönlich Jahre her, dass mich ein Titel so begeistert hat wie Horizon.