Sam boxt definitiv in Hamburg
HAMBURG -
Die türkischen Boxfans in Deutschland können aufatmen: Schwergewichtler Sinan Samil Sam wird wie geplant am Sonnabend (ARD live ab 22.45 Uhr) in der Sporthalle Hamburg zu einem WM-Ausscheidungskampf des Weltverbandes WBC in den Ring steigen. Gegner des 31jährigen Ex-Europameisters ist der Kasache Oleg Maskajew.
Kurzzeitig hatte die Möglichkeit bestanden, daß Sam am Sonnabend in Las Vegas nach dem Ausfall von WBC-Weltmeister Vitali Klitschko als Ersatzgegner gegen dessen Pflichtherausforderer Hasim Rahman (USA) hätte antreten können. Doch sowohl Rahmans Promoter Don King als auch die Verantwortlichen des Pay-TV-Senders HBO, der das Duell Klitschko - Rahman live übertragen wollte, lehnten den Türken wegen dessen unzureichender Bekanntheit in den USA ab. Sams Promoter Wilfried Sauerland dürfte darüber froh gewesen sein, schließlich sind die rund 3000 bislang für die Hamburger Veranstaltung verkauften Tickets fast ausschließlich an Landsleute Sams gegangen. Wäre dieser ausgefallen, wäre die Halle leer gewesen.
Sollte der in bislang 26 Profikämpfen zweimal besiegte Sam Maskajew bezwingen, könnte die WM-Chance jedoch bald kommen. Fällt Klitschko wegen seiner Knieverletzung länger als einen Monat aus, wird ihm der Titel aberkannt und Rahman zugesprochen. Dieser müßte dann innerhalb von 90 Tagen gegen den Sieger aus dem Duell Sam - Maskajew antreten. Der Gewinner dieses Duells wiederum, so plant es das Klitschko freundlich gesonnene WBC, müßte anschließend gegen den Ukrainer boxen. Klitschko, der am Mittwoch beim Kniespezialisten Richard Steadman in Vail (Colorado) untersucht wird, hat vom WBC eine Zehn-Tages-Frist zugesprochen bekommen, innerhalb derer er die Schwere seiner Verletzung nachweisen muß. Danach will das WBC seine Entscheidung treffen.
King und Rahman versuchten gestern erneut, mit platten Sprüchen Stimmung gegen Klitschko zu machen. "Er hat mich ein Jahr meiner Karriere gekostet, weil er ständig vor mir weggelaufen ist", sagte Rahman. King sagte: "Mit der Absage hat Klitschko seinen Titel niedergelegt. Er ist zu feige, ihn im Ring gegen Hasim Rahman zu verteidigen." Klitschko hat indes andere Probleme. Da er sich seit der Trennung vom Hamburger Universum-Stall im Mai 2004 selbst vermarktet, wöge der Wegfall der avisierten acht Millionen Dollar Börse schwerer als jede nur denkbare Beleidigung.
bj