Hier übrigens ein interessante Aussage von Armstrong speziell für Hansa Jan und andere die glauben, Ullrich geht stets in bestmöglicher Form an den Start:
http://www.radsport-aktiv.de
Und Jan Ullrich - trauen Sie ihm nochmal den Toursieg zu?
Armstrong: "Jan kann die Tour gewinnen, sogar noch mehrmals. Gegen Ende der Tour war er meistens der Stärkste. Aber die erste Hälfte kann er verbessern. Er müsste mal ein bis eineinhalb Kilo weniger mit an den Start bringen und sich etwas besser vorbereiten. Das wäre das erste, was ich ihm sagen würde, wenn er in unser Team käme."
http://radsportnews.net/2005/tdf21ullrich.shtml
Armstrong: "Ullrich muss an sich glauben"
PARIS, 24.07.05 (rsn) - Jan Ullrich wird zum Kämpfer, wenn der Startschuss zur Tour fällt. Nur in der Vorbereitung konnte das schlampige Genie nie Armstrongs Perfektionismus erreichen. Nun tritt der Amerikaner ab und Ullrich träumt weiter.
Lance Armstrong gab bei seinem Abschied Jan Ullrich ein paar Worte mit auf den Weg. "Er ist in der Lage, die Tour de France zu gewinnen, und das nicht nur einmal", sagte der Amerikaner und verriet das Erfolgsrezept gleich mit: "Jan muss an sich glauben. Es ist vor allem eine Frage der inneren Überzeugung. Er hat doch alles, was man braucht, er klettert, er ist ein starker Rouleur.
Man soll das nicht als Kritik verstehen, aber wenn er in meinem Team wäre, würde ich versuchen ihn dazu zu bringen, dass er in den ersten zehn Tagen mehr macht. Da verliert er die Tour."
Ullrich kommt auf eine bemerkenswerte Tour de France-Bilanz: Ein Sieg, fünf Mal Zweiter, ein Mal Vierter, in diesem Jahr Dritter. Sein Problem ist nur, dass er seit 1998 immer auch der große Verlierer war. Ullrich musste sich von der Hoffnung verabschieden, die er am 22. Juli 1997 geweckt hatte, als er im zarten Alter von 23 Jahren die Tour de France gewann, nachdem er schon ein Jahr zuvor sensationell Zweiter war hinter dem eigenen Kapitän! Alle Welt sah den nächsten fünffachen Toursieger, den Nachfolger Indurains - und war dann enttäuscht, dass Ullrich den riesigen Erwartungen nicht gerecht wurde. Umso mehr, als Ullrich sich meist selbst im Wege stand.
An altbekannter Ullrich-Kritik gab es auch dieses Jahr keinen Mangel. Eddy Merckx ("Bei Ullrich war viel Zwang dabei") nannte ihn einen "Staatsamateur", Rudi Altig meinte, er könne die Entschuldigungen nicht mehr hören. Walter Godefroot vermisst "Ehrgeiz, Wille, Hunger auf Siege, Disziplin, professionelle Einstellung".
Auch in diesem Jahr hat Ullrich in der Vorbereitung wieder den Blick für die Realitäten verloren. Bei der Tour de Suisse zeigte er in den Bergen am letzten Tag Schwächen. Dennoch tönte man einen Tag danach im T-Mobile-Lager, das sei der stärkste Jan Ullrich aller Zeiten. Dass er ein Jahr zuvor die Schweiz-Rundfahrt gewann, dass in der Schweiz die großen Rivalen fehlten, ignorierte man schlichtweg und die magische Steigerung, die man beschwor, blieb aus, wie sogar Olaf Ludwig leicht spöttisch bemerkte. Diese Art von Schönfärberei, die man seit 1998 bei Ullrich sah, war immer mit ein Grund für sein Scheitern bei der Tour.
Scheitern? Ein zweiter oder dritter Platz eine Niederlage? Siegertypen wie Lance Armstrong sehen das so. Ullrich war immer "zufrieden". Diesmal sogar noch mehr als sonst. "Dieser dritte Platz ist mir mehr wert als mancher meiner fünf zweiten Plätze. Ich habe bis aufs Messer gekämpft und hätte nach meinen Stürzen auch im Krankenhaus landen können. Beim Prolog einen Tag nach meinem ersten Sturz - das war nicht ich. Sie sehen ja noch die Narbe, das war kurz neben der Halschlagader", so Ullrich am Samstag. Er sagt Sachen wie: "Gesundheit und Glück (sind) wichtiger als ein Sieg. Ich hatte bei meinen Stürzen sagenhaftes Glück." Lance Armstrong weiß sicher besser als die meisten, wie wichtig Gesundheit und Glück sind. Doch einen solchen Satz würde er vermutlich nie sagen. Wenn das Rennen beginnt, zählt für ihn nur der Sieg.
Das Jahrhunderttalent Ullrich kam unter die Räder der Siegmaschine aus Texas. Nur ein Mal hätte Ullrich seinen ewigen Widersacher kippen können: 2003. "Da hatte ich Angst", gestand der Perfektionist Armstrong. So flüssig wie bei Ullrichs Triumphfahrt 1997 lief es für den Rostocker bei der Tour nie mehr. Zu den persönlichen Versäumnissen traten oft gesundheitliche Rückschläge und Sturzpech. 2001 ließ er sich in L'Alpe d'Huez bluffen, 2003 schwächte ihn eine Medikamenten-Vergiftung, 2004 eine schwere Erkältung. Vor der diesjährigen Tour stürzte Ullrich mit dem Kopf in den vor ihm fahrenden Begleitwagen, danach wurde er in den Vogesen bei einer Abfahrt aus der Kurve getragen und erlitt schmerzhafte Rippenprellungen.
Sein letztes Gelbes Trikot ließ sich Ullrich 1998 von dem inzwischen verstorbenen Marco Pantani ausziehen. Von Armstrong hätte er es sieben Jahre später gerne zurückgeholt. Aber Ullrich träumt weiter. Der nächste Anlauf, vielleicht der letzte, ist programmiert. "Ein Toursieg hat immer seinen Wert - zehn Jahre danach fragt keiner mehr, wer Zweiter war", sagte Ullrich (schon vor dieser Tour!), obwohl er ja sicherlich schon gern möchte, dass sich die Leute später noch erinnern, wer in den letzten Jahren meist Zweiter war. Ob er will oder nicht: nach den letzten sieben Tours hängt sein Name mit dem Armstrongs zusammen wie Poulidor und Anquetil. Nur hat der heutige "ewige Zweite" eben auch das Talent eines fünffachen Toursiegers. Das ist das tragische an Ullrichs Karriere.