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Zudem vergisst Du einfach, dass "reiche" Besitzer einfach quasi an der Einnahmeseite schrauben (das geschieht via Kreditvergabe, aber die finanziellen "Tricks", die Besitzer dabei in den USA zur Verfügung haben, dürften hier das Thema sprengen), da sie ihre Investition nachher sowieso über den erhöhten Verkaufspreis herausbekommen. Hierbei spielt es zudem eine Rolle, dass die Marktgröße für ein Team nicht statisch ist, sondern auch explizit vom Erfolg abhängig ist, ebenso wie der Wert der einzelnen Teams. Cuban (übrigens Mark nicht Marc ) hatte bei den Mavericks weniger investiert, als die Mavericks im Wert seit seinem Kauf stiegen. Zumal sie zuletzt weit in der Gewinnzone operierten ... Nichtsdestotrotz wird von Dir hierbei eben nicht der Zusammenhang zwischen Erfolg und Markt/Wert in Deiner Einschätzung berücksichtigt.
Dieses Denken ist zwar nicht per se falsch, ignoriert aber die Owner, für die ihr Team wirklich, ehrlich ein Hobby ist und die unbedingt gewinnen wollen. Ein Riesenfan als Owner, der bereit ist, das Finanzielle das Finanzielle sein zu lassen und der einfach gewinnen will - nicht um jeden Preis, aber für einen hohen Preis.
Natürlich erfolgt eine Wertsteigerung, wenn das Team erfolgreich ist, aber das kann schlichtweg ein gern mitgenommener Nebeneffekt sein. Wir reden hier, das ist die Grundannahme, über extrem reiche Menschen. Und du berücksichtigst nicht, dass bereits einer, etwas realistischer 3-4 Owner ausreichen, die einen potentiellen, vielleicht gar nur kurzfristigen Verlust in Kauf nehmen um sich ihr Team so zusammenzustellen, dass die Meisterschaft zumindest signifikant wahrscheinlicher wird. Das muss dann gar nicht statistisch-empirisch so sein, es reicht, dass die Owner das Gefühl haben, der Meisterschaft deutlich näher gekommen zu sein. Eine psychologische Komponente, die man auch bei vermeintlich hochgebildeten Menschen nicht einfach ignorieren kann. Und dann entwickelt sich die NFL in die Richtung der NBA, mit klaren Topteams, die für die anderen, normal (und gewinnmaximierend) investierenden Teams nur schwer zu besiegen sind. Dies verhindert der SC in der NFL.
Ein weiterer Punkt ist: ein NFL Team zu besitzen ist an sich schon eine sehr sichere Geldanlage. Nicht nur wegen revenue sharing, einfach auch, weil sich der Wert des Teams mit dem Wert der Liga steigert. Da kann man umso mehr dazu geleitet werden, Verluste in Kauf zu nehmen, um sportlichen Erfolg zu haben.
Noch mal: Der SC hat keinen Einfluss auf die Talentverteilung! Egal durch welche fiktiven Beispiele Du Dir das erklären möchtest, um hierbei "richtig" zu liegen, sowohl theoretisch als auch aus der Empirie ergibt sich, dass ein SC darauf keinen Einfluss nimmt. Wirklich, ich denke mir das nicht aus, sondern habe mich intensiv mit dem Thema im Zuge des Lockouts 2011 in der NBA beschäftigt, besonders auch deshalb, weil eben durch die Besitzer argumentiert wurde, dass eine weitere Gehaltslimitierung der Spieler zu mehr Ausgeglichenheit führen würde. Das ist aber Nonsense und dient schlichtweg der Kostenkontrolle und Gewinnmaximierung, und hat genau gar keinen positiven Effekt auf die Ausgeglichenheit der Liga.
Das kann in der NBA ja auch so sein. Das kann ich schlichtweg nicht beurteilen. Nur ist die NFL ein anderer Sport und eine andere Liga. Weiter oben gestehst du ein, dass du für die NBA deine eigene competitive balance Rechnung erstellt hast - für die NFL kann die Rechnung bei einer anderen Berechnung aber auch anders aussehen.
Das ist auch aus meiner Sicht einfach zu verstehen, denn ein Team mit schlechterem Markt müsste sowieso MEHR für einen Spieler gleicher Qualität bezahlen, womit dann aufgrund des SC WENIGER Geld für einen Support vorhanden ist. Im Falle der NBA hilft der SC nur den größeren Märkte. Dass in diesen Märkten einige Teams dennoch ineffizient mit ihren Ressourcen umgehen, ist kein Gegenbeweis, sondern bedeutet nur, dass Teams aus größeren Märkten nicht per se besser sind, sondern schlichtweg es eigentlich einfacher haben, bessere Teams zusammenzustellen.
Und das hier ist so ein Unterschied zwischen NBA und NFL. In der NFL sind "Märkte" schlichtweg nicht so relevant wie dies in der NBA der Fall zu sein scheint. Das sind die wertvollsten NFL Teams. Du kannst davon ausgehen, dass Forbes die Relevanz des Marktes in der NFL bei ihrer Berechnung berücksichtigt hat. Von den 9 wertvollsten Teams gibt es genau zwei Super Bowl Champions seit 1996.
In einer Liga, in der die Märkte eine so signifikante Rolle wie in der NBA spielen, mag deine Rechnung SC = big market teams profitieren, weil sie den Spielern indirekt mehr Einkommen bieten können, korrekt sein. Für die NFL gilt diese Ableitung aber nicht.
Beispielsweise unterstellst Du zuvor den Besitzer, eben nicht per se rationale Entscheidungen zu treffen (dem stimme ich auch zu, und will das gar nicht in Abrede stellen!), nimmst dann aber bei Spieler an, dass hier eine Entscheidung primär über das Gehalt getroffen wird. Nun ist das aber mitnichten die wesentliche Entscheidungsgröße, denn Spielern wird sowieso von verschiedenen Teams ähnliches Gehalt geboten, wenn sie als "gut" gelten. Und der Witz an der Sache ist: Schlechtere Märkte müssen sowieso mehr Gehalt anbieten, um attraktiver für die Spieler zu werden. Dazu kommt, dass bessere Märkte Spieler einfacher ersetzen können, auch zu geringen Kosten, sie müssen einfach nur mehr Erfolg versprechen (also gute Teams schon sein oder für die Zukunft haben) und entsprechende Spielzeit garantieren.
Diesen Effekt gibt es selbstverständlich, aber dank der Brutalität des Sports überschätzt du ihn in deinen Ausführungen. Die Karriere in der NFL kann ganz schnell zu Ende sein. Das gilt zwar für jeden Profisport, aber im American Football besonders. Das führt dazu, dass das gebotene Gehalt eine noch größere Rolle spielt. Je mehr guaranteed money du bekommst, desto besser deine Absicherung. Ich will nicht abstreiten, dass es bekannte losing Franchises gibt, die in der Tat überbezahlen müssen. Nicht weil ihr Markt klein ist, sondern weil der Spieler weiß, dass er wohl auch die nächsten Jahre verlieren wird. Das ist nicht gut fürs Image und natürlich auch nicht für den nächsten Vertrag. Aber solche Teams sind in der NFL selten, da gibt es vielleicht 2 oder 3. Ansonsten kann man in jedem Transferfenster beobachten, dass Spieler kein Problem haben, von einem Topteam zu einem soliden Team zu wechseln - und davon gibt es in der NFL viele. Das ist nicht wie in der NBA - spiele um die Meisterschaft oder gehe tanking. Vor der Saison haben viele Teams eine halbwegs passable Chance auf die Playoffs.
Solche Wechsel haben natürlich zum Teil auch mit Spielzeit zu tun (wie gesagt, den Effekt gibt es, ich denke nur, du überschätzt ihn), aber eben auch oft mit dem Scheck, der einfach größer ist.
Du glaubst es mir zwar nicht, aber ich kann das für die NFL durchaus einschätzen. Du leitest das alles aus deinem enormen Fachwissen über die NBA ab - und das enorme Fachwissen in der NBA will ich dir auch nicht absprechen. Ich weigere mich nur, das alles (inklusive einer Logik, die für die NBA gilt und für die NFL nicht) einfach zu übernehmen und als gegeben hinzunehmen. Das stimmt intuitiv nicht und ich sehe die Argumente nicht, die der Intuition widersprechen würden.
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