Die Verklärung der ganzen Foreman-Geschichte ist mit schuld an dieser völligen Fehleinschätzung über die Leistungfähigkeit alternder Boxer (am besten wohl zu sehen beim Tyson-Paul-Kampf: Ein unterdurchschnittlicher Cruiser verhaut den ATG und schont ihn gleichzeitig, weil er ihm (aus ökonomischen Gründen, mit Rücksicht auf PR) nicht wehtun will oder darf: Aber zuvor meinten viele, dass es Tyson "schaffen" könne (ja, mit Mühe unfallfrei in der Ring zu klettern)).
Foreman war bei seinem Comeback 38 (und nicht 48 wie Klitschko), er hat Ende der 80er eine Unmenge von Journeyman verhauen und bei den ersten beiden Versuchen, den Titel zu gewinnen, gegen Holyfield und Morrison verloren. Gegen Moorer war er dann schon 45 (hat aber ständig zuvor Kämpfe bestritten - kein Jahr ohne einen Kampf) und Moorer war nicht gerade der gefürchtetste WM. Foreman war auf allen Scorecards hinten, er hätte in jedem Fall schon den KO gebraucht (den er dann auch per lucky punch erzielte). Im Kampf darauf wurde er vom ATG Axel Schulz vermöbelt (auch wenn er den Kampf auf den Scorecards gewonnen hat).
Foreman war ein Großer im Boxsport, aber bei seinem späten Titelgewinn war Fortuna auf seiner Seite. In 9 von 10 Kämpfen hätte er damals gegen Moorer verloren (wie zuvor eben gegen Holyfield und Morrison), heute aber wird so getan, als ob es sich um einen großartigen Sieg gehandelt hätte. Und Big George ist dann die Blaupause für die Theorie, dass Klitschko mit 48, Tyson mit 58 noch große Leistungen erbringen könnten. Das spielt es nicht, ist vollkommen unrealistisch.
Das einzig andere gelungene Comeback war das von Maske: Aber Hill ist gleich alt wie Maske, insofern was es ein Rentnertreffen. Schulz hat es auch probiert: Mit dem bekannten Ergebnis. Egal, was sich ehemalige Fans (wie im Fall von Tyson) auch immer erträumen mögen: Es bleibt eine Illusion. Klitschko mag vielleicht gegen einen alten Pulev Chancen haben, aber gegen jeden einigermaßen frischen Gegner aus den Top 50 wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Desaster. Irgendwie glaube ich im übrigen, dass Wladimir das weiß - und wenn er tatsächlich ein Comeback versucht, wird man alles genau erwägen: Gegnerwahl, Rundenlänge, Handschuhe, Ringgröße etc. Natürlich - möglicherweise gibt es sehr viel Geld: Aber man sollte den Stolz dieser Leute nicht unterschätzen. Wladimir will sicher nicht als durch den Ring krabbelnder Rentner in die Geschichte eingehen.