Natürlich bitter, aber sinnvoll. Im Fall des Antretens wäre es ein klassisches Probieren gewesen, ohne realistische Aussicht auf den ganz großen Erfolg. Natürlich ist es nicht zu 100% ausgeschlossen, dass Djokovic morgen gegen Norrie verliert. Und dass Kyrgios morgen nicht doch seinen Körper früh im Match gespürt hätte und der Weg ins Finale und sogar zum Titel für Nadal verhältnismäßig "leicht" geworden wäre. Aber damit ist nicht zu rechnen. Und wenn Nadal entschlossen ist, im worst case nicht aufgeben zu wollen und vor allem eine schwerere Verletzung vermeiden will, dann ist dieser Schritt alternativlos. Man darf nicht vergessen, dass die amerikanische Hartplatzsaison mit dem Highlight in NY auch keine 5 Monate mehr weg ist. in 7 Wochen beginnen die US Open.

Und Nadal will sicherlich ein Vorbereitungsturnier spielen. Im Sinne der Gesundheit ist es die richtige Entscheidung.
Für Fritz ist das so gesehen natürlich bitter, für die Zuschauer auch, die kriegen nur ein HF zu sehen. Aber das gehört eben zum Sport leider dazu. Fritz war sportlich nicht fähig, sich fürs HF zu qualifizieren.
Stimmt schon. Nadal wird wissen, dass er selbst bei einem Sieg gegen Kyrgios physisch im Finale keine Chance mehr gehabt hätte (wahrscheinlich spätestens da auch gar nicht mehr hätte antreten können) und dafür das Risiko einer richtig langen Verletzungspause einzugehen, ist es einfach nicht wert. Das evtl entgangene Geld ist nicht wirklich wichtig und im Herbst geht es ja auch wieder um Punkte.
Für das Turnier ist es natürlich kacke. Durch den Ausschluss von Medvedev und Rublev fehlten schon zwei Top 10 Spieler, Zverev verletzt, Roger sowieso, Mitfavorit Berrettini mit Corona raus und jetzt Nadals Rückzug. Das ist schon eine schöne Menge Mist für das Turnier und ich finde auch tatsächlich, dass das Niveau in diesem Jahr schwächer ist als sonst. Kyrgios hat halt seine Show, aber insgesamt macht Wimbledon für mich in diesem Jahr nicht so richtig viel Spaß. Selbst in den besseren Partien war/ist immer irgendwas, was irgendwie nervt.
Damit will ich keinem Turniersieger irgendwas von seinem Ruhm nehmen - egal unter welchen Umständen: ein GS-Sieger ist ein verdienter GS-Sieger und bekommt mit Recht seinen Fußabdruck in der Tennisgeschichte. Aber
mein Turnier ist Wimbledon 2022 so gar nicht (und es ist bei Weitem mein Lieblings-GS).
Das Finale ist dann als Sahnehäubchen dann höchstwahrscheinlich auch noch eins zwischen den für mich wohl zur Zeit unsympathischsten Spielern auf der Tour. Djokovic wegen seinem Covid-Stuss und Kyrgios wegen seines kalkuliert besch*ssenen Verhaltens. Aber wat willste machen? So ist das eben im Sport.
Norrie würde ich es gönnen (auch wenn Norrie in einem GS-Finale eigentlich nicht wirklich seiner Klasse entspricht), aber daraus wird nichts werden. Djokovic erkennt, wenn es eine Chance gibt und in aller Regel nutzt er die dann auch. Er wird sich, glaube ich, im Finale auch von Kyrgios Psychospielchen genau null beeindrucken lassen und ihn (hoffentlich ohne Nickschen Eklat) glatt schlagen.
Und das wäre für mich dann auch ok so. Ich mag Djokovic nicht (mehr) und finde, dass er mit seinem Verhalten im Winter a) Unrecht hatte und b) dem Tennis und dem Sport an sich ordentlich Schaden zugefügt hat. Nichtsdestotrotz ist er ein absoluter Weltklassespieler und ein echter Champion. Kyrgios ist auf Strecke weder a) und schon gar nicht b).