Fish Tank (2009)
Ohne unnötiges Vorgeplänkel wird man in den harten, tristen Alltag der scheinbar toughen 15jährigen Mia eingeführt. Die Handlung ist im englischen Essex angesiedelt, dort schlägt sie sich buchstäblich mit Gleichaltrigen rum und erträgt das Leben mit alleinerziehender Mutter und kleiner Schwester eher als es zu leben. Ein reichlich desillusioniertes Bild zeichnet Andrea Arnold (Oscar 05 für besten Kurzfilm) die ersten 15 Minuten hier, unterstützt durch den rauhen Slang und der überhaupt knallharten Wortwahl, die Mia im besten Fall als "street-smart" kennzeichnet.
Jedenfalls bietet das Tanzen die scheinbar einzige innere Fluchtmöglichkeit, erst das Auftauchen eines neuen Freundes der Mutter verspricht Besserung für die kleine Familie.
Auch durch die ständige Fokussierung auf die Heldin, die Kamera oft mit dokumentarischem Anstrich als Verfolger im Rücken, entsteht ein sehr realistisches Bild einer Umgebung, die zwar einen gewissen Charme ausstrahlt, in die man sich aber unter keinen Umständen selbst hineinwünschen würde. Katie Jarvis, ohne jegliche Schauspielerfahrung gecastet, ist schier atemberaubend und verhilft der Regisseurin ungemein die Gefahr zu umgehen über ihre Figur zu urteilen. Überhaupt ist die Chemie zwischen ihrem und dem von Michael Fassbender darsgestellten Charakter unglaublich intensiv und trägt das Ganze ohne in alzu offensichtliche "Coming of Age"- bzw. Unterschichten-Klischees abzudriften.
Jury-Preis in Cannes, weitere Awards für Regie und Darsteller trafen hier den richtigen Film. Ein Film, der letztlich trotz vieler Ecken und Kanten ungemein sensibel daherkommt und die schwierige Aufgabe meistert eine Verbinung zum Zuschauer aufzubauen. Man fühlt mit den Figuren, seien ihre Emotionen und Entscheidungen noch so naiv. 8/10
Trailer