der falsche smilie für diese szene
:confused:
Ex Drummer (2007)
Vom eigenen Hochglanz-Lifestyle gelangweilt beschließt der zeitgenößische Literat und talentierte "Ex-Drummer" Dries Van Hegen sich einer bisher schlagzeugerlosen Band anzuschließen, er tauft sie selbst auf den Namen "The Feminists". Die restlichen Mitglieder befinden sich ein kleines Stückchen unter dem untersten sozialen Elend einer belgischen Kleinstadt und haben allesamt ein Handicap um beim anstehenden Bandcontest als "Behindertentruppe" zu punkten. (dazu gehört ein steifer Arm beim Gitarristen oder ein Sprachfehler des Sängers). Um überhaupt aufgenommen zu werden faked Dries sein eigenes Handicap - er könne ja überhaupt nicht Schlagzeug spielen.
Den Stil des Films selbst kann man wohl nur als recht schockierend beschreiben - ein satter Schlag in die Magengrube um an der Stelle mal eine schon (zu) oft verwendete Phrase zu bemühen *g*. Selbst "Seul contre tous" war nicht menschenverachtender und "Trainspotting" hatte die bodenständigeren Charaktere. Ich weiß nicht inwiefern die plumpe Provokation hier Anliegen der Macher war, wenn tatsächlich gezeigt wird wie der Sänger der Konkurrenzband, genannt "großer Schwanz", mit seinem gut 50cm langen ... ach wie auch immer, man kann es sich ca. vorstellen, ziemlich abstoßend jedenfalls.
Mir persönlich wirkten einige der Regieeinfälle etwas erzwungen, so laufen die ersten 5-10 Minuten rückwärts ab und die Wohnung des frauenmordenden Nazis bzw. Sängers wird ausschließlich auf dem Kopf gefilmt dargestellt. Diese kleineren Spielereien werden dann aber zum Glück weniger und der Film kann sich voll und ganz auf die manipulatige Ader des Titelhelden konzentrieren, sein voyeuristischer Blick, sein Elendstourismus hält die Spannung hoch und kanalisiert die ganze Palette der trashromantischen Eindrücke die uns Koen Mortier mit seinem Erstlingswerk hier vorsetzt.
Lange Rede kurzer Sinn: mir hat der Streifen insgesamt gut gefallen. Ziemlich abgewrackte Kost zwar, aber der recht bildgewaltige, überzeichnete und ab und an surrealistische Stil nimmt einen Teil des Schreckens. Der Soundtrack ist wahnsinnig gut, mehr Rock als Punk, und bildet eine eindrucksvolle Einheit mit dem Gezeigten. Ob sowas letztlich als Kultfilm gilt? Und ob den meisten das zu platt, billig und wie gesagt, provokativ ist? Mir recht egal, denn hier hat das funktioniert. :rocky: 8/10
Empfehlen würde ich den Streifen jetzt niemanden, der eine realistische, tiefgehende Analyse einer bestimmten Gesellschaftsschicht erwartet. Man sollte für ex-drummer wohl eher an bewusst kurzweiligen Filmen Gefallen finden, die ein paar überdrehte, bitterböse, schwarzhumorige und auch irgendwie traurige Szenen und Situationen aneinanderreihen, wie ansgesprochen Trainspotting, vielleicht auch snatch., Mann beißt Hund, Menschenfeind, Irreversible oder Ken Park (wobei ich den letztgenannten wenig gelungen finde und es eh schwer ist diese Filme zu vergleichen.)
Edit: Weiß grad nicht, ob ich die FSK 16 Freigabe der gänzlich ungeschnittenen Fassung nun lustig oder einfach grotesk finden soll. Völlig unverständlich...