Warrior (2011)
Selten einen Film gesehen, der solche extremen Stärken und Schwächen hat. Theoretisch müsste man dem Film eine 5/10 geben, weil er mindestens so viele Schwächen wie Stärken hat, wenn nicht sogar mehr. Nichtsdestotrotz werde ich dem Film eine deutlich bessere Note geben, weil die Sachen, die der Film gut macht, nicht nur gut, sondern sehr gut macht. Ja, sogar großartig.
Zunächst muss ich sagen, dass der Film absolut vorhersehbar ist. So vorhersehbar, dass ich behaupte, dass jeder, der schon mehr als 10 Filme gesehen hat, genau weiß, was im Laufe des Films passieren wird. Einzig die letzten 10 Minuten sind vielleicht nicht offensichtlich, jedoch habe ich auch da richtig "geraten".
Was mich da aber nicht mal gestört hat, weil ich das selbe Ende gewählt hätte und mich sogar gefreut habe, dass Edgertons Charakter genau das gesagt hat, was ich vorhergesagt habe bzw. mir gewünscht habe und das sogar in der selben "Position". Manchmal bin ich mir selber unheimlich.
Überraschenderweise stört das bei diesem ersten großen MMA Film, der es locker mit allen guten Boxfilmen der letzten Jahre aufnehmen kann, überhaupt nicht. Man weiß zwar, was passieren wird und viele Aspekte der Geschichte sind klischeehaft, aber man wird immer gut unterhalten und ist nie gelangweilt, obwohl der Film über 2h lang ist.
Ein weiterer Schwachpunkt ist der fehlende Realismus (Wir haben hier das Turnier der besten 16 MMA Fighter weltweit in dieser Gewichtsklasse und zwei Brüder, die davor kaum oder schon seit Jahren nicht mehr gekämpft haben, kommen beide noch auf den letzten Drücker ins Turnier?).
Immerhin baut der Film mit Hilfe von ESPN-Einblendungen und fiktiven Kommentatoren eine glaubhafte MMA Welt auf. Nur Kurt Angle als Fedor Emelianenko ... äh, ich meine natürlich "Koba" hat mich immer ein bisschen aus der Filmwelt geworfen. Die Rolle hätte der echte Fedor auch spielen können (Angle sagt kein einziges Wort) und dann hätte ich nicht ständig "Angle ist doch kein Russe" und "oh, mein Gott, sie hätten ihn auch gleich Fedor nennen können, wenn sie schon alles andere kopieren" gedacht.
Zu den Stärken des Films zählen vor allem die Schauspieler. Allen voran natürlich Nick Nolte, der mir sehr gut in seiner Rolle gefallen hat und Tom Hardy, der völlig in seiner Rolle versinkt und damit für mich endgültig zum besten Schauspieler seiner Generation aufsteigt (ja, die Generation mit Bale, Gosling & DiCaprio). Diese Beiden sind so gut, dass jede Szene in der sie sind spannend und fesselnd ist, obwohl sie mit einem schwachen Drehbuch arbeiten müssen.
Einen weiteren großen Pluspunkt muss es für die Filmmusik geben. Die zwei Lieder von The National passen perfekt zum Film, besonders der zweite ist großartig gewählt.
Alles in allem ein Film, dessen Schwächen offensichtlich sind, aber nicht besonders stören, und dessen Stärken beinahe überwältigend sind. Es sagt schon alles aus, dass ich ein Review darüber schreiben
musste, obwohl ich das so gut wie nie mache bzw. schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gemacht habe und in dieser Ausführlichkeit wohl überhaupt noch nie.
8,5/10 -
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