Wonder Woman
Bin nach dem ganzen Hype ein wenig skeptisch ins Kino gegangen. Wurde absolut positiv überrascht und finde, dass der Film hinter dem Dark Knight und den Watchmen das Beste ist, was DC in Sachen Comicverfilmungen bisher zustande gebracht hat.
Die (wenigen) negativen Punkte:
Die erste halbe Stunde ist ein bisschen langatmig. Die Kulisse ist nett anzuschauen, aber dieser aufgeblasene Streit der Schwestern, ob Diana jetzt eine Kampfausbildung erhalten soll oder nicht, war imo dramaturgisch unnötig und mäßig interessant. Da meinte man offenbar: Wenn wir schon Robin Wright gecasted haben, schustern wir ihr auch ein bisschen Screentime zu.
Die zahlreichen Gags, die darauf fußen, dass Diana die Welt außerhalb ihrer Insel nicht kennt, sind charmant und zünden fast durch die Bank weg. Sie wirken aber auch konstruiert, kommen meistens mit Ansage und sind in der ersten Hälfte des Films omnipräsent. Irgendwann dachte ich mir: Ja, ist gut. Kulturelle Missverständnisse führen zu lustigen Situationen. Jetzt kommt mal in die Pötte.
Die eine oder andere Line ist ein bisschen cheesy: "Es kommt darauf an, was man glaubt. Und ich glaube an die Liebe." Hättest du dir verkneifen können, Diana.
CGI eher mittelmäßig. Wobei man zur Verteidigung sagen muss, dass WW auch nur die Hälfte des Budgets hatte, das Rohkrepierer Dawn of Justice zur Verfügung gestellt worden ist.
Abgesehen davon fand ich WW ziemlich großartig. Die Action ist PG13, aber schick inszeniert, die Figuren machen Spaß. Selbst die, die nicht viel Screentime sehen, haben mehr Charakter und entfachen mehr Empathie als der ganze Dirty Dozen Verschnitt in Rogue One zusammengenommen. Gal Gadot ist nicht nur physisch die perfekte Besetzung für die Rolle. Ihr kauft man das Herz, den Mut und auch den ehrhaften, moralischen Kodex, der wie eine Schablone über der (fiktiven) Realität liegt, hundert Prozent ab. Gleichzeitig bekommt sie es hin, die Göttin trotz aller physischer Überlegenheit auch eine kulleräugige Kindlichkeit und Verletzbarkeit ausstrahlen zu lassen. Chapeau, Frau Gadot, ich bin ein bisschen verliebt. Chris Pine ebenfalls mit einer starken Leistung. Beim ganzen Cast gab es eigentlich keine echten Ausfälle. Lediglich Bösewicht Ares war ein wenig blass, auch wenn ich David Thewlis sehr mag.
Fazit: Bei dem Film stimmt von der Geschichte, über die Inszenierung, bis hin zum Score und den Charakteren eine ganze Menge. Die Überlänge war imo unnötig. 30 Minuten Straffung hätte WW nicht geschadet.
Wertung: 8/10
Nachtrag: Bin mit einem dicken Grinsen aus dem Kino gekommen und hab noch kurz drüber nachgedacht, dass ein paar Wonder Women (auch ohne göttliche Superkräfte) unserer Welt gar nicht schlecht täten. Die würden heute aber vermutlich schnell als naive Gutmenschen-Fotzen ausgelacht.