Moonlight
Ein interessanter, gewissermaßen auch trauriger Film über den jungen Afro-Amerikaner Chiron, der in schwierigen Verhältnissen aufwächst. Zum einen wäre da seine crack-abhängige Mutter und zum anderen das (teils gewalttätige) Mobbing durch Mitschüler, die ihn als "SchwuchteI" beschimpfen, lange bevor er seine eigene Sexualität überhaupt entdeckt.
Chiron findet im kubanischen Einwanderer Juan mehr oder weniger einen Ziehvater, wobei er im weiteren Verlauf jedoch erkennt, dass dieser nicht nur ein Drogendealer, sondern zugleich auch der Dealer seiner Mutter ist ... und so gewissermaßen auch zu seiner Misere beiträgt.
Als Chiron in die Highschool geht, ist der körperliche (und geistige) Verfall seiner Mutter klar erkennbar. Seine Mitschüler ziehen ihn nicht nur wegen seiner Art auf, sondern gerne auch weil seine Mutter eine drogenabhängige Prostituierte ist (und mittlerweile "günstiger").
Im dritten Akt sieht man schließlich den erwachsenen Chiron. Optisch nun ein "Pimp", der selber Drogen dealt und eine harte Schale als sein äußeres trägt. Gleichwohl verbirgt er sein immernoch sensibles inneres. So trifft er auch seinen früheren besten Freund Kevin wieder, die einzige Person mit der er jemals intim war. Und dementsprechend - selbst Jahre später - auch der einzige, dem Chiron traut sich wirklich anzuvertrauen.
Dabei ist Chiron - der mehr oder minder Juan nacheifert - gewissermaßen nun so, wie die Gesellschaft ihn möchte (äußerlich tough und männlich auftretend). Doch in Kevins Augen ist Chiron eigentlich nicht er selbst.
Während Kevin gewachsen ist, mit sich selbst im Reinen und mit seinem Leben - mit seinen Höhen und Tiefen - zufrieden; so steht ihm ein Chiron gegenüber der eher eine Juan-Kopie als er selbst geworden ist. Und das gleichwohl, dass Kevin in Chiron früher einen Freund hatte und diesen nicht für das was er war ablehnte (wie die anderen Mitschüler).
Ein gewiss guter, wenn nicht gar sehr guter Film.
Ob er der beste seines Jahrgangs war? Ich weiß nicht recht. Den Oscar hat er dafür bekommen, während die meisten in jenem Jahr damals "La La Land" abgeräumt hat. Ein Tanz-Film den man gucken kann, aber nicht unbedingt muss, denke ich.
Mahershala Ali hat den Oscar für seine Darstellung von Juan bekommen. Hat er auch gut gemacht, aber so richtig die prägende Figur für die gänze des Filmes ist Juan, denke ich, nicht. Schließlich - nunja - kommt Juan auch nur im ersten Drittel vor. Man fragt sich gewissermaßen wie konkret Chiron damals mit Juans Tod umgegangen ist, der mehr oder weniger beiläufig erwähnt wird.
Naomi Harris als Chisons Mutter Paula sticht insgesamt mehr heraus, finde ich.
Recht geschickt hat man beim Casting drei Schauspieler gefunden, die glaubhaft vermitteln können, dass sie Chiron in drei verschiedenen Epochen verkörpern. Sie sehen sich dahingehend ähnlich.
Bei Kevin klappt dies hingegen nicht so recht.
7,5 von 10 Punkten