"Welcome" von P. Lioret (F,2009)
Ich war heut mittag im Kino, wo ich mir einen eindrucksvollen und unheimlich menschlichen französischen Film sah, der wahrscheinlich nie in Deutschland laufen will: "Welcome", ein Film über einen französischen Schwimmlehrer in Calais, der einem jungen Kurden Schwimmstunden gibt und ihm auch sonst hilft (in Opposition zu französischen Gesetzen, die die Unterstützung von Illegalen strafrechtlich untersagen), da der 17jährige sich von Mossul aufgemacht hat, um nach London zu kommen, wo seine Angebetete mittlerweile lebt. Aber der Junge ist in Calais gestoppt und muss versuchen, illegal ins Vereinigte Königreich zu kommen. Dies will er schwimmend durch den Ärmelkanal erreichen.
Dann erfährt er, daß seine Angebetete von ihrem Vater an einen ihr unbekannten Vetter sozusagen verscherbelt wurde, damit der Vater Geschäftsführer in einem dem reichen Vetter gehörenden Speiselokal werden kann.
Der Junge versucht verzweifelt, den Kanal zu durchschwimmen und ertrinkt kurz vor der englischen Küste.
Das Ganze scheint auf den ersten Augenblick ziemlich weinerlich, aber im Gegensatz ist es ein unheimlich menschlicher Film, nicht polemisch, aber sehr ergreifend.
Und, damit wir zum Thema kommen, werden die Leiden der Zwangsverheirateten kurz, ohne viele Worte, aber sehr eindrucksvoll beschrieben.
Wer nur diese kurze Szenen des stummen Leidens sieht, der kann das ganze Leid der Opfer solcher Zwangsheiraten nachvollziehen.
Ausserdem überraschte mich der Hauptdarsteller Vincent Lindon (der ehemalige Lebensabschnittgefährte von Caroline de Monaco) durch sein hervorragendes Spiel. War ja nicht immer der Fall bei Lindon.
Absolut empfehlenswerter Film.
Wer von euch die französische Sprache versteht und nicht allzuweit von Lüttich, Luxemburg, Diedenhofen,Metz, Forbach, Hagenau, Straßburg oder Mûhlhausen wohnt, der sollte einen Sprung über die Grenze machen und sich den Film ansehen.
Ansonsten könnt Ihr dies wahrscheinlich erst in ein paar Jährchen auf "Arte"....