Zuletzt gesehene Filme - der Sammelthread!


danifan

Bankspieler
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Bin zur Zeit in den Staaten und habe gestern Parasite in einem enorm großen und beinah restlos ausverkauftem Kino gesehen - zu meiner Überraschung (und Freude) im Original mit Untertiteln. Hat mich durchaus gewundert, weil ich dachte, dass hier alles synchronisiert wird, was nicht Englisch spricht.

Kurz und knapp zum Film: sehr Empfehlenswert! 8.5/10.

Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall, die Amis synchronisieren fremdsprachige Filme so gut wie nie. Deshalb gibts von jedem erfolgreichen ausländischen Film meist mit kurzem zeitlichen Abstand ein US-Remake, weil die Originale dort kaum einer gesehen hat. Parasite ist eine der positiven Ausnahmen, die für Arthouse-Verhältnisse ziemlich erfolgreich läuft, auch weil in dieser Nische Untertitel nicht so abschreckend sind wie für das Mainstream-Publikum.
 

Plissken

Laptop-Trainer
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@Plissken Ewig her, aber was war an der Story (bzw. an welcher der drei) denn unlogisch?
  • Der Polizist, der "versehentlich" Lola erschießt
  • Die Polizisten, die Lola nach dem Bankraub verwechseln und einfach laufen lassen
  • Die Autos, die bei komplett leerer Straße irgendwie immer aus dem Nichts kommen
  • Wie Lola 2x auf die 25 setzt und beide Male kommt die Zahl :eek:
Aber wie gesagt, ist wohl ein Film, den jeder komplett anders bewertet, die Grundidee war ja ganz interessant und kann auch meinetwegen ein Experimentalfilm sein, aber wenn mich da so viel dran stört, funktioniert das nicht.
 

aBro

Quarterback
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The King (Netflix) - 10/10

Wahnsinnig guter Film, der hochwertig präsentiert wurde und auch schauspielerisch überzeugt. Was mich heutzutage eigentlich immer stört, nämlich die schwachen und oberflächlichen Dialoge, kommen hier zum Glück nicht vor, so dass ich über die gesamte Dauer des Films sehr gut unterhalten worden bin.
 

speedclem

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  • Der Polizist, der "versehentlich" Lola erschießt
  • Die Polizisten, die Lola nach dem Bankraub verwechseln und einfach laufen lassen
  • Die Autos, die bei komplett leerer Straße irgendwie immer aus dem Nichts kommen
  • Wie Lola 2x auf die 25 setzt und beide Male kommt die Zahl :eek:
Aber wie gesagt, ist wohl ein Film, den jeder komplett anders bewertet, die Grundidee war ja ganz interessant und kann auch meinetwegen ein Experimentalfilm sein, aber wenn mich da so viel dran stört, funktioniert das nicht.

zumindest das erste und das letzte ist überhauptnicht unlogisch im sinne der story. schon mal roulette gespielt? 2 mal grüne null, kommt vor. stehen lassen ist standart. kommt oft nochmal die selbe zahl.

und es geht hier schließich um zufall.

ansonsten ist das 3. zbsp einfach eine gewollte komponente, um die situationen seltam erscheinen zu lassen.

imer dieses "unlogisch" gerufe. dabei kann man relativ einfach diese sachen halbwegs plausibel erklären. die drehbuchautoren checken sowas in der regel zig mal ab.
 

Epsilon

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Lola Rennt könnte ich auch mal wieder schauen. Ich fand damals ganz stark. Das war endlich mal was anderes und nicht ein 08/15 Einheitsbrei aus Deutschland. Der Cast wie auch der Soundtrack werten diesen Film noch weiter auf.

8/10 mit Tendenz nach oben.
 
G

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Guest
Habe jetzt auch endlich mal Joker gesehen, aber bin doch eher enttäuscht.

Warum muss man denn alles so genau erklären? Traut man das dem Zuschauer sonst nicht zu?

Die Sache mit der Nachbarin z.B.
Es ist doch ziemlich klar, dass das nicht so gelaufen ist wie das aus seiner Sicht dargestellt wird.
Stattdessen zeigt man dann die ganzen Szenen nochmal, wie sie tatsächlich abgelaufen ist.

6/10 und lieber nochmal The King of Comedy anschauen.

Achja: Jokers Mutter in jung ist Hannah Gross aus Mindhunter. Ist mir im Kino auch nicht aufgefallen.
 

liberalmente

Moderator Non-Sports & Football
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@Felix

Haben dich die 20 Sekunden Rückblende wirklich so eingeschränkt? Ich verstehe ja, dass man das unnötig finden kann, aber warum es manche so stört verstehe ich nicht.

Jokers Mutter in jung ist Hannah Gross aus Mindhunter. Ist mir im Kino auch nicht aufgefallen.

Mir auch nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16

Guest
Geuhae yeorum (once in a summer) 2006 Korea von geon-shik yo IMDb 7,3 ich würde ihm problemlos 8.0 geben.

Geuhae yeorum ist ein Film, der in Europa unter dem Radar fliegt. Zwar gibt es eine englisch sprachige Version, aber selbst die scheint nicht wirklich bekannt zu sein. Zu Unrecht, wie ich meine.

Ob sich der koreanische Regisseur vom japanischen Kultfilm Ima, ai ni yukimasu aus dem Jahr 2004 hat inspirieren lassen? Zumindest das Ende scheint darauf hinzudeuten.

Ansonsten ist der Plot unterhaltsam, trotz Zeitsprüngen nicht anstrengend und wer sich etwas ins Korea der späten 60er versetzen mag, wer in eine völlig andere Welt eintauchen will, wer mal wieder über die Schönheiten und Grossartigkeit dieser Welt staunen mag, der ist hier vermutlich richtig. Als hint: der Film beinhaltet eine Liebesgeschichte und ist im Genre des Melodramas angesiedelt. Ein Film, der einen durchaus perplex zurücklässt und nachhallt. Für sehr zarte Gemüter: bitte besser nicht alleine schauen.

Es wird schnell klar, dass der Film aus asiatischer Sichtweise erzählt wird. Glaube nicht, dass ein Europäer oder ein US-Amerikaner so einen Film und die asiatischen Feinheiten so hinkriegen und ihn so erzählen würde/könnte. Das macht sehr viel vom Charme und der Klasse des Filmes aus.

Zudem ist mir vor allem die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin Soo Ae aber auch des Nebendarstellers Seok-yong Jeong aufgefallen.
Finde das Casting allerdings durchwegs überdurchschnittlich, aber was die 2 abliefern, hab ich so noch nicht oft gesehen.

auf youtube gibts den Film in voller Länge und ist wahlweise mit englischen Untertiteln hier zu sehen.

Ein paar Kritiken, welche vielleicht auch etwas Lust auf den Film machen:

- cute, nice ,lovely movie... damn good acting by lee Byung hun.. ..few scenes in movie are so natural... both watching movie and he suddenly try to catch fly, while putting the bicycle on stand he does his pants properly... they are really funny and natural and few more.... good direction ... love to watch you lee byung hun... love from indian fan.... thanks for uploading with eng sub.

- I love this movie but it broke my ❤.

- I cant explain in words how much I like this movie. I've watched many K movies. So now very few of them make me cry. But this one did the job.


- This movie left the bitterness in my mouth and a wound in my heart. I hope when i will find my loved one that i’ll make the harder choice to be happy together.
 

Bobo23

Bankspieler
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The Irishman

Konnte ihn gestern im Kino sehen und wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern, trotz meiner gigantischen Erwartungen, regelrecht umgehauen.

Vorab: ich habe das Buch gelesen und als die ersten Gerüchte aufkamen, dass Scorsese, mit gigantischem Netflix-Budget im Schlepptau, eine Adaption auf die (heimischen) Leinwände plant, war ich regelrecht aus dem Häuschen. Aber nicht nur dreht der Altmeister einen Film, dessen Grundlage eines meiner Lieblingsbücher ist, nein, dazu versammelt er die gesamte Riege um De Niro, Al Pacino (ENDLICH) und JOE PESCI?!
Neben Fincher ist Scorsese mein absoluter Lieblingsregisseur, Goodfellas wahrscheinlich mein Lieblingsfilm und (der alte bzw. junge - haha) De Niro wohl mein Lieblingsschauspieler. Bei diesem inflationären Gebrauch von "Lieblings-" liegt es nahe, dass meine Erwartungshaltung sich in schwindelerregenden Sphären befunden hat.

Weiterer Disclaimer: Der Film ist ein regelrechter Schinken, der mit seinen 209 (!) Minuten Laufzeit - ganz im Stile von Once Upon A Time In America - das ein oder andere Sitzfleisch massiv überstrapazieren dürfte. Genauso wird jeder enttäuscht sein, der bildgewaltige Action und einen fesselnden Spannungsbogen erwartet oder gar kurzweilige Unterhaltung sucht. An alle Anderen: Anschauen und ja, auch wenn der Film ab dem 27.11 auf Netflix zu sehen ist, lohnt sich der Kinogang uneingeschränkt! Ich kann mir dieses Epos nur schwerlich auf einem mittelgroßen Flatscreen im Wohnzimmer vorstellen.

Nun aber zum Film :D
Was Scorsese da fabriziert hat, ist auf die eine Art alles schon mal dagewesen, auf der anderen Seite aber gänzliches Neuland. Gangsterklischees finden sich in Hülle und Fülle. Sei es der schmierige Zwischenhändler, die Entsorgung der Tatwaffe oder die Frequenz, mit der der Name Tony zu hören ist. Was ist daran neu? Die Inszenierung dieser Aspekte. The Irishman nimmt die klischeebehafteten Gangsterpraktiken und die damit verbundenen Charaktere aufs Korn, ohne dabei ins Lächerliche oder zu sehr Karikaturistische abzudriften. Das sorgt neben etwas Auflockerung auch für eine Reflexion des Milieus und erdet das Ganze ein wenig.
Zu der Story möchte ich hier nicht viel verlieren. Nur so viel: es gibt nicht wirklich einen stringenten und konsistenten Handlungsstrang. Viel mehr werden unterschiedliche Zeitebenen, die nur selten durch angeschnittene Events auf ein konkretes Jahr oder einen Zeitraum verweisen, miteinander verwoben und erzählen so das Leben des Protagonisten Frank Sheeran, mit seinen Höhen und (deutlich prägnanteren) Tiefen. Auch das ist bestimmt nicht jedermanns Sache, macht hier aber großen Sinn.

Was ist jetzt also das Besondere an diesem Film? Die Entmystifizierung des Gangster-Daseins und die schonungslose Darstellung des körperlichen, moralischen und psychischen Verfalls der involvierten Charaktere.
Gangster zu sein ist weder so cool wie in Goodfellas noch so romantisch wie in der Godfather-Trilogie. Auch ist es nicht so glamourös wie in Casino oder so pathetisch wie in American Gangster. Viel mehr ist es ein dreckiges Geschäft, bei dem Ehre und Loyalität nur so lange existierende Konzepte sind, wie sie den Gangstern dabei behilflich sind, ihre (zumeist perfiden) Ziele zu erreichen. Auch Wohltätigkeit und Fürsorge werden nur sporadisch praktiziert.

Sind Ikonen des Milieus es in der Regel gewohnt, zu Popstars stilisiert zu werden, werden sie hier vor die Tatsache gestellt, dass ihre Existenzen genauso vergänglich und teils unbedeutend sind, wie die von "normalen" Teilnehmern der Gesellschaft. Selbst betrachten und empfinden sich die Gangster gerne als Legenden, besitzen aber kaum größere Relevanz als der Gauner von nebenan. Sehr treffend wird dieser Umstand in einer Szene dargestellt, in der Frank, altersmilde und sichtlich mitgenommen von seiner Historie, über alten Fotografien aus seiner Hochzeit schwelgt und sie der behandelnden Pflegekraft zeigt. Neben seiner Familie deutet er auf seinen Freund, ehemaligen Gewerkschaftsboss und Partner in Crime, Jimmy Hoffa und fragt dabei tendenziell rhetorisch, nachdem die Frau vorherige Personen nicht erkannt hatte, "but you do know HIM!?".
Nein, selbst der große Jimmy Hoffa besitzt keine Relevanz für die Gesellschaft und ist außerhalb des Milieus lediglich eine Randnotiz. In dieser Szene wird auch das in dem Milieu so präsente und vorherrschende Patriarchat, das während des Films permanent unterschwellig mitschwingt, entkräftet. Scorsese schenkt den weiblichen Charakteren auffallend wenig Screentime, nutzt sie dafür aber punktuell sehr intensiv und nachhaltig.

Überhaupt zeigt der Film eines besonders klar auf: Gangster sein ist ******e und am Ende sind alle genauso einsam und hilfsbedürftig wie John Doe aus der Nachbarschaft. Der oft unausweichliche Abgang ist zumeist auch weder heroisch und dabei eher, diplomatisch formuliert, unangenehm.
Ein Großteil der Figuren wird direkt bei der Einführung mit einem Einblender versehen, auf dem die spätere Todesursache geschildert wird (shredded by a nail bomb under his porch in 1980), was immer wieder subtil verdeutlicht, dass man als Gangster selten ein schmerz- und gewaltloses Ende findet. Eine Ausnahme gibt es dann aber doch und die fügt sich glänzend in die auch sonst präsenten, aber immer wohl dosierten Humorspitzen ein, wie man es auch von den meisten Scorseses kennt.

Nun aber zum Prunkstück des Films, dem (Trommelwirbel) Cast. Die im Vorhinein heißdiskutierte Verjüngungstechnik fälllt bei den alten Haudegen selten auf und wenn, dann selten störend, was aber auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass die Darsteller den Großteil des Films lediglich um die zwanzig Jahre verjüngt werden. Was hier darstellerisch geboten wird, ist aber ohne wenn und aber absolutes Weltklasse-Niveau. Man merkt Pacino und De Niro sichtlich an, mit wie viel Leidenschaft und Spaß sie hier bei der Sache sind. Bedenkt man, dass beide stark an der 80 kratzen, kann man vor dieser Performance nur den Hut ziehen. Bei den Nebendarstellern, die ausnahmslos perfekt besetzt sind, gibt es ebenso nur Grund zum Applaudieren. Dass ein Harvey Keitel kaum mehr als fünf Minuten Screentime bekommt, spricht Bände über die Qualität des Casts. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir Bobby Cannavale und Jesse Plemons, aber das soll die anderen Leistungen in keinster Weise schmälern.
Mein persönliches Highlight war aber wieder mal Joe Pesci. Den leichtfüßigen und gleichzeitig immer Gefahr ausstrahlenden Charakter verkörpert wohl niemand so gut wie er. Wie auch immer es De Niro und Scorsese geschafft haben, Pesci zu seinem erst dritten Film in diesem Jahrhundert zu überreden, ist mir egal. Danke! Neben dem grandiosen Cast fällt kaum auf, wie gut die Kamera und der Schnitt in diesem Film sind. Auch hier absolutes Spitzenniveau.
Beim Score bedient sich Scorsese ausnahmsweise einmal nicht bei den Stones, sondern setzt eher auf atmosphärische Melodien. Im Gesamtpaket passt das einfach alles.

Irgendwie ist The Irishman eine Hommage an die Mafia, ein Abgesang auf das Gangstertum und gleichzeitig ein gefühltes Endwerk und letzter Beitrag von Scorsese zu diesem Genre. Dieser Film wird viele enttäuschen, da bin ich mir recht sicher. Er ist kein Goodfellas und kein Godfather. Trotz der Spielzeit kommt hier nie das Gefühl auf, bei etwas Großem, ja bei einem zeitlosen Epos dabei zu sein. Dafür wird man aber wohl nie wieder die Vergänglichkeit und die mittelbare Belanglosigkeit der Figuren dieses Milieus derartig intensiv und virtuos dargestellt erleben können.

10/10
 
Zuletzt bearbeitet:

robbsen

Nachwuchsspieler
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The Irishman

Konnte ihn gestern im Kino sehen und wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern, trotz meiner gigantischen Erwartungen, regelrecht umgehauen.

Vorab: ich habe das Buch gelesen und als die ersten Gerüchte aufkamen, dass Scorsese, mit gigantischem Netflix-Budget im Schlepptau, eine Adaption auf die (heimischen) Leinwände plant, war ich regelrecht aus dem Häuschen. Aber nicht nur dreht der Altmeister einen Film, dessen Grundlage eines meiner Lieblingsbücher ist, nein, dazu versammelt er die gesamte Riege um De Niro, Al Pacino (ENDLICH) und JOE PESCI?!
Neben Fincher ist Scorsese mein absoluter Lieblingsregisseur, Goodfellas wahrscheinlich mein Lieblingsfilm und (der alte bzw. junge - haha) De Niro wohl mein Lieblingsschauspieler. Bei diesem inflationären Gebrauch von "Lieblings-" liegt es nahe, dass meine Erwartungshaltung sich in schwindelerregenden Sphären befunden hat.

Weiterer Disclaimer: Der Film ist ein regelrechter Schinken, der mit seinen 209 (!) Minuten Laufzeit - ganz im Stile von Once Upon A Time In America - das ein oder andere Sitzfleisch massiv überstrapazieren dürfte. Genauso wird jeder enttäuscht sein, der bildgewaltige Action und einen fesselnden Spannungsbogen erwartet oder gar kurzweilige Unterhaltung sucht. An alle Anderen: Anschauen und ja, auch wenn der Film ab dem 27.11 auf Netflix zu sehen ist, lohnt sich der Kinogang uneingeschränkt! Ich kann mir dieses Epos nur schwerlich auf einem mittelgroßen Flatscreen im Wohnzimmer vorstellen.

Nun aber zum Film :D
Was Scorsese da fabriziert hat, ist auf die eine Art alles schon mal dagewesen, auf der anderen Seite aber gänzliches Neuland. Gangsterklischees finden sich in Hülle und Fülle. Sei es der schmierige Zwischenhändler, die Entsorgung der Tatwaffe oder die Frequenz, mit der der Name Tony zu hören ist. Was ist daran neu? Die Inszenierung dieser Aspekte. The Irishman nimmt die klischeebehafteten Gangsterpraktiken und die damit verbundenen Charaktere aufs Korn, ohne dabei ins Lächerliche oder zu sehr Karikaturistische abzudriften. Das sorgt neben etwas Auflockerung auch für eine Reflexion des Milieus und erdet das Ganze ein wenig.
Zu der Story möchte ich hier nicht viel verlieren. Nur so viel: es gibt nicht wirklich einen stringenten und konsistenten Handlungsstrang. Viel mehr werden unterschiedliche Zeitebenen, die nur selten durch angeschnittene Events auf ein konkretes Jahr oder einen Zeitraum verweisen, miteinander verwoben und erzählen so das Leben des Protagonisten Frank Sheeran, mit seinen Höhen und (deutlich prägnanteren) Tiefen. Auch das ist bestimmt nicht jedermanns Sache, macht hier aber großen Sinn.

Was ist jetzt also das Besondere an diesem Film? Die Entmystifizierung des Gangster-Daseins und die schonungslose Darstellung des körperlichen, moralischen und psychischen Verfalls der involvierten Charaktere.
Gangster zu sein ist weder so cool wie in Goodfellas noch so romantisch wie in der Godfather-Trilogie. Auch ist es nicht so glamourös wie in Casino oder so pathetisch wie in American Gangster. Viel mehr ist es ein dreckiges Geschäft, bei dem Ehre und Loyalität nur so lange existierende Konzepte sind, wie sie den Gangstern dabei behilflich sind, ihre (zumeist perfiden) Ziele zu erreichen. Auch Wohltätigkeit und Fürsorge werden nur sporadisch praktiziert.

Sind Ikonen des Milieus es in der Regel gewohnt, zu Popstars stilisiert zu werden, werden sie hier vor die Tatsache gestellt, dass ihre Existenzen genauso vergänglich und teils unbedeutend sind, wie die von "normalen" Teilnehmern der Gesellschaft. Selbst betrachten und empfinden sich die Gangster gerne als Legenden, besitzen aber kaum größere Relevanz als der Gauner von nebenan. Sehr treffend wird dieser Umstand in einer Szene dargestellt, in der Frank, altersmilde und sichtlich mitgenommen von seiner Historie, über alten Fotografien aus seiner Hochzeit schwelgt und sie der behandelnden Pflegekraft zeigt. Neben seiner Familie deutet er auf seinen Freund, ehemaligen Gewerkschaftsboss und Partner in Crime, Jimmy Hoffa und fragt dabei tendenziell rhetorisch, nachdem die Frau vorherige Personen nicht erkannt hatte, "but you do know HIM!?".
Nein, selbst der große Jimmy Hoffa besitzt keine Relevanz für die Gesellschaft und ist außerhalb des Milieus lediglich eine Randnotiz. In dieser Szene wird auch das in dem Milieu so präsente und vorherrschende Patriarchat, das während des Films permanent unterschwellig mitschwingt, entkräftet. Scorsese schenkt den weiblichen Charakteren auffallend wenig Screentime, nutzt sie dafür aber punktuell sehr intensiv und nachhaltig.

Überhaupt zeigt der Film eines besonders klar auf: Gangster sein ist *** und am Ende sind alle genauso einsam und hilfsbedürftig wie John Doe aus der Nachbarschaft. Der oft unausweichliche Abgang ist zumeist auch weder heroisch und dabei eher, diplomatisch formuliert, unangenehm.
Ein Großteil der Figuren wird direkt bei der Einführung mit einem Einblender versehen, auf dem die spätere Todesursache geschildert wird (shredded by a nail bomb under his porch in 1980), was immer wieder subtil verdeutlicht, dass man als Gangster selten ein schmerz- und gewaltloses Ende findet. Eine Ausnahme gibt es dann aber doch und die fügt sich glänzend in die auch sonst präsenten, aber immer wohl dosierten Humorspitzen ein, wie man es auch von den meisten Scorseses kennt.

Nun aber zum Prunkstück des Films, dem (Trommelwirbel) Cast. Die im Vorhinein heißdiskutierte Verjüngungstechnik fälllt bei den alten Haudegen selten auf und wenn, dann selten störend, was aber auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass die Darsteller den Großteil des Films lediglich um die zwanzig Jahre verjüngt werden. Was hier darstellerisch geboten wird, ist aber ohne wenn und aber absolutes Weltklasse-Niveau. Man merkt Pacino und De Niro sichtlich an, mit wie viel Leidenschaft und Spaß sie hier bei der Sache sind. Bedenkt man, dass beide stark an der 80 kratzen, kann man vor dieser Performance nur den Hut ziehen. Bei den Nebendarstellern, die ausnahmslos perfekt besetzt sind, gibt es ebenso nur Grund zum Applaudieren. Dass ein Harvey Keitel kaum mehr als fünf Minuten Screentime bekommt, spricht Bände über die Qualität des Casts. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir Bobby Cannavale und Jesse Plemons, aber das soll die anderen Leistungen in keinster Weise schmälern.
Mein persönliches Highlight war aber wieder mal Joe Pesci. Den leichtfüßigen und gleichzeitig immer Gefahr ausstrahlenden Charakter verkörpert wohl niemand so gut wie er. Wie auch immer es De Niro und Scorsese geschafft haben, Pesci zu seinem erst dritten Film in diesem Jahrhundert zu überreden, ist mir egal. Danke! Neben dem grandiosen Cast fällt kaum auf, wie gut die Kamera und der Schnitt in diesem Film sind. Auch hier absolutes Spitzenniveau.
Beim Score bedient sich Scorsese ausnahmsweise einmal nicht bei den Stones, sondern setzt eher auf atmosphärische Melodien. Im Gesamtpaket passt das einfach alles.

Irgendwie ist The Irishman eine Hommage an die Mafia, ein Abgesang auf das Gangstertum und gleichzeitig ein gefühltes Endwerk und letzter Beitrag von Scorsese zu diesem Genre. Dieser Film wird viele enttäuschen, da bin ich mir recht sicher. Er ist kein Goodfellas und kein Godfather. Trotz der Spielzeit kommt hier nie das Gefühl auf, bei etwas Großem, ja bei einem zeitlosen Epos dabei zu sein. Dafür wird man aber wohl nie wieder die Vergänglichkeit und die mittelbare Belanglosigkeit der Figuren dieses Milieus derartig intensiv und virtuos dargestellt erleben können.

10/10

Einfach nur Danke für diese grandiose Zusammenfassung und Rezension(y)
 

WallIn

Bankspieler
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The Irishman

Konnte ihn gestern im Kino sehen und wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern, trotz meiner gigantischen Erwartungen, regelrecht umgehauen.

Vorab: ich habe das Buch gelesen und als die ersten Gerüchte aufkamen, dass Scorsese, mit gigantischem Netflix-Budget im Schlepptau, eine Adaption auf die (heimischen) Leinwände plant, war ich regelrecht aus dem Häuschen. Aber nicht nur dreht der Altmeister einen Film, dessen Grundlage eines meiner Lieblingsbücher ist, nein, dazu versammelt er die gesamte Riege um De Niro, Al Pacino (ENDLICH) und JOE PESCI?!
Neben Fincher ist Scorsese mein absoluter Lieblingsregisseur, Goodfellas wahrscheinlich mein Lieblingsfilm und (der alte bzw. junge - haha) De Niro wohl mein Lieblingsschauspieler. Bei diesem inflationären Gebrauch von "Lieblings-" liegt es nahe, dass meine Erwartungshaltung sich in schwindelerregenden Sphären befunden hat.

Weiterer Disclaimer: Der Film ist ein regelrechter Schinken, der mit seinen 209 (!) Minuten Laufzeit - ganz im Stile von Once Upon A Time In America - das ein oder andere Sitzfleisch massiv überstrapazieren dürfte. Genauso wird jeder enttäuscht sein, der bildgewaltige Action und einen fesselnden Spannungsbogen erwartet oder gar kurzweilige Unterhaltung sucht. An alle Anderen: Anschauen und ja, auch wenn der Film ab dem 27.11 auf Netflix zu sehen ist, lohnt sich der Kinogang uneingeschränkt! Ich kann mir dieses Epos nur schwerlich auf einem mittelgroßen Flatscreen im Wohnzimmer vorstellen.

Nun aber zum Film :D
Was Scorsese da fabriziert hat, ist auf die eine Art alles schon mal dagewesen, auf der anderen Seite aber gänzliches Neuland. Gangsterklischees finden sich in Hülle und Fülle. Sei es der schmierige Zwischenhändler, die Entsorgung der Tatwaffe oder die Frequenz, mit der der Name Tony zu hören ist. Was ist daran neu? Die Inszenierung dieser Aspekte. The Irishman nimmt die klischeebehafteten Gangsterpraktiken und die damit verbundenen Charaktere aufs Korn, ohne dabei ins Lächerliche oder zu sehr Karikaturistische abzudriften. Das sorgt neben etwas Auflockerung auch für eine Reflexion des Milieus und erdet das Ganze ein wenig.
Zu der Story möchte ich hier nicht viel verlieren. Nur so viel: es gibt nicht wirklich einen stringenten und konsistenten Handlungsstrang. Viel mehr werden unterschiedliche Zeitebenen, die nur selten durch angeschnittene Events auf ein konkretes Jahr oder einen Zeitraum verweisen, miteinander verwoben und erzählen so das Leben des Protagonisten Frank Sheeran, mit seinen Höhen und (deutlich prägnanteren) Tiefen. Auch das ist bestimmt nicht jedermanns Sache, macht hier aber großen Sinn.

Was ist jetzt also das Besondere an diesem Film? Die Entmystifizierung des Gangster-Daseins und die schonungslose Darstellung des körperlichen, moralischen und psychischen Verfalls der involvierten Charaktere.
Gangster zu sein ist weder so cool wie in Goodfellas noch so romantisch wie in der Godfather-Trilogie. Auch ist es nicht so glamourös wie in Casino oder so pathetisch wie in American Gangster. Viel mehr ist es ein dreckiges Geschäft, bei dem Ehre und Loyalität nur so lange existierende Konzepte sind, wie sie den Gangstern dabei behilflich sind, ihre (zumeist perfiden) Ziele zu erreichen. Auch Wohltätigkeit und Fürsorge werden nur sporadisch praktiziert.

Sind Ikonen des Milieus es in der Regel gewohnt, zu Popstars stilisiert zu werden, werden sie hier vor die Tatsache gestellt, dass ihre Existenzen genauso vergänglich und teils unbedeutend sind, wie die von "normalen" Teilnehmern der Gesellschaft. Selbst betrachten und empfinden sich die Gangster gerne als Legenden, besitzen aber kaum größere Relevanz als der Gauner von nebenan. Sehr treffend wird dieser Umstand in einer Szene dargestellt, in der Frank, altersmilde und sichtlich mitgenommen von seiner Historie, über alten Fotografien aus seiner Hochzeit schwelgt und sie der behandelnden Pflegekraft zeigt. Neben seiner Familie deutet er auf seinen Freund, ehemaligen Gewerkschaftsboss und Partner in Crime, Jimmy Hoffa und fragt dabei tendenziell rhetorisch, nachdem die Frau vorherige Personen nicht erkannt hatte, "but you do know HIM!?".
Nein, selbst der große Jimmy Hoffa besitzt keine Relevanz für die Gesellschaft und ist außerhalb des Milieus lediglich eine Randnotiz. In dieser Szene wird auch das in dem Milieu so präsente und vorherrschende Patriarchat, das während des Films permanent unterschwellig mitschwingt, entkräftet. Scorsese schenkt den weiblichen Charakteren auffallend wenig Screentime, nutzt sie dafür aber punktuell sehr intensiv und nachhaltig.

Überhaupt zeigt der Film eines besonders klar auf: Gangster sein ist *** und am Ende sind alle genauso einsam und hilfsbedürftig wie John Doe aus der Nachbarschaft. Der oft unausweichliche Abgang ist zumeist auch weder heroisch und dabei eher, diplomatisch formuliert, unangenehm.
Ein Großteil der Figuren wird direkt bei der Einführung mit einem Einblender versehen, auf dem die spätere Todesursache geschildert wird (shredded by a nail bomb under his porch in 1980), was immer wieder subtil verdeutlicht, dass man als Gangster selten ein schmerz- und gewaltloses Ende findet. Eine Ausnahme gibt es dann aber doch und die fügt sich glänzend in die auch sonst präsenten, aber immer wohl dosierten Humorspitzen ein, wie man es auch von den meisten Scorseses kennt.

Nun aber zum Prunkstück des Films, dem (Trommelwirbel) Cast. Die im Vorhinein heißdiskutierte Verjüngungstechnik fälllt bei den alten Haudegen selten auf und wenn, dann selten störend, was aber auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass die Darsteller den Großteil des Films lediglich um die zwanzig Jahre verjüngt werden. Was hier darstellerisch geboten wird, ist aber ohne wenn und aber absolutes Weltklasse-Niveau. Man merkt Pacino und De Niro sichtlich an, mit wie viel Leidenschaft und Spaß sie hier bei der Sache sind. Bedenkt man, dass beide stark an der 80 kratzen, kann man vor dieser Performance nur den Hut ziehen. Bei den Nebendarstellern, die ausnahmslos perfekt besetzt sind, gibt es ebenso nur Grund zum Applaudieren. Dass ein Harvey Keitel kaum mehr als fünf Minuten Screentime bekommt, spricht Bände über die Qualität des Casts. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir Bobby Cannavale und Jesse Plemons, aber das soll die anderen Leistungen in keinster Weise schmälern.
Mein persönliches Highlight war aber wieder mal Joe Pesci. Den leichtfüßigen und gleichzeitig immer Gefahr ausstrahlenden Charakter verkörpert wohl niemand so gut wie er. Wie auch immer es De Niro und Scorsese geschafft haben, Pesci zu seinem erst dritten Film in diesem Jahrhundert zu überreden, ist mir egal. Danke! Neben dem grandiosen Cast fällt kaum auf, wie gut die Kamera und der Schnitt in diesem Film sind. Auch hier absolutes Spitzenniveau.
Beim Score bedient sich Scorsese ausnahmsweise einmal nicht bei den Stones, sondern setzt eher auf atmosphärische Melodien. Im Gesamtpaket passt das einfach alles.

Irgendwie ist The Irishman eine Hommage an die Mafia, ein Abgesang auf das Gangstertum und gleichzeitig ein gefühltes Endwerk und letzter Beitrag von Scorsese zu diesem Genre. Dieser Film wird viele enttäuschen, da bin ich mir recht sicher. Er ist kein Goodfellas und kein Godfather. Trotz der Spielzeit kommt hier nie das Gefühl auf, bei etwas Großem, ja bei einem zeitlosen Epos dabei zu sein. Dafür wird man aber wohl nie wieder die Vergänglichkeit und die mittelbare Belanglosigkeit der Figuren dieses Milieus derartig intensiv und virtuos dargestellt erleben können.

10/10

:love::love: Scorcese und DeNiro sind auch beides meine Lieblinge. Ich hatte den Film schon etwas vergessen, da es schon ewig her ist, dass er angekündigt wurde.
Aber durch deine Rezension alleine, pocht mein Filmherz schneller...
 

Kerstin

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der könig der löwen (2019)

für mich als großer disney fan war natürlich klar, dass ich mir auch die neuverfilmung des zeichentrickfilms ansehen muss. ;) bis auf ganz wenige ausnahmen war die handlung der comuteranimierten 2019er version auch gleich des originals. ist natürlich immer auch etwas anderes wenn man die handlung eines films schon komplett kennt (ich weiß nicht wie viele 100 male ich den zeichentrickklassiker geschaut habe). da geht man dann mit einer anderen erwartungshaltung an den film heran. ich fand den film auf jeden fall sehenswert. die animitierten tiere und landschaften sehen unglaublich echt aus, sind teilweise atemberaubende bilder. es sieht alles perfekt aus, vielleicht zu perfekt. bei mir wollte der funke nicht so recht überspringen. das lag vor allem daran, dass die emotionen der protagonisten nicht wirklich rüberkamen. das ist halt der nachteil bei solchen animationsfilmen im vergleich zum zeichentrick. einen echten löwen kannst du halt nicht einfach so trauern und weinen lassen wie den zeichentrick löwen. als kind habe ich bei mufasas tod zum beispiel total mitgefühlt. das geht hier nicht so. das ist für mich dann ein großer kritikpunkt, aber wie gesagt sehenswert war der film trotzdem.

6,5/10
 

maberlinho

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Sehr gut zusammen gefasst @Kerstin.

Genau deshalb kommt der Film nicht ans Original heran. Auch kann ich mit sprechenden "Echt"-Tieren nicht so viel anfangen. Zudem finde ich die Zeichentrick Synchro wesentlich besser. Scar genial fies, Ilja Richter als Timon, aber auch Pumba.

Mir geht es aber eigentlich bei allen Disney Neuverfilmungen so. Der Charme, die Dialoge, die Lieder, es war einfach in den Zeichentrickfilmen stimmiger.
 

desl

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habe mir letztens nach langer zeit mal wieder das remake verblendung (2011) angesehen. ich habe die original filme der millenium-trilogie noch nie gesehen, aber die neuverfilmung mit daniel craig und rooney mara finde ich genial. vor allem rooney mara spielt die rolle der jungen hackerin lisbeth salander glänzend.
gibt es bei der remake version denn kein teil 2 und 3? sind die original filme ähnlich gut?

Wir haben damals die Fincher-Verblendung im Kino gesessen. Kein allzu großer Saal im "Rundkino" (in Dresden), relativ mittig. Irgendwie eine meiner besten Kino-Erfahrungen.

Meine Freundin hatte später die schwedische Trilogie geschaut und auch die Bücher gelesen ... ich hatte beides nicht gemacht, ich wollte mir einen 2ten und 3ten Teil in der Hoffnung auf eine Fincher-Fortsetzung nicht spoilern.
Rooney Mara war in der Tat grandios und ich hätte ihr den Oscar oder Golden Globe gegönnt ... letztlich gewann beide Preise die Favoritin Meryl Streep. Nunja ... ich hab "Die Eiserne Lady" nie gesehen. Wird schon seinen Grund gehabt haben, dass sie gewonnen hat ;)


Wie auch immer, Fincher, Craig und Mara hatten Interesse an einem Sequel (bzw. hatten entsprechende Verträge) und Zaillian arbeitete an einem Drehbuch. Zaillian hatte auch die Romanvorlage des ersten Teils in ein Drehbuch umgesetzt.
Die Filmarbeiten sollten ursprünglich 2012 beginnen und der zweite Teil sollte 2013 rauskommen ... aber das Ganze verzögerte sich. Das Drehbuch wurde überarbeitet, Fincher war eher mit Hose Of Cards und Gone Girl beschäftigt ... usw.

Letztlich war einfach das Interesse von Sony zeitweise zu gering. "Verblendung" spielte zwar mehr als das Doppelte des Budgets ein ... aber Sony hatte sich - vielleicht auch angesichts des Preises für die Verwertungs-Rechte - eine größere Gewinn-Spanne erhofft.

So gingen Jahre ins Land und "Verdammnis" wurde nicht verfilmt.

Schließlich nahm Sony mehr oder weniger einen Reboot in Angriff. Man verfilmte "Verschwörung", die Fortsetzung der Millenium-Trilogie von David Lagercrantz. Neuer Cast, neue Filmcrew usw...

Jener Film wurde ein ziemlicher Flop und konnte das Budget nicht wieder reinholen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sony den Stoff nochmal anfässt geht damit gegen Null ... erstrecht mit den gleichen Akteuren, die ja auch nicht jünger werden.*

Eigentlich schade ... ich schau immer noch gerne alle paar Jahre Finchers Verblendung an. Am liebsten wenn draußen Schnee liegt ... so wie in Hedestad.

Wahrscheinlich werde ich dann dochmal die ganze Trilogie lesen.



* Anderes Beispiel, was das Altern von Filmschauspielern beeinflussen kann:
Das Altern der Darsteller zwang Disney mehr oder weniger dazu, bei einer Umsetzung von Star Wars Episode VII jene in einer Zeit spielen zu lassen, die mit entsprechendem Abstand nach Episode VI spielt ... also 30 Jahre später. Aus Marketing-Aspekten ist es nur allzu verständlich, dass Disney dort möglichst viele Charaktere wieder erscheinen lassen wollte. Während Lucasarts vor der Veröffentlichung der Episoden I-III etwaigen Roman-Schreibern verbat Handlungsstränge innerhalb eines bestimmten Zeitraumes spielen zu lassen, so durften diese für die Zeit nach Episode VI deutlich kreativer werden.
Ergo war in diesem Extended Universe zwischen "4 NSY" und "34 NSY" recht viel passiert ... was filmisch nicht umgesetzt wurde und nicht mehr umzusetzen war. Zu viel als dass man es hätte flott aufzählen können. Warum ist Chewbacca tot, wer ist Mara Jade ... u.v.m.
Daher entschloss man sich das Extended Universe als "nicht kanonisch" zu erklären. Was die Fans zahlreicher Bücher und Comics etc. nicht gerade erfreute ... aber das Scheiben der Handlung für die Sequels erleichterte.
 

LoverNo1

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Jemand den Tatort Angriff auf Wache 08 gesehen? :D:jubel:
Da muss aber jemand mächtig mächtig sein, um so nen unkonventionellen Tatort Streifen produzieren zu dürfen.

Gibts in der Mediathek.
 
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Man muss mich nicht lieben (Je ne suis pas là pour être aimé) 2005 IMDb 7,2

Die bemerkenswerte Rezension von "Greta Ahrnsberg" bei Amazon hat mir so gut gefallen, dass ich sie als Teaser hier genauso poste:

"Dieser Film ergreift durch schlichtheit,durch wesentliche Gefühle,durch Stille,durch ein ganz eigenes Tempo.Dem Regisseur Stephane Brizé gelingt es durch das ausbreiten der Hauptfiguren,wirklich mitfühlen zu lassen und freizusetzen,was jeder Zuschauer auch in sich fühlt und entdeckt.Ich konnte mich gleich mit mehreren Figuren des Films identifizieren.Die Sehnsucht ist es,welche diese Menschen antreibt,traurig macht,unbeweglich werden lässt.Der Film zeigt,wie sehr die allermeisten Menschen nicht ihr eigenes Leben leben,sondern das eines Elternteils.Jean-Claude kann die erstickende,vermeindliche Lieblosigkeit seines Vaters nicht mehr ertragen.Er wurde nie von ihm gesehen.Sein eigenes Leben zeigt,das er auch nicht zu mehr in der Lage ist,als sein Vater.Er wiederholt unbewußt seines Vaters Gefühle und Handlungen...bis eine Frau zu seinem Schicksal wird.Francoise lebt ebenfalls das Leben anderer und für andere,die Familie.Sie ist ebenfalls überfüllt von Sehnsucht und scheu ihren eigenen Weg zu gehen.Der Tango als "Geburtshelfer" passt zum Film,ist für mich aber nicht das Hauptthema.Das Elematare des Films ist das,was Brizé im interview (Bonus) sagt: "Der Film handelt von der Suche nach dem eigenen Platz im Leben".Für alle die sich durch einen Film bereichern lassen wollen,für jene die sich damit beschäftigen ihren ganz eigenen Weg zu finden und sich auf feines Schauspiel einlassen wollen,kann dieser Film ein Meisterwerk sein.Der Film ist voller Bewegung und kann sehr bewegen.Es ist ein Aufruf zur Selbstliebe und dazu sich aus der inneren Mauer zu befreien,auf andere zuzugehen und zu lieben!Nicht dort auf Liebe zu warten,wo es keine gibt und alles vergebens ist.Ich bin sehr beeindruckt davon wie Brizé mit dem Vater zum ende kommt.Jeder liebt wie er kann,diese Sicht ist versöhnlich.Es heisst "Filme können kein Leben verändern,nur Impulse geben.Verändern muss der Zuschauer selbst".Dieser Film ist voller positiver Impulse.Wer sich oberflächlich bespielen lassen will,kitsch und klischees wünscht,der wird sich bei diesem Werk langweilen,dann lieber Finger weg!
Allen anderen wünsche ich einen sehr guten französischen Film,einen Gewinn,ein Erlebniss!!!"

Finde auch, dass der Film sehr "französisch" daherkommt, mit eigenem Charme. Ein Aussenseiterfilm, der es in sich hat. Tolles Casting. Drehbuch wirkt auf mich da und dort noch ein wenig "ungeschliffen". Trotzdem: Ein Film voller kleiner Gesten und toller Mimik. Wohl als tragisch-komisch einzustufen. Er erinnert ein wenig an Saint-Exuperys: man sieht nur mit dem Herzen gut.
 
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danifan

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Jemand den Tatort Angriff auf Wache 08 gesehen? :D:jubel:
Da muss aber jemand mächtig mächtig sein, um so nen unkonventionellen Tatort Streifen produzieren zu dürfen.

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Ist der nicht auch mit Tukur? Dessen Tatorte stellen ihre Unkonventionalität mittlerweile doch so sehr aus, dass sie schon wieder konventionell sind ;)

Gibt auch Im Schmerz geboren falls du den nicht kennst, war ein Leone-Tarantino-Konglomerat mit dem Bodycount von Leichen pflastern seinen Weg
 

LoverNo1

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Ist der nicht auch mit Tukur? Dessen Tatorte stellen ihre Unkonventionalität mittlerweile doch so sehr aus, dass sie schon wieder konventionell sind ;)

Gibt auch Im Schmerz geboren falls du den nicht kennst, war ein Leone-Tarantino-Konglomerat mit dem Bodycount von Leichen pflastern seinen Weg

Gucke nur sehr selten Tatort. War ne Annahme ohne Ahnung :D

Ja Tukur. Und ähnliche Nummer wohl.
Kein Kracher, aber nett gemacht , mit coolen Schauspielern.
 
G

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Eat Drink Woman Man (1994) IMDb 7.8

5455

Der Taiwanesische Regisseur Ang Lee ist in unseren Breitengraden evtl. mit Werken wie Life of Pi oder Brokeback Mountain bekannt.

Das hier zu besprechende Werk Eat Drink Man Woman ist der Abschluss einer Trilogie, welche die Beziehung der taiwanesischen Tradition zur Modernen, die Beziehungen und den Wandel innerhalb taiwanesischer Familien behandelt.

Der grobe Plot dieses 3. Werkes ist schnell erzählt: Der Vater ist ein Meisterkoch. Ein kulinarischer Künstler. Seine Frau ist früh verstorben und er bleibt mit drei vielversprechenden, sehr verschiedenen Töchtern zurück. Nichts ist in diesem Film am Schluss so, wie es sich am Anfang präsentiert. Und man wundert sich als Betrachter, wie es dem Regisseur gelingt, die Geschichte in der Folge dermassen klug völlig anders zu erzählen, als man es sich zu Beginn anhand der Ausgangslage zurecht gelegt hat.

Was man so am Anfang durchaus als langweilig angelegte Geschichte sehen könnte, entpuppt sich in der Folge als Kleinod, voller erzählerischer Phantasie und überraschenden, spannenden Wendungen.

Ang Lee legt seinen Film nach meinem Verständnis wie ein Puzzle an, deren Teile er genüsslich ausbreitet, um sie langsam und mit Bedacht zusammenzufügen. Dass er die Puzzleteile immer wieder verändert, indem er den Vater, die Töchter und deren Favoriten laufend neu beschreibt und adjustiert macht sehr viel vom Reiz dieses Films aus.

Der Film vermittelt sehr gut, was asiatische Küche ausmacht. Als Westler wird man sich da und dort angewidert abwenden und doch muss man zugeben, dass die Speisen mit grosser Liebe zubereitet und vor allem präsentiert werden. Der Streifen macht jedenfalls per Saldo Lust, asiatisch Essen zu gehen.

Die Beschreibung des Vaters, der Töchter gelingt Ang Lee liebe- und verständnisvoll. Die Charaktere aller Familienmitglieder wird mit Brillianz herausgearbeitet. Ang Lee arbeitet da sehr präzise. Als Kontrapunkt baut er auch Figuren ein, welche die Harmonie, die friedliche Stimmung zumindest ein wenig stören. Allerdings wird selbst das sehr sanft und unaufgeregt erzählt. Die plausible Darstellung der Veränderungen des Vaters und seiner 3 Töchter ist die Meisterleistung Ang Lees in diesem Film. Dieser Wandel ist ein- und nachdrücklich erzählt und geht unter die Haut, wirkt nach. Auf italienisch würde man sagen: ogni cosa ha un suo perche und hier lässt Ang Lee nicht locker, zu erklären. Er muss viel übers Leben nachgedacht haben, denn seine Ansätze sind oft auch philosophischer Natur und sind gut nachvollziehbar, wenn wieder ein Puzzleteil stimmig ins andere greift.

Insgesamt ein poetischer Film, mit Lebensweisheit, unterhaltsam und klug erzählt, mit einem glänzenden Casting und einer eindrücklichen Meisterschaft, Aspekte des asian way of life glaubhaft zu erzählen. Guter Film für einen Winterabend.
 
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