Zuletzt gesehene Filme - der Sammelthread!


Chef_Koch

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Das letzte mal, als ich den gesehen habe, ist nun auch schon paar Jahre her, aber ich weiß noch, dass ich mich damals schon etwas gewundert habe, wie schnell dieser "Derek" vom Saulus zum Paulus mutiert ist. Das hat mich dann doch etwas an dem Film gestört.
Dieser überzeugte Nazi kommt in den Knast, freundet sich allmählich mit einem schwarzen Mithäftling an, wird dann irgendwann von Weißen vergewaltigt und der Schwarze verhält sich überraschend loyal und vertrauenswürdig.
Und das reicht dann offensichtlich, dass Derek anschließend eine 180 Grad Kehrtwendung macht, seine ganze Nazi-Vergangenheit über den Haufen wirft und zum Freund aller Schwarzen wird..
Wie gesagt, das ging mir zu schnell und zu einfach, war etwas plakativ und zu sehr "Hollywood-like".


Du solltest den Film vielleicht nochmal ansehen. Die Gründe, warum sich Derek von den Aryans abwendet, sind mehr als nur die von dir beschriebenen Verhältnisse.
Für mich ist der Film vielleicht der beste, was diese Thematik angeht. Auch weil man eindeutig die Gründe für das Abdriften in die Naziszene sieht und dass die andere Seite eben auch nicht ganz unschuldig ist. Problematisch ist imo nur die von timberwolves angesprochene, fast schon von Faszination getränkte Zurschaustellung der Neonazikultur. Ein weniger geistig betuchter Mensch könnte diesem ganzen white power Zeug durch diesen Film tatsächlich etwas geiles abgewinnen. Und leider war das sogar schon der Fall, siehe dem Verbrechen mit dem Bordsteinkick in den 90ern.
 

Kinski

total entspannt
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Fritzls Keller
gestern "the wrong missy" gesehen. Lauren Lapkus wahrscheinlich die lustigste Frau die ich je gesehen habe. die hat richtig herrlich einen an der waffel. Die Komödie wurde damit zwar nicht neu erfunden, aber der film ist super lustig und es lohnt sich ihn anzusehen (y)
 

Nebukadnezar

Pure Emotion
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Crawl
Durchaus spannend, aber ich hätte mir hätte mir doch deutlich mehr Krokoaction gewünscht.
6 von 10

Btw im Sky store gibts gerade einige interessante Filme für 2,99 € und auf Prime Filme für 0,99 € zu leihen.
 

maberlinho

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gestern "the wrong missy" gesehen. Lauren Lapkus wahrscheinlich die lustigste Frau die ich je gesehen habe. die hat richtig herrlich einen an der waffel. Die Komödie wurde damit zwar nicht neu erfunden, aber der film ist super lustig und es lohnt sich ihn anzusehen (y)

Naja ich fand den albern und so überzogen dämlich (der Hai, der Klippensturz), dass er kaum noch lustig war.
In letzter Zeit hab ich einige "Netflix Originals" gesehen, das meiste ist durchschnitt, nur weniges ganz gut. Hier mal ne Auflistung mit Bewertung:

Tyler Rake: Extraction: 5,5/10
Spenser Confidental: 6,5/10
6 Underground: 6/10
Triple Fromtier: 7/10
Jeweils gute Action, kurzweilig, Spenser Confidental eher Buddy Komödie, Bei Tripple Frontier hat mir (hoffe ich Spoiler nicht zu sehr), der harte Realismus gefallen.
The Wrong Missy: 4/10
Polar: 4/10
Schon sehr derbe und abgedreht, mir "Too much".
22. Juli: 7,5/10
Gute Aufarbeitung der Breivik Attentate.

Crawl hatte ich auch gesehen. Ich fand die "Krokoaction" ausreichend. Insgesamt aber naja 4,5/10
 
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danifan

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@maberlinho Bei diesem who is who der Netflix-Gurken (bei dem du mit den Bewertungen noch viel zu gnädig bist) wundert es mich, dass du "365 Days" nicht auch noch mitgenommen hast ;)
 

maberlinho

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@maberlinho Bei diesem who is who der Netflix-Gurken (bei dem du mit den Bewertungen noch viel zu gnädig bist) wundert es mich, dass du "365 Days" nicht auch noch mitgenommen hast ;)
Ich hab' nur die Filme, die ich in den letzten 4-6 Monaten gesehen hatte, genommen. Davor waren es noch ein Paar andere. Dieses "365 Days" hab ich aber nicht gesehen. In meiner Netflix Watchlist fehlt auch nur noch "The Irishman", den ich schon 'ne Weile vor mir herschiebe; hat ja durchaus gute Kritiken.
 

Bongo

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Also ich glaube für Nicht-ESC-Kucker echt ein ziemlich grenzwertiger Film.
Aber für ESC-Fans zumindest weitgehend ganz nice, und eine Hommage an den ganzen übertriebenen Irrsinn, der mit dem ESC verbunden ist. Neben dem dämlichen Klamauk auch coole Cameo-Auftritte und auch ein paar nette Anspielungen.
Ja, man muss teilweise schmerzfrei sein, aber das ist man ja ohnehin wenn man den jährlichen ESC-Trash mag. :)
 

Who

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Naja, da gibt es schon noch eine Menge größerer Gurken ;)

Wirklich OK bis gut fand ich in 19/20 bei Netflix-Produktionen noch auch:

- The Two Popes (Verfilmung der Ereignisse rund um die 'Machtübergabe' im Vatikan)
- Marriage Story (grandios gefilmtes und erzähltes Familiendrama mit Scarlett Johansson und Adam Driver)
- Der schwarze Diamant (absolut klar gehender und spannender Film, Adam Sandler hin oder her ;) )
- Der Schacht (spanischer Horror mit ziemlich netter Prämisse)
- Da 5 Bloods (bisschen 'heavy handed' alles, aber schon ein guter Film)
- High Flying Bird (Sport Drama/Business-studie, alles sehr 'eigenwillig' inszeniert, aber sehenswert, wenn man mit dem Stil klarkommt)

Wirklich knallergute Filme in der Tat selten, aber gibt schon einige, die man sich gut ansehen kann.

Dokus gibt es ja auch einige richtig gute im 'Filmformat', jetzt gerade erst Athletin A (allerdings richtig harter Tobak ...).

Leider sind gerade die Filme in etwas 'randständigeren' Genres und eigtl interessanten Ideen oft ziemlicher Murks (ok, die Komödien auch fast alle)
 
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G

Gelöschtes Mitglied 75

Guest
Die Filme kommen aber oft auch viel zu schlecht weg. Im Kino läuft ebenfalls viel Schrott und da wird komischerweise deutlich weniger drüber gemeckert.

Mindestens solide (seit 2019):

Triple Frontier 6/10
Polar 6/10
The Red Sea Diving Resort 6/10
Velvet Buzzsaw 6/10
6 Underground 6/10
In the shadow of the moon 6/10
Dolemite is my Name 6/10
Earthquake Bird 6,5/10
The Dirt 7/10
The King 7/10
The Irishman 7/10
El Hoyo 7/10
El Camino: A Breaking Bad Movie 7/10
Marriage Story 8/10

Lost Girls 6/10
All the bright places 6/10
Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga 6/10
Spenser Confidential 6/10
Sergio 6/10
Extraction 6/10
Da 5 Bloods 7/10

Und was ich jedem ans Herz legen kann: Shimmer Lake !!!
 
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maberlinho

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Stimmt "Der schwarze Diamant" hatte ich auch gesehen. Der war in der Tat recht gut, etwas deprimierend zwar , aber realistisch; sollte ja so sein.
Ich mag Sandler ja, aber in letzter Zeit kam nicht viel gutes mit ihm. Murder Mystery (oh auch Netflix) war ziemlicher Murks.

Ja, The Dirt hatte ich auch gesehen, würde den ähnlich sehen wie @Felix , vielleicht 6,5/10.
 

Shakey Lo

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Mêlée Island
Auch auf die Gefahr hin dass ich parteiisch wirke (und mich wiederhole...):

Hamilton - 10/10

Absolut toller und lohnenswerter Mitschnitt eines fantastischen Musicals (DEM amerikanischen Musical) über das Leben und den Tod von Gründervater Alexander Hamilton. Mit einer Mischung aus Hip Hop, R&B, Beatles-Pop und klassischen Musical-Nummern ist es ein ziemlich merkwürdiges Projekt über einen amerikanischen Politiker, der bereits seit über 200 Jahren tot ist - und trotzdem funktioniert es. Denn Hamiltons Biographie hat es in sich.

Autor und Hauptdarsteller Lin-Manuel Miranda hat den ersten Song dazu bereits 2009 geschrieben, und weil er wohl zu dem Zeitpunkt nix besseres zu tun hatte, hat er die Rohfassung davon erstmalig im Weißen Haus vor Barack Obama geprobt:


Man gönnt sich ja sonst nix. Weil es aber ganz passabel angekommen ist ;) wurde das Musical dann 2015 endlich fertiggestellt, hat im Anschluss einige (Broadway-)Rekorde gebrochen und wurde letztendlich am heutigen Tag mit Mitschnitten von der ursprünglichen Besetzung auf Disney+ veröffentlicht...


Wer sich auch nur im Ansatz für (amerikanische) Geschichte und / oder gute Musik und / oder einfach für eine ergreifende Story interessiert... feel free to watch it. Ich muss ehrlich gestehen, vor "Hamilton" war ich alles andere als ein Musical-Fan, aber das hier hat mich wirklich überzeugt.
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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Zwischen uns die Mauer (2019) Drama/Liebesfilm

zwischen uns die mauer (Copy) (Copy).jpg

Film über die Liebe zweier junger Menschen zu DDR-Zeiten.

Die Westdeutsche Anna reist 1984 mit einer Kirchengruppe nach Berlin. Dabei wird auch Ostberlin besucht, wo sie bei einem kirchlichen Jugendaustausch den DDR-Bürger Philipp kennenlernt. Für sie ist es Liebe auf den ersten Blick. Und auch Philipp ist hin und weg.

In der Folge träumen beide von einer gemeinsamen Zukunft.

Allerdings steht ihnen buchstäblich eine Mauer im Weg.....

xxxxxxxxxxxxxxxxxx

Dem Film liegen wahre Begebenheiten zu Grunde und in Tat und Wahrheit handelt es sich um Katja Hildebrand und Markus Ziegler.

Katja Hildebrand hat schon vor einiger Zeit ein gleichnamiges Buch darüber geschrieben.

Unter der Regie von Norbert Lechner entstand ein richtig guter Film, der die damalige Zeit und diese "unmögliche Liebe" gut einfängt.

Liebevoll gemacht, mit vielen erstaunlichen Details. Ueberragende Leistungen der Schauspieler/Innen, allen voran Lea Freund und Tim Bülow. Gute Filmmusik und eine spannende, packende Geschichte, deren Ausgang bis zum Schluss unklar ist.

Vielleicht eher ein Jugendfilm, der aber das Zeug hat, zu einem Kultfilm zu werden.

Fand den Film ausgezeichnet und kann ihn mit gutem Gewissen empfehlen. Kompliment an alle, welche an dem Film mitgearbeitet haben.

zwischen uns die mauer - trailer
 

sonic00

Doppel Nullagent
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Teahupoo
Ich habe heute den neuen Guy Ritchie Film „The Gentleman“ gesehen. Ich mache es kurz. Absolut brillant. Der beste Ritchie mit unfassbar brillanten Schauspielern und einer Story die so brillant erzählt ist wie Pulp Fiction. Immer wenn du denkst es gibt keine Wendung mehr, schlägt die Story einen Haken und packt noch einen drauf. Hughes Grant brilliert noch ein bisschen mehr als Matthew McConnoughey und Colin Farrell. Überrascht hat mich auch Charlie Hunman, den ich bisher nur aus bedeutungslosen Nebenrollen kannte. Für mich schon jetzt der Film des Jahres. Absolut sehenswert.
 

WallIn

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Ich habe heute den neuen Guy Ritchie Film „The Gentleman“ gesehen. Ich mache es kurz. Absolut brillant. Der beste Ritchie mit unfassbar brillanten Schauspielern und einer Story die so brillant erzählt ist wie Pulp Fiction. Immer wenn du denkst es gibt keine Wendung mehr, schlägt die Story einen Haken und packt noch einen drauf. Hughes Grant brilliert noch ein bisschen mehr als Matthew McConnoughey und Colin Farrell. Überrascht hat mich auch Charlie Hunman, den ich bisher nur aus bedeutungslosen Nebenrollen kannte. Für mich schon jetzt der Film des Jahres. Absolut sehenswert.

Wow, ich hab vorher schon extrem viel von derm Film erwartet. :D
 

Eric

Maximo Lider
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Am Wochenende habe ich "Intrige" (Im Original "J'accuse") von Roman Polanski gesehen. Dieser preisgekrönte Film war sehr umstritten, allerdings hauptsächlich wegen den bekannten privaten Problemen des Regisseurs, der auch einen kleinen Cameo-Auftritt hat.

Im Film geht es um die Dreyfus-Affäre, den grössten politischen Skandal in der dritten französischen Republik. Der Militärgeheimdienst findet heraus, dass es einen Verräter gibt, der Militär-Geheimnisse an das Deutsche Kaiserreich weitergibt. Ein Haupt-Verdächtiger wird schnell gefunden, Hauptmann Alfred Dreyfus. Dreyfus ragt unter den übrigen Verdächtigen deshalb heraus, da er aus dem von Deutschland 1871 annektierten Elsass stammt, vor allem aber, weil er Jude ist. Dreyfus wird öffentlich degradiert und auf die Teufelsinsel verbannt, wo er in Einzelhaft in einer Hütte inhaftiert und nachts ans Bett angekettet wird.

Der neue Chef des Militärgeheimdienstes, Major Picquart, aus dessen Perspektive der Film die Geschichte erzählt, entdeckt jedoch zufällig Indizien dafür, dass tatsächlich ein anderer Offizier, Major Esterhazy, der wahre Täter ist. Weitere Ermittlungen führen zu eindeutigen Beweisen. Nun beginnt die eigentliche Affäre.

Als Picquart seine vorgesetzten Offiziere sowie den Kriegsminister darauf hinweist, dass Dreyfus unschuldig und Esterhazy der wahre Verräter ist, reagieren diese zunächst unwillig. Da Picquart nicht locker lassen will unterdrücken sie die Beweise schliesslich und veranlassen Picquarts Versetzung "in die Wüste" (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Führung der Armee geht davon aus, dass ein Eingeständnis, einen Unschuldigen verurteilt zu haben, das Vertrauen der Öffentlichkeit in einem Ausmass beschädigen würde, das viel schwerwiegender ist, als einen Juden irgendwo am Ende der Welt verrotten zu lassen.

Picquart gibt aber nicht auf. Nach seiner Rückkehr aus Algerien stellt er fest, dass er vom Militär-Geheimdienst inzwischen selber überwacht wird, da man ihn für ein Sicherheitsrisiko hält. Da er als Offizier auf dem Dienstweg gescheitert ist, er selber kurz davor steht angeklagt zu werden, und er nicht an die Öffentlichkeit gehen kann, nimmt er über politisch liberale Kreise Kontakt zu Emile Zola auf, einem der grössten Schriftsteller seiner Zeit. Dieser schreibt in der Presse einen offenen Brief "J'accuse" ("Ich klage an") in dem er die Affäre offenlegt und die handelnden Akteure (Offiziere, Sachverständige, Politiker) beim Namen nennt und direkt angreift. Dieser Artikel schlägt wie eine Bombe ein und führt zu massiven innenpolitischen Verwerfungen und antisemitischen Ausschreitungen. Picquart, der nun als Nestbeschmutzer und Agent des internationalen Judentums gilt, wird unehrenhaft aus der Armee entlassen, Emile Zola zu einer Gefängnisstrafe wegen Verleumdung verurteilt.

Ferner wird gezeigt das Wiederaufnahmeverfahren gegen Dreyfus, in dem die französische Armee, die ihre Ehre bedroht sieht, sogar extra gefälschte Beweise für Dreyfus Schuld auffährt, Offiziere Falschaussagen tätigen und "Geheimbeweise" nennt, die der Öffentlichkeit leider nicht gezeigt werden können. Die Armee argumentiert, dass man ihr einfach vertrauen muss und dass die Republik verloren sei, wenn die Öffentlichkeit kein Vertrauen in die Führung der Armee habe. Dreyfus wird erneut schuldig gesprochen, der Präsident, der die Angelegenheit aber erledigt haben will, bietet ihm jedoch die Begnadung an, was einem Schuldeingeständnis gleichkommt. Von den Jahren der Haft an einem unwirtlichen Ort gezeichnet und da er bei seiner Familie sein will, nimmt Dreyfus an. Der Film endet hier, es folgt noch eine Szene, die Jahre später spielt, nachdem Dreyfus und Picquart rehabilitiert wurden.

Es ist kein sehr spektakulärer Film, sondern eine genaue Rekonstruktion der Abläufe und eine Geschichte über Whisteblowing im Angesicht der Staatsräson. Auf der einen Seite steht der unscheinbare Dreyfus, alles andere als ein strahlender Held oder einnehmende Persönlichkeit. Er ist der personifizierte Durchschnitt, der ohne eigenes Zutun zum Sündenbock in einem politischen Stück auserkoren wird. Er ist nicht besser oder schlechter als irgendwer anders. Jeder könnte Alfred Dreyfus sein. Auf der anderen Seite steht ein riesiger Staatsapparat, dessen Institutionen all ihre Macht einsetzen, um einen einzelnen machtlosen Menschen, der zum Wohle aller geopfert werden muss, fertigzumachen. Der Film hat mir sehr gut gefallen, insbesondere, dass neben Dreyfus auch Picquardt nicht unbedingt als Sympathieträger dargestellt wird. Picquardt gibt offen zu, dass er selber auch nicht viel von Juden hält, schon gar nicht als Offizier im Generalstab. Er kämpft nicht aus irgendeiner progressiven emanzipatorischen Weltsicht heraus für Dreyfus, sondern nur, weil es "das Richtige" ist und die Offiziere, die Dreyfus aus Bequemlichkeit verrotten lassen wollen, den nationalkonservativen Ehrenkodex verletzen, den sie alle - inklusive Dreyfus selber - miteinder teilen und damit erst Recht die Ehre der Armee besudeln.

Einiges wird nicht gezeigt. Der tatsächliche Verräter, Major Esterhazy, wurde ebenfalls angeklagt und um der Ehre der Armee willen sogar freigesprochen. Er hat sich jedoch kurz darauf in ein freiwilliges Exil nach England begeben. Das Gerichtsverfahren, das nach über 10 Jahren schliesslich doch noch zur Rehabilitierung von Dreyfus und Picquart (der schliesslich selber Kriegsminister wurde) führte, wird ebenfalls nicht gezeigt. Der Film hätte wahrscheinlich 5-6 Stunden dauern müssen, um die ganze Story zu erzählen. Vielleicht wäre es eher was für eine Mini-Serie gewesen.

Nebenbei, Theodor Herzel, der Begründer des modernen Zionismus, war als Journalist am Dreyfus-Prozess beteiligt. Der Prozess und die Reaktion der französischen Öffentlichkeit machten einen enormen Eindruck auf ihn. Er ging davon aus, dass, wenn ein patriotischer und völlig assimilierter Jude wie Alfred Dreyfus in einem demokratischen europäischen Staat keine Gerechtigkeit erfahren kann und zum Hassobjekt der Massen wird, es illusorisch sei zu glauben, dass Juden von den Mehrheitsgesellschaften jemals als gleichberechtigt anerkannt werden.

Viele Gegner von Roman Polanski regt gerade dieser Film trotz seiner unzweifelhaften Qualitäten so auf, da naheliegt, dass Polanski sich selber mit Dreyfus identifziert, quasi als unschuldig Verfolgter und Verbannter. Aber jeder muss selber wissen, inwieweit er die Kunst vom Künstler trennen will oder auch nicht.
 
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Gelöschtes Mitglied 31

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Lola rennt

Einer der wenigen deutschen Filme, den ich immer mal nachholen wollte. Bei Sky abrufbar und dann hab ich mir den zu Gemüte geführt. Der ganze Film wird natürlich stark vom treibenden Soundtrack getragen. Kein Film, den ich ein zweites Mal gucken werde aber die Theorie des Butterfly Effects in den 3 Läufen war schon ganz nett.

7/10
 

Plissken

Laptop-Trainer
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Rocketman

Durchaus interessant, aber ich fand es - besonders musikalisch - bei weitem nicht so stark wie Bohemian Rhapsody. Die Erzähllinie war nicht so stringent und viel mehr weiss ich über Elton John jetzt auch wieder nicht.
Lou Reed kommt hier ja viel schlechter weg. Wie kann man die Person eigentlich in Wirklichkeit einordnen?

6,5/10
 
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