Stuttgart macht aber auch nicht den besten Eindruck. Ich halte es von daher auch noch für möglich zweiter zu werden.
Man spürt halt bei beiden Vereinen die pure Angst, alle Ziele zu verpassen (was bei beiden Kadern ja auch direkte Auswirkungen auf die Spieler selbst hätte). Bei beiden Vereinen wird den Spielern auch klargemacht worden sein, was ein Nichtaufstieg in Coronazeiten finanziell bedeuten würde: für den Verein, aber auch für sie selbst.
Die Teams spielen zwar eigentlich um den Aufstieg, gefühlt wird das aber wie purer Abstiegskampf sein und so sieht das zur Zeit ja auch auf dem Feld aus. Von diesem Negativdruck hat Bielefeld ja lange profitiert, weil die, im Gegensatz zu VfB und HSV etwas gewinnen konnten und nichts zu verlieren hatten. Seit deren Aufstieg aber in greifbarer Nähe ist, merkt man auch bei Bielefeld, wie sich der positive Druck allmählich umkehrt. Die Arminia agiert ja mittlerweile genauso verkrampft und versucht nur noch, irgendwie ins Ziel zu kommen. Nur haben sie sich halt in ihren "unbeschwerten Zeiten" einen Vorsprung erarbeitet, der dann auch reichen wird.
Von Euphorie oder "wir können etwas gewinnen" sind die Aufstiegsaspiranten im Moment genauso weit entfernt wie die Abstiegskandidaten der ersten Liga.
Bei einer Relegation hätte ich beim HSV mehr Angst vor Düsseldorf als vor Werder. Das wären keine Papierkugel reloaded Spiele, das derzeitige Bremer Team könnte mit der Sitaution mMn noch viel schlechter umgehen, als der HSV.
Beim HSV macht mir im Moment das DM größere Sorgen. Fein ist nicht in Form und bräuchte eigentlich nach meinem Geschmack dringend eine Pause. Der Junge wirkt müde und mit der Position als einziger Sechser zur Zeit auch überfordert. Letschert/RvD bringen im Aufbau nicht so irre viel, die haben genug damit zu tun, stabil zu stehen. Das ist auch ok. Aber Kinsombi turnt nur vorne rum, Hunt kämpft super und ist überall, aber eben auf keiner festen Position. Nur Fein spielt fest auf der 6, kann das alleine aber zur Zeit einfach nicht wuppen. Dafür wirkt er körperlich nicht frisch genug und auch mental überfordert - was mit 20/21 auch nicht schlimm ist, aber zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommt.
Man sollte in einer solchen Drucksituation aber auch nicht die komplette Verantwortung für Aufbau und Absicherung auf einen so jungen Spieler abstellen, der zudem ja eh ein kein Kämpfertyp, sondenr eher ein Stratege bei Ballbesitzspiel ist. Dafür ist das aktuelle Spiel des HSV aber zu unrund, zu indifferent in den MIttelfeldpositionen. Da sind zwei wilde Hardcorekämpfer in der IV (RvD und Letschert) und zwei 8er (Hunt, Kinsombi), die das zwar gut machen, aber keine festen Positionen haben, sondern versuchen, in der unkonzentrierten Offensive (Kittel, Jatta) Akzente zu setzen und in der Rückwärtsbewegung beherzt rumgrätschen und sprinten.
Ein 28jähriger kann das abfangen und klaren Kopf bewahren, ein 21jähriger hat es da natürlich schwer. Von daher finde ich die Kritik, die sich in HSV-Foren ja zur Zeit sehr auf Fein einschießt, nicht wirklich gerecht. Für meinen Geschmack brauch der HSV für die letzten Spiele wieder ein klareres Spiel als zuletzt, mit definierten Positionen, die dann auch eingehalten werden. Und da sehe ich, wenn Fein denn durchspielen muss, viel eher Dudziak an seiner Seite als Kinsombi und auch Jatta wieder fest im Team.
Die konservative, aber erfolgreiche Ausrichtung der Hinrunde mit ein paar veränderten Namen:
Pollersbeck - Vagnoman (Gyamerah), Letschert, RvD, Leibold - Fein, Dudziak - Kittel, Hunt, Jatta - Pohjanpalo
mit klarer Aufgabenverteilung und gar nicht mehr groß wechseln und vor allem nicht dieses Mehrfachwechselzeug in der Schlussphase (lass das, Hecking)