Diese ganze Rematch-Klauseln finde ich auch äußerst kontraproduktiv; wenn jemand einen WM-Kampf verliert, sollte er sich eine erneute Chance verdienen müssen – durch zumindest einen Kampf gegen einen anderen hochgereihten Kämpfer. Das ist natürlich illusorisch, weil Promoterinteressen dahinterstecken, man will seinen Goldesel zumindest zweimal melken können.
Das Problem aber beginnt wohl schon früher: Die ganzen Rankings sind kaum nachvollziehbar (außer man würde die Kontobewegungen einsehen können, das könnte einiges erhellen). Daher werden relativ „unwürdige“ Herausforderer mit entsprechender Marktmacht nach oben gespült und man sucht die jeweiligen Weltmeister mit „freiwilligen“ Titelverteidigungen (gegen Leute, die zwar keiner kennt, aber „hauen können wie ein Pferd“) bei Laune zu halten.
Man müsste zumindest versuchen, irgendwie nachvollziehbare Kriterien anzugeben: Insofern mag ich eigentlich die IBF, weil sie dergleichen zumindest versucht und auf Pflichtherausforderungen besteht. Außerdem sollte man maximale Zeitfenster definieren, innerhalb derer ein Titel verteidigt werden muss (meinetwegen mag man bei nachgewiesenen Verletzungen irgendwelche Sonderregeln implementieren, aber irgendwann sollte schlicht gelten: Pech gehabt).
Im vorliegenden Fall haben es sich Parker und Kabayel sicher am ehesten verdient. Fury hat in der Auflistung nichts verloren, soll er gegen AJ ran oder Itauma und sich wieder für einen WM-Kampf durch Leistung in Stellung bringen. (Parker sehe ich im übrigen völlig chancenlos, er ist ein guter, sympathischer Mann, der aber schon oft seine Grenzen aufgezeigt bekommen hat und gegen Usyk wohl wirklich nur auf einen Sonntagsschlag hoffen kann – just my 2 Cents. Kabayel fände ich interessanter, er hat bisher immer abgeliefert und boxt für einen Schwergewichtler „unorthodox“ mit seinen vielen Körperattacken: Aber er ist eben auch treffbar – und wenn Zhang das schafft, sollte Usyk kein großes Problem haben).
Itauma (abgesehen von den ohnehin nicht nachvollziehbaren Kriterien, wie man denn nun wirklich zu einem WM-Kampf kommt) wäre so schlecht auch nicht: Er würde zwar höchstwahrscheinlich „geschoolt“, weil er einfach zu unerfahren sein dürfte, wäre mir aber ungleich lieber als Fury oder der hier auch schon ins Spiel gebrachte Wilder. Dass er seine 0 verliert – so what. Sollte keine Schande sein gegen Usyk.
Wie oben erwähnt – wirklich ******e finde ich diese unzähligen Rematches, die einzig dem Geldverdienen und nicht dem Sport geschuldet sind. Ich war zwar im Falle Beterbiev – Bivol selber froh, dass die zwei Besten noch mal gegeneinander angetreten sind: Aber wenn Bivol nach Kampf 1 (den er m. E. ohnehin knapp gewonnen hat) gegen Benavidez geboxt hätte und dann wieder gegen Beterbiev (der inzwischen einen Morrell abgeschossen hat) wäre das völlig ok gewesen. Gerade diese ständigen Rückkämpfe erleichtern den Verbänden auch diese Weltmeisterschwemmen: Weil ja für einen Herausforderer es nicht zumutbar ist, jahrelang warten zu müssen (auch wenn einem das wohl manchmal vergoldet wird wie bei Eiffert, aber sportlich ist das einfach schrecklich).