* âIch machte mir mehr Sorgen um den mit den TrĂ€nen kĂ€mpfenden Haradaâ
âUnter sehr schlechten Wetterbedingungen misslang Harada der erste Sprung und wir fielen zurĂŒck. Harada war bereits den TrĂ€nen nahe. Um ihn machte ich mehr Sorgen als um mich selbst.â
Lachend blickt Okabe zurĂŒck. Er war der erste Springer. Im 2. DG erreichte er die höchste Weite und verlieh der Mannschaft damit Kraft. Der sich danach entfaltende âKampf der KĂ€mpfeâ, das âGroĂe Aufholdramaâ, das muss jetzt hier nicht wiederholt werden.
Aber inmitten der Begeisterung der Zuschauermassen in Hakuba und der Medien geriet Okabe nicht in VerzĂŒckung.
âVerglichen mit der Aufregung um mich herum, empfand ich in mir drin das Teamgold als nicht so bedeutend. Als das Springen vorbei war, dachte ich bereits an den nĂ€chsten WC. Das GefĂŒhl, etwas erreicht zu haben? Fehlanzeige.â
Das heiĂt nicht, dass er gestört ist. Es ist normal, dass Skispringer, die ja eine Einzelsportart betreiben, einen Mannschaftssieg in gewissem MaĂe gelassen aufnehmen. Die Aufregung bei normalen Zuschauern und den Medien legt sich nach dem Ende von GroĂereignissen sofort wieder. Okabe, fĂŒr den das nicht die ersten Olympischen Spiele waren, wusste das sehr gut.
Er war damals noch in den 20ern und das Objekt seines Ehrgeizes, ein WC-Gesamtsieg, noch nicht erreicht. SelbstverstÀndlich setzte er seine Karriere fort.
Auch unter der BedrÀngnis durch die SkilÀngenÀnderung verliert er sein Selbstvertrauen nicht.
Dann jedoch kam eine Ănderung der Regeln fĂŒr die SkilĂ€nge, die fĂŒr den 1,65 Meter groĂen Okabe nachteilig war, und nach Nagano zeigten seine Resultate eine Tendenz nach unten. Bei den Spielen 2002 in Salt Lake City wurde er nicht berĂŒcksichtigt. Er war inzwischen ĂŒber 30 und in der Welt mitzuspringen, wurde immer unerreichbarer.
âDennoch behielt ich so etwas wie das Selbstvertrauen, irgendwann wieder springen zu können, wenn auch Selbstvertrauen ohne Basis. Wenn ich gut sprĂ€nge, könnte ich gewinnen. DafĂŒr tat ich alles.â (Beim letzten Satz bin ich nicht sicher.)
Um 2005 begann ein Formanstieg, und 2006 mit 35 Jahren bestieg er bei einem WC in Sapporo das Podest. Er war damals der Àlteste Springer, der das geschafft hatte. Danach stand er in Turin und in Vancouver im Olympiateam und war auch KapitÀn der Olympiamannschaft Japans. Auch in der laufenden Saison stand er zunÀchst nicht im Auswahlteam, aber er gewann den ersten nationalen Wettkampf auf der Piyashiri und hat es geschafft, mit um die OlympiaplÀtze zu kÀmpfen, auch wenn er am Ende nicht dabei sein wird.
Das Schlechteste ist, hinterher zu meinen, dass man es gekonnt hÀtte
âDas Schlechteste ist, hinterher zu meinen, dass man es gekonnt hĂ€tte. Man darf nicht denken, alles wĂ€re besser gekommen, wenn man es so gemacht hĂ€tte wie in guten Zeiten. Ich halte es fĂŒr entscheidend, dieses âdamalsâ aufzugeben. Wichtig ist, nach dem Stil zu suchen, wie man jetzt besser springen kann. Ich kann das, seit ich Ă€lter geworden bin.â
Er lĂ€uft den Schatten der Vergangenheit nicht nach. Das wĂ€re ohnehin eher schwer fĂŒr jemanden, der einmal an der Spitze in der Welt stand. Er hat viel Zeit investiert und sich eine Technik angeeignet, die er jetzt umso mehr einsetzen will. Das ist ein Kapital, das er sich seit seinen Zeiten in der Weltspitze erarbeitet hat. Der Mann, der nur auf das Jetzt sieht, wird vielleicht auch nach den Spielen von Sotschi unerwartet gelassen seine Laufbahn fortsetzen.