Der Großteil der Deutschen hat grundsätzlich keinen Plan von Mode (und Musik, siehe GP).
Klar, in den USA ist es noch schlimmer, aber ich kann durchaus nachvollziehen, warum Deutschland einen desaströsen Ruf hat, wenn es um den Kleidungsstil geht. Da fallen mir unzählige Beispiele ein.
Funktionskleidung
Jack Wolfskin und co. haben im Alltag einfach nichts verloren. Beim Wandern oder sonstigen Sportarten kein Problem, auch wenn selbst da gerne mal übertrieben wird. Sonntags, im Cafe? Bitte nicht.
T-Shirts/Pullover mit Aufdruck
Egal, ob Ed Hardy, HUGO BOSS in Großbuchstaben oder irgendein “witziger” Spruch. Ich kann erwachsene Menschen mit solchen Oberteilen nur schwer ernstnehmen.
Kurzarmhemden
Ein Klassiker und schon mehrfach genannt. Einfach die Ärmel hochkrämpeln und gut ist. Eine italienische Modeikone sagte mal, dass es nur eine Situation für Kurzarmhemden gibt und zwar, wenn man mit dem Segelboot nach Capri übersetzt
Vielleicht etwas überspitzt, aber es trifft den Kern.
Fit
Der entscheidende Punkt. Ich werde nie verstehen, wie man so wenig Gespür für den Sitz der eigenen Klamotten haben kann. Oft zu eng (gerne bei muskelbepackten Posern) und noch öfter zu weit, weil ist ja voll gemütlich. Gerade bei Anzügen ist es wirklich erschreckend, wie viele ausgebeulte Schultern, schlackernde Hosen oder ein viel zu weites Sakko tragen.
die Klamotten müssen nicht zwingend hochwertig sein, nur damit sie gut am Körper anliegen. Mit dem richtigen Sitz kann man einiges rausholen. Männer unterschätzen auch oft, wie sehr Frauen so etwas auffällt. Egal ob Tshirt, Sakko, Jeans, Hemd oder Pullover. Fit is king.
Mich wundert das aber alles nicht. Man wird in Deutschland ja schon schief angesehen, wenn man den Eindruck erweckt, sich überhaupt Gedanken gemacht zu haben, was man anzieht. Wenn dann noch die Schuhe zum Gürtel oder der Uhr passen, landet man ja schon fast in der Metro/Schwulen Ecke oder wird wahlweise als Snob oder Schnösel bezeichnet. Und Gott bewahre man trägt einen (gut sitzenden) Anzug außerhalb von Büros. Ich werde regelmäßig schief angeguckt, weil ich auch in der Freizeit gerne Hemden trage bzw. mich gerne elegant anziehe. Ich darf mich nicht beschweren, wenn die Leute in Jogger rumlaufen, aber selber regelmäßig kritisiert werden, weil ich mit einem Hemd und Lederschuhen zum Abendessen erscheine? Macht für mich keinen Sinn.
Ich weiss nicht, ob da auch etwas Neid mitspielt. Gut angezogene Männer sind selten und deshalb auffällig (auch für die Frauen).
Wenn man sich mal ansieht, wie die Männer in Italien rumlaufen, muss man sich hier wirklich fast schämen. Auch in Portugal gibt es modische Kultur. Da tragen die Männer zur Arbeit den Blaumann und ziehen am Abend den Anzug an. Hier unvorstellbar. Schade, ich glaube viele, denen das komplett egal ist (vollkommen okay), unterschätzen, dass schöne Kleidung tatsächlich das Wohlbefinden positiv verändern kann und/oder das Selbstbewusstsein stärkt.