@xer: Das sowieso. Hmm, 19 1/2 und anscheinend noch kein Profispiel, nichtmal in Südkorea. Zwei Tore bei der U20 WM, schön und gut, aber was heißt das schon? Natürlich kann man so einen Transfer mal machen, das Risiko ist ja gleich null, aber im Normalfall ist das wohl eher ein Transfer a la Amini, also einer vorwiegend für die U23.
Ich denke, wenn man nicht bereits vor Monaten vollmundig angekündigt hätte, auch etwas für die Breite zu tun und "noch jemanden zu holen, der nicht aus der Bundesliga kommt" und es sich dazu nicht ausgerechnet um einen Spieler handeln würde, der ob seiner Herkunft bei manchen Kiddies sicher Kagawa-Assoziationen hervorruft und damit geeignet ist, das Fanvolk allein durch den asiatischen Namen positiv zu stimmen...dann wäre der locker als ganz normaler "probieren wir halt mal aus"-Transfer für die zweite Mannschaft durchgegangen und kein Mensch hätte ein Wort darüber verloren. Da finde ich die Transfers von Jordanov und vor allem Tammo Harder, die tatsächlich für die zweite Mannschaft vermeldet wurden, weitaus interessanter und im Falle Harder auch spektakulärer: Harder ist zur Zeit die vielleicht größte deutsche Sturmhoffnung im U-Bereich, Nationalspieler, aktueller Torschützenkönig der A-Jugend Bundesliga und direkt ausgerechnet vom blauen Nachbarn abgeworben - für mich macht das weit mehr her als ein Koreaner, der ein halbes Jahr älter ist und noch kein Profispiel gemacht hat.
Der Harder wird seinen Weg machen, weil er (wie so viele andere Stürmer im Jugendbereich) eben nicht von körperlichen Vorteilen profitiert - weil er sie nicht hat. Jordanov ist auch U-Nationalspieler (bis zur U19 D, jetzt bulgraische U21) und hat mit 20 immerhin schon ein Dutzend Zweitligaspiele auf dem Buckel. Mit Hendrik Bonmann (Tor) hat man einen weiteren U-Nationalspieler (U19) geholt, der vor allem deshalb interessant ist, weil er nicht [/B ]im Sinne der Ehrmann- oder de Beer Schule im 90er Jahre Stil spielt, sondern sehr modern und auf Mitspielen bedacht - eher ein Neuer inkl des hohen Risikos als ein Weidenfeller oder Lagerak. Mit Kefkir (21) hat man einen Winger geholt, der sogar schon Erst- (und Zweit-)Ligaminuten gesehen hat, mit Yildiz einen weiteren U-Nationalspieler von Schalke und mit David Solga aus Dresden einen älteren Führunsgsspieler für die U23, der schon mehrere Jahre zweite Liga als 6er gespielt hat (viel mehr hatte Kirch auch nicht vorzuweisen). Es ist ja nicht so, dass der BVB in Sachen Perspektivspieler nicht aktiv ist: da wurden diesen Sommer schon mehrere Transfers getätigt, die auch für die Profis zumindest mittelfristig sehr interessant sein können.
Darüber liest man nullkommanix (ähnlich wie bei Hoffmann seinerzeit - und ebender hat es dann geschafft, nicht Kirch oder Amini oder was weissich), stattdessen wird jetzt ein Koreaner als Profizugang verkündet, offensichtlich nur, weil er eben ein bisschen nach Kagawa klingt. Ich finde das schade, weil es auch gar nicht nötig wäre. Stattdem hätte man auch ein halbes Dutzend anderer Spieler präsentieren können, die eher mehr als er vorzuweisen haben und die man schon seit Wochen hat.
Bei der Menge an jungen, interessanten, Spielern, die man eher für die U23 verpflichtet und die trotzdem schon ein bisschen was vorzuweisen haben und die für das Level allemal echte Hochkaräter sind, hätte man das sogar prima als Kaderbreitenoffensive für die Profis durch setzen auf die Perspektive verkaufen können. Muss man natürlich nicht, wenn man echte Upgrades für die Profis bei der angekündigten "Verstärkung in der Breite" holt - aber das hat man ja gar nicht gemacht. Heno für Götze, Aubameyang als verspäteter Ersatz für Perisic und potentieller Lewanachfolger im nächsten Jahr, Sokratis für Santana. Demgegenüber sind Bitencourt und Leitner weg. Also hat man sich in der Breite eher noch verschlechtert als verbessert, der BVB hat nicht einen potentiellen Stammspieler mehr als im Winter letzten Jahres und den Koreaner jetzt als Profizugang zu präsentieren ist da für mich eher Kaschiererei.
Man kann das ja über Jugend machen, ist günstig und Hoffmann (vorher als letzter wohl Schmelzer) hat gezeigt, dass auch sowas klappen kann. Aber dann sollte man es auch so kommunizieren und nicht so einen Pseudo-Kagawa-Etikettenschwindel als Erfüllung der eigenen Vorgaben hinstellen. Klar kann auch aus dem Seung-Woo was werden, warum nicht? Aber das man den als echte Profi-Erstmannschaft-Verpflichtung geholt hat, kann mir keiner erzählen.
Das ist ein "wir haben gesagt, dass wir noch was machen - dann lass uns doch den holen. Der kostet nix und klingt nach Kagawa, darauf fahren die Leute ab und wir haben unsere Ruhe"-Transfer. Würde man wirklich auf Perspektivspieler auch im Imagemarketing bauen, hätte man die sehr guten U23-Transfers dieses Sommers vorher ganz anders verkauft, nämlich offensiv. Hat man aber nicht und darum ist Seung-Woo für mich ein Etikettenschwindeltransfer. Ich lege mich mal fest und behaupte, dass der keine 100 Minuten BVB-erste-Mannschaft-Minuten sehen wird, in seiner gesamten Karriere. Ich lege mich doppelt fest und behaupte dazu, dass eure U23-Verpflichtung Tammo Harder definitiv Erstligaprofi wird (ob für den BVB wird sich zeigen).
Letzter (Ab-)Satz: vielleicht liegt die öffentliche Zurückhaltung in Sachen U23 auch an Lars Ricken. Der hat ja vor ein paar Monaten getönt, dass der BVB mit ihm als Jugendkoordinator eine extrem erfolgreiche Jugendarbeit hätte, so super durchlässig nach oben wäre und superviele Spieler in den Profifussball brächte (wobei er aber auch Reus und Großkreutz gleich mit aufzählte, die a)ihm nicht zugerechnet werden können und b)ja eigentlich eher Beispiele dafür sind, dass man früher eigene Talente auch gerne mal falsch einschätzte). Außerdem käme die U23 ganz ohne Ü23-Spieler aus.
Nun, ohne die im Winter dann doch verpflichteten Ü23er wie Bajner oder Knappmann hätte die U23 nie im Leben die Klasse gehalten und im Kader für die neue Saison haben von 23 Spielern ganze 6 auch die U19 des BVB durchlaufen, alle anderen wurden von auswärts dazugeholt. Das ist für die U23 eines Erstligisten eine extrem schlechte Quote und zeigt für mich
a) dass man unter allen Umständne in Liga 3 bleiben will
b) dass Lars Ricken zwar eine Vereinsikone, aber danach vielleicht doch nur das Anhängsel von Andrea Kaiser ist
Ich glaube nicht, dass der Mann einen wirklich guten Job macht. Die neuen Transfers sind Klasse, aber ein Verein mit der Strahlkraft des BVB und diesen Erfolgen in den letzten Jahren dürfte das eigentlich gar nicht nötig haben. Euer blauer Nachbar steht da im Nachwuchsbereich um wirklich Welten besser da und das dürfte eigentlich nicht sein. Es wird ja wohl kaum daran liegen, dass Talente kein Interesse daran haben, halbwegs frühzeitig zum BVB zu gehen. Mit MP Meister (vom HSV, da Jugendkoordinator, jetzt eure U19) und Christian Flüthmann (Osnabrück, da B-Jugend-Bundesligatrainer; jetzt eure C-Jugend) hat man schon zur neuen Saison zwei wesentliche Positionen ausgetauscht, immerhin.
Aber Ricken? Bei uns beim FCB macht das mit Tarnat auch ein eX-Profi und der macht das auch nicht gut, beim Lars sehe ich das ähnlich. Was nützen die besten Jugendtrainer, wenn der Chef nur wegen Verdiensten als Spieler seinen Job und kein echtes Jugendspielernetzwerk hat? Soll er als Vereinsikone halt irgendwie repräsentieren, aber nicht operativ tätig sein.