Ich verstehe auch nichts mehr...
Teile der Mannschaft stehen nicht wirklich hinterm Trainer, sonst hätte sich doch irgendwer von Schmelzer, Sahin, etc. in die Richtung äußern müssen. Haben sie aber kein einziges mal. Und es gab zig Gelegenheiten dazu.
Das ist nicht unwahrscheinlich, zumindest Probleme wird es da sicher geben oder gegeben haben. Aber klar ist ja auch: Watzke ist der Boss und
der Entscheider im Verein, da ist nichts mit "Entscheidungen werden im Team getroffen" und so. Zorc wird maximal gehört, Rauball auch, aber allein Watzke entscheidet - ich finde, das ist in den letzten Wochen schon klar deutlich geworden.
Eben der hat Tuchel öffentlich zum Abschuss freigegeben, sonst hätte es die "Berichterstattung" der Haus- und Hofpresse in dieser Form nie gegeben. Die Entscheidung über Tuchel ist längst gefallen, da ist nichts mehr zu verteidigen. Es stellt sich doch nur noch die Frage, ob er von selbst hinwirft (was Watzke sicher sehr, sehr recht gewesen wäre) und der Verein damit preiswert davonkommt, oder eben nicht - wonach es ja aussieht. Watzke hat durch sein Verhalten in Kauf genommen, die sportlichen Saisonziele zu verpassen. Denn niemand konnte wirklich wissen, wie die Mannschaft bei derart medialer Aufregung gegen Hoffenheim reagiert, schon gar nicht in dem nervlichen Zustand nach dem Anschlag (das wirkt ja logischerweise bei manchem immer noch nach, zumindest unbewusst). Hätte man da allein wegen Unkonzentriertheiten verloren und Platz 3 verkackt, wäre auch der Pokalsieg in akuter Gefahr gewesen - denn medial wäre der Sturm zu einem kompletten Tsunami mutiert.
Das hat Watzke in Kauf genommen, nur um die kommende Entlassung des Trainers schon einmal vorab zu rechtfertigen und dann selbst besser dazustehen (was ziemlich nach hinten losging, finde ich) oder den Trainer zum Rücktritt zu mobben. Was anderes war dieser Weg über die Medien ja nicht, denn dass das Ganze wirklich "ohne Kalkül" passierte, kann man sicher ausschließen. Ein Medienprofi wie Watzke gibt kein solches Inteview und autorisiert es direkt vor dem entscheidenden Saisonspiel und lässt dann diese Form der Berichterstattung von ihm persönlich vertrauten Journalisten wie Röckenhaus, Dersch und Hennecke zu, wenn er es nicht genau so beabsichtigt. Never. Das halte ich auch nach wie vor für den eigentlichen "Skandal". Dass man sich von einem Trainer auch bei sportlichem Erfolg trennt, ist nicht alltäglich, aber manchmal eben unumgänglich. Es ist Job des Vorstands, die Gesamtheit der Trainerarbeit und der Zusammenarbeit zu bewerten und dann Entscheidungen zu treffen. Wenn man dann zu dem Schluss kommt, dass eine Trennung das Beste ist, dann ist das eben so. Da muss einem Tuchel auch nicht im Geringsten leid tun, das gehört zum Geschäft und vielleicht ist sein internes Verhalten ja auch tatsächlich so mies, dass er sich die Trennung in der Sache selbst zuzuschreiben hat.
Die Entscheidung contra Tuchel ist mMn kein Problem, das ist aber auch nicht der Kern des Problems. Die Art und Weise, wie das vorbereitet wurde und wird; der Zeitpunkt, also die Kampagnensteuerung als solche (denn es war ja nun einmal eine Kampagne), die nicht nur die Marke BVB samt "echte Liebe" Slogan massiv beschädigt, sondern, wie gesagt, das Erreichen der sportlichen Ziele akut gefährdet - das ist und bleibt mMn eine Vollkatastrophe. In der Sache und in der Außendarstellung. Als Fan wäre ich jetzt sicher so enttäuscht und sauer wie
@Mahoney_jr . Als Aktionär würde ich komplett im Dreieck springen. Ich bin ziemlich sicher: bei einem "normalen" börsennotierten Unternehmen wäre der Geschäftsführer seinen Job los, weil sein Verhalten komplett unprofessionell war/ist und die Marke und damit auch ihren Wert gefährdet. Das, was er da veranstaltet hat, ist eigentlich übelst geschäftsschädigend und wird im normalen Wirtschaftsleben so niemals toleriert.
Wenn eine Trennung so sehr feststeht und so lanciert wird - welcher Spieler stellt sich da denn hinter den Trainer und vor die Mikrophone, um den Retter zu geben? In Frontalopposition zu dem Mann, der letztlich den Daumen hebt oder senkt, wenn es um Gehaltserhöhungen oder Wechselfreigaben geht? Das macht doch keiner, in keinem Verein. Es kann sicher sein, dass Tuchel keine Unterstützer in der Mannschaft hat. Die Voraussetzungen für wirklich ehrliche Aussagen der Spieler sind aber eben auch nicht existent. Die Spieler halten sich jetzt öffentlich selbstverständlich möglichst neutral und aus allem raus, es bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig.