Nochmal zu der "Mentalitätsdebatte". Ich denke, das es da viele Missverständinsse gibt, was ein Mentalitätsspieler denn überhaupt ist.
Wenn man darunter jemanden versteht, der dann auch mal "Zeichen setzt", indem er an der Mittellinie einen übel weggrätscht und danach alle anbrüllt ("Weckruf"), dann verstehe ich natürlich jeden, der sagt "brauch ich nicht, will ich nicht".
Für mich ist ein Mentalitätsspieler einer, der gerade, wenn es nicht läuft, den Überblick behält und auf dem Platz taktisch etwas um- und anordnen kann. Der, wenn es um die Wurst geht und hoher Druck herrscht, Topleistungen mit klarem Kopf abliefern kann. Der kommunikationsstark ist: nicht, um andere einzuordnen, sondern um seine Mitspieler zu unterstützen. Der immer das große Ganze über seine persönlcihe öffentliche Wahrnehmung stellt.
Und da mangelt es beim BVB ja tatsächlich schon seit Jahren. Ich finde es, gerade in den Spielen gegen gute Gegner fast schon erschreckend, wie weing bei euch auf dem Platz kommuniziert wird. Jeder ist bemüht, aber jeder für sich.
Und alle scheinen sich auf die Supertalente zu verlassen, weil die doch noch woanders hin wollen. Nur sind die eben 20 oder so und können gar nicht die Persönlichkeit dafür haben. Und dazu werden die eben alle 2-3 Jahre ersetzt und während dieser Zeit weiß auch jeder, dass die irgendwann weg sind. Trotzdem sollen sie dann die Gamechanger und Verantwortungsträger sein, hinter denen sich der Rest versteckt.
Das kann ja nicht funktionieren und der Verein versucht ja auch ständig, gegenzusteuern, greift aber dabei beharrlich daneben: zu teuer (Schulz, Schürrle, Meunier), zu satt (Witsel), zu posig ohne Leistung (Can). Und ein Reus ist alles, aber ganz bestimmt kein Kapitän, Hummels kommt in die Jahre und hat für meinen Geschmack auch zu viele Nebenbaustellen (wenn ich nicht fit bin, fahre ich nicht in einer LS-Pause zum Loveweekend nach Oslo, Kopenhagen oder sonstwo, sondern arbeite knüppelhart). Und auch ein Dahoud darf in einem Spiel wie gegen LEV als 6er dann eben nicht versuchen, vorne noch den "tödlichen Pass" zu spielen, sondern muss Stabilität geben. Mit 21 (!!!) Fehlpässen auf der 6 geht das natürlich nicht.
Ihr habt einfach seit Jahren schon kein echtes Team, in dem miteinander kommuniziert und dem Mitspieler geholfen wird. Kein Team, dass auch mal aus sich selbst heraus Dinge ändern und verbessern kann.
Unter Favre wurde dem die Schuld gegeben, wenn es zwei unterschiedliche HZ gab. Jetzt unter Rose ist es eine andere Taktik, aber das Verhalten der Mannschaft ist ja komplett und exakt gleich. Unter Terzic war es für ein paar Wochen besser, ja. Aber wäre er Cheftrainer geblieben, dann glaube ich, dass es mittlerweile ähnlich aussehen würde.
Der BVB braucht sicher keinen Feldherren auf dem Platz, der den Effe oder so macht. Aber er braucht ein ganz anderes Mannschaftsgefühl, eine ganz andere Kommunikation. Das glaube ich schon.
Und da helfen dann stille Typen wie Süle und Adeyemi eher wenig. Wobei man das ja auch schlecht verordnen kann, Gruppendynamik und positives Gruppenverständins sind Prozesse. Wo wir dann wieder beim Supertalent holen, entwickeln und teuer verkaufen Thema sind. Dieses Geschäftsprinzip macht Mannschaftshygiene naturgemäß nicht leichter.