Da wird auch nichts passieren, zumindest nicht in Sachen Trainer. Mit jedem anderen Trainer würde die Hütte doch jetzt schon längst brennen, nach so einem miserablen Start in die Rückrunde. Aber an Jupp wird nicht gerüttelt, weil jeder weiß das der Uli seinen Hand drüber hält.
Für mich gibt es allerhöchstens am Ende der Saison eine "elegante" Lösung ala "Rücktritt aus gesundheitlichen / privaten Gründen". Aber öffentlich gefeuert wird der Jupp nicht, das tut der Uli seinem Freund nicht nochmal an.
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Eines darf aber nicht zu kurz kommen, leider passiert genau das jedoch seit Monaten. Die sportlichen Probleme werden zu einem großen Teil von denen verursacht, die Woche für Woche auf dem Platz stehen. Das sind alles Nationalspieler, ob sie nun Weltklasse sind sei mal dahin gestellt, aber das sind alles Fußballer von hohem Niveau.
Ja natürlich. Die individuelle Klasse steht in keinem Verhältnis zur Mentalität der Mannschaft. Auch wenn solomo gegenüber dem Dortmunder Hummelsjünger schon resigniert: es stimmt eben
nicht, dass unsere Spieler sowieso alle überschätzt sind. Es fehlt aber massiv an Struktur, Hierarchie und Mentalität.
Die letzte Bayernmannschaft, der man Charakter nachsagen konnte, war die im ersten LvG-Jahr ab November. Da waren in der Stammelf
Typen wie MvB, DvB, Olic und ein Schweinsteiger, der seine Führungsqualität entdeckte. MvB brachte es sportlich nicht mehr, DvB und Olic sind noch da, aber nicht mehr erste Wahl (zu Recht) und in die Jahre gekommen. Der zugekaufte Ersatz erfüllt diese Funktion nicht. Wir brauchen nicht
den Chef, aber Spieler, die beissen können, wenn es gilt und davon haben wir zu wenige, das ist Fakt.
Das geht gar nicht gegen die Boatengs, Stubers, Gustavos und Kroos per se, sowas ist nicht jedem gegeben und das muss auch nicht jeder können, schon gar nicht mit Anfang 20, aber 3-4 in der Stammelf müssen dazu in der Lage sein. Ob mit Gebrüll, Körpersprache, Aufmunterung und Kommunikation, whatever - da gibt es keinen Königsweg, außer den, das signalisiert wird: "ich übernehme Verantwortung, an mir könnt ihr euch orientieren".
Da haben wir fast nichts. DvB und Olic sind sportlich nicht mehr wertvoll genug. T44 hat kein Standing, obwohl er der Typ dafür ist (allein deshalb würde er ei mir immer statt Gustavo spielen - um dieses Standing zu bekommen). Neuer wurde künstlich durch die Fans rasiert und liefert leider auch nicht die Leistung, mit der man in neuen Dialog mit den Ultras treten könnte.
Da bleibt dann nur Schweinsteiger. Und so sieht es dann ja auch aus. Ist BS gut, sind alle gut, ist er schlecht, sind alle schlecht. Fehlt er, gelingt nur etwas, wenn ein zeitiges Tor fällt und man die individuelle Klasse mit Rückenwind ausspielen kann. Das liegt nicht daran, dass BS der Über-Führungsspieler ist sondern daran, dass er schlichtweg der einzige im Stamm ist. Gomez und Lahm (von denen man es im Dialog Alter-Erfahrung-Klasse verlangen könnte/müsste) sind das komplette Gegenteil von Führungsspielern, in Bezug auf Gomez ist der Begriff Führungsspieler fast ein Paradoxon. Von ausländischen Spielern kann man das eh selten verlangen, von individuellen Flügeldribblern sowieso nicht. Müller kann mal einer werden, ist aber eben erst 22.
Da gilt es natürlich anzusetzen. Aber auch dafür brauch man einen klar definierten sportlichen
CHEF namens Trainer, der weiss, was
seine Mannschaft brauch und das totale Standing hat - nicht aus Freundschaft zum Präsidenten, sondern aus Fachkenntnis und Persönlichkeit. Führungsspieler plus schwacher Trainer ist nämlich auch Schei..e (siehe MvB vs Klinsmann). Aktuell haben wir den allergrössten Mist as possible: schwacher Trainer und Mannschaft ohne Führungsspieler
plus selbstgerechter Vorstand mit ewig schwelenden internen Machtkämpfen (latener Erneuerer Kalle vs Dauertradiotionalist Uli)
plus ungehindert ein- und ausgehende Medien, die jede neue Idee, die nicht nach ihrem Gusto ist oder ihre Arbeit erschwert, erfolgreich (weil ohne jede Vorstandsgegenwehr) torpedieren darf und das auch tut
plus Eifersüchteleien in der Jugendarbeit und im Scouting , deren Neuordnung durch inflationäre Einbindung von Ex-Spielern eher einer romantischen Komödie mit Veronica Ferres oder Christine Neubauer ähnelt als einem professionellen Konzept mit klarer Zielsetzung,
plus völlig verdorbenen Preisen für Qualitätsspieler, weil unsere Granden ja nicht oft genug betonen können, wie reich wir doch sind.
Das wir wieder nicht Meister werden - geschenkt. Dortmund spielt ja auch gut, die sind und werden ein verdienter Meister, Titel haben wir genug, um das zu verdauen. Wir hatten schon tabellarisch schlimmere Jahre, die trotzdem schön waren: Trap z.B. - 6.PLatz, aber dafür wurden Zickler, Hamann, Kuffour, Nerlinger eingebaut, Scholl machte einen Riesensprung. Wir bekamen einen Sieg aberkannt, weil wir
zu viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs einsetzten. LvGs erste Zeit: die Ergebnisse stimmten null, Uli war ständig am Abschusstrigger - aber man konnte sehen, dass da was entsteht, taktisch und mit der Einbindung von Stuber, Müller, Alaba etc.
Der mangelnde Erfolg an sich ist kein Problem - jdf für mich nicht und für Bombe, solomo, marces, mass, mde oder malte sicher auch nicht.
Problematisch ist, dass wir
keinen Erfolg haben und
gleichzeitig auf
keinem relevanten Gebiet wirklich fit für die Zukunft sind.
Und das macht mir Angst. Unter anderem deshalb, weil diese Themen hier eigentlich schon seit dem zweiten Magathjahr immer wieder aufkommen, also seit ca fünf Jahren, spätstens aber seit Hitzfeld II. Die Themen sind seitdem eigentlich immer die gleichen, passiert ist viel akutes, wenig substanzielles. Ich rede LvG nicht das Wort, weil er so ein toller Typ war, aber dessen Verpflichtung war der
einzige Zeitpunkt in den letzten fünf Jahren wo ich wirklich dachte: JA!! JETZT passiert mal was, was auch wirklich substanziell etwas bringen kann. Diese Chance wurde von LvG fahrlässig, von unseren Granden aber
akut mutwillig vergeben. Und das kann ich Uli an allererster Stelle nicht verzeihen - weil diese Chance so schnell nicht wieder kommt und weil als Reaktion die Falscheste aller falschen Optionen gezogen wurde, namens Heynckes. Nicht weil Jupp ein per se schlechter Trainer wäre, sondern weil es das klare Zeichen war: alles wieder auf null, wir brauchen als FCB das alles nicht. Jupp ist kein Stillstands- sondern letztlich ein Rückbautrainer, weil Uli wieder die alten Zeiten haben will, die aber längst vorbei sind.
Das macht ihn, Uli, zur tragischen Figur, aber in meinen Augen auch nicht mehr tragbar. Als Ehrenpräsident ja, bis in alle Ewigkeit, inkl Umbennenung des Stadions in Uli Hoeneß-Arena (dafür verzichte ich gerne auf die Gelder für Namensrechte), aber im aktuellen Geschäft nicht mehr...ess sei denn, er zieht sich tatsächlich aus dem Tagesgeschäft zurück, was er leider, leider, leider nicht kann. Wenn man alle Punkte dieses langen Beitrags zusammenfasst, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass unser mit Abstand grösstes Problem unser Präsident ist.
Ich würde jederzeit meinen blanken Hintern ungeschüzt der Russenmafia preisgeben, um Ulis Leben zu Retten - für Kalle würde ich das ganz sicher nicht tun. Trotzdem wäre es besser für unseren Verein, wenn Uli zugunsten Kalles aus der Enstcheidungsgewalt ausscheiden würde (sämtliche Ausscheidungswitze in diesem Zusammenhang verbitte ich mir), eigentlich hätte das schon 2009, spätestens 2010 geschehen müssen.