Jetzt hör doch bitte meine Texte zu verdrehen sonst breche ich die sinnfreie Diskussion ab.
Djokovic war nicht, nicht unterlegen, sondern hat bewusst das Risiko minimiert und konnte sich der körperlichen Überlegenheit bewusst sein.
Federer hat in dem Alter längst versucht die Ballwechsel zu verkürzen, dennoch gab es genügend Anspielungen auf sein Alter wenn er 5 Sätzer gewonnen hat. Djokovic spielt den gleichen Stil wie eh und je, mit verbessertem Aufschlag usw. und ist körperlich der bessere Mann, trotz aufwendigerem Weg ins HF. Da willst du mir verbieten über die körperliche Stärke zu sprechen?
Derartige Aussagen von einem jahrelangen Beobachter des Sports empfinde ich als enorm frappierend letztendlich aber auch exemplarisch dafür, wie Djokovics Qualitäten geradezu chronisch verkannt und fehlgedeutet werden. Er ist sicherlich der Jenige, der großen 3, dessen Spielweise in ihrer Effektivität und Qualität für Casualfans und flüchtige Beobachter am schwierigsten zu begreifen ist. Hier wird ja nun auch wieder der Eindruck vermittelt, dass er im Grunde noch exakt so wie vor 10 oder 8 Jahren spielt und lediglich ein paar mehr Asse und Servicewinner einstreut.
Diese Formel mag man vielleicht für die Zeit mit Becker um 2015 noch halbwegs anwenden können aber spätestens seit diesem Jahr 2021 ist es doch nun wirklich überdeutlich, welche kontinuierlichen Umstellungen Novak über die letzten Jahre in seinem Spiel vorgenommen hat.
Er hat gegen Zverev NICHT gewonnen, weil er das Match physisch gemacht und lange, zehrende Ballwechsel angezettelt hätte. Das Gegenteil ist der Fall - der Schlüssel zum Sieg waren seine Variationen und die Art wie und vorallem wann er das Spiel gemixt hat. Mit Stopps, Netzspiel und Slice hat er immer wieder den Rhythmus unterbrochen und die Punkte, wo es möglich war, abgekürzt und die Initiative übernommen. Dazu meist hervorragend serviert, wenn es eng wurde. Er hat den Gegner einfach viel geschickter und konstanter über den Platz manövriert als umgekehrt und genau das sind die Muster, mit denen er die gesamte Saison 2021 gespielt hat, mit gewissen Einschränkungen für die Sandturniere, wo natürlich etwas andere Gesetze gelten und man die Punkte generell etwas länger aufbauen und konstruieren muss.
Um möglichen Einwänden zuvor zu kommen, betone ich gerne, dass Djokovic natürlich auch nach wie vor enorm stark verteidigen und aus der Defensive counterpunchen kann - das wir auch immer das Rückgrat seines Spielsystems sein, auf welches er sich vorallem dann zurückzieht, wenn er den Ball offensiv nicht gut spürt und das Selbstbewusstsein angespannt ist, wie teilweise in Wimbledon. Das macht er aber altersbedingt deutlich dosierter als vor 10 Jahren und ganz allgemein hat sich die Gewichtung in seinem Spiel deutlichst verschoben, sodass man es durchaus mit den jeweiligen Stilwandlungen bei Federer und Nadal vergleichen kann. Nur gelingt ihm die praktische Umsetzung wohl am effektivsten und erfolgreichsten.
Und um dann noch die leidig-infantile Dopingdebatte aufzugreifen - ich denke da sind wir mittlerweile auch an einem Punkt, wo alle 3 sich auf Augenhöhe begegnen und man je nach Bedarf beliebig Aspekte und Verdachtsmomente herausgreifen kann, welche sowohl gegen als auch für den jeweiligen Spieler verwendet werden können.
Was Djokovics Fall betrifft, möchte ich hier aber schon auch einmal daran erinnern, dass er im Grunde zum ersten Mal eine Saison spielt, wo er sich nahezu komplett auf die GS-Ebene fokussiert und Masters-Turniere im großen Stil auslässt, wie bereits im Frühjahr und auch in den letzten Wochen geschehen.
Das sind dann eben auch Begleitumstände, die genauso wie spielerische Details von einem Großteil der hiesigen User geradezu fahrlässig ignoriert und ausgeblendet werden.