ansonsten ist die sache doch ganz einfach. wenn die memphis-verantwortlichen vernünftig handeln würden, würden sie von mir (und anderen) nicht kritisiert werden und die spieler würden wohl auch für die franchise spielen wollen. die welt kann doch so schön einfach sein... :thumb:
Mit dieser Aussage machst du es dir entschieden zu einfach, denn es gibt noch andere bedeutende Faktoren, die hier bisher unerwähnt geblieben sind.
Stichwort: Marketing. Manchen Spielern ist es wichtig, in einem großen Markt zu landen, um sich so besser selbstinszenieren zu können, was als Kriterium teilweise sogar die Frage nach der Qualität der Franchise (Leistungen des Managements, sportliche Perspektive) übertrifft. In diese Kategorie fällt Kobe Bryants Flirt mit den LA Clippers (dem Inbegriff einer schlecht geführten Franchise) ebenso wie die erstaunlich beständige Attraktivität der New York Knicks für NBA-Spieler aller Art, obwohl die Knicks von Isiah Thomas gerade erst frisch in Grund und Boden gewirtschaftet wurden.
Unter den nun kommenden Rookies ist es OJ Mayo, für den der Markt-Aspekt wichtiger sein dürfte als alle sportlichen Belange oder die bisherigen Leistungen des Managements. Schon seine Uni-Wahl (Southern Cal in Los Angeles) diente der Eigenwerbung, und auch in der NBA wird Mayo hoffen, sich als Produkt entsprechend präsentieren zu können. Dabei ist es am Ende für ihn u.U. besser, später gedraftet zu werden, also z.B. von den Knicks an #6, nicht von den Minnesota Timberwolves an #3, was ihn nur auf den ersten Blick Geld kosten würde - die Einnahmen aus der Eigenvermarktung (individuelle Schuhe etc.) übersteigen gerade die Rookie-Verträge um ein Vielfaches. Beispiel LeBron James: 15 Mio. US-$ von Cleveland (per Rookie-Vertrag), 90 Mio. von Nike.
Es gibt traditionell das Phänomen, dass gewisse Franchises gemieden werden, weil sie den Spielern aus nichtsportlichen Gründen missfallen. Die Größe des Marktes ist ein Faktor, der gegen Teams wie Memphis und Charlotte spricht; manchmal sind es aber auch private Faktoren, wie z.B. bei Chris Webber, der glaubte, ihm werde in Sacramento (anders als in einer VIP-Metropole) die Decke auf den Kopf fallen.
Sicherlich sind die Memphis Grizzlies (wie schon damals in Vancouver) keine Vorzeige-Franchise, weshalb es verständlich ist, dass niemand für sie auflaufen will. Andererseits erleben besser geführte Teams Ähnliches, z.B. die gut organisierten Toronto Raptors, die bekanntermaßen ihre Probleme haben, gute Free Agents nach Kanada zu locken. Es liegt also im Endeffekt mehr am Standort als an der Qualität der Franchise-Führung, wie du, Thomas, es hinstellst.
______________
Nochmal etwas zu der hier besprochenen Thematik im Allgemeinen: Ich bin überrascht, dass so viele glauben, die Spieler müssten den Teams in irgend einer Art dankbar sein. Sicherlich gibt es Fälle, in denen der Spieler mehr von seiner Franchise profitiert als umgedreht (viele Knicks-Spieler, Rashard Lewis mit seinem überteuerten Vertrag, Bostons 15 Mio. für Brian Scalabrine). In der Regel werden die guten Spieler von ihren Teams aber finanziell ausgenutzt.
Beispiel LeBron James, der bei den Cleveland Cavaliers dank Rookie Scale über seine ersten Profijahre nur ein Drittel dessen verdiente, was er heute einstreicht, wobei er selbst mit seinem heutigen Gehalt noch stark unterbezahlt ist. Niemand sollte annehmen, James bringe seiner Franchise nur die 13 Mio. US-$ ein, die er jährlich von ihr bekommt. Da kann man getrost eine Null hinten dranhängen und die Summe dann nochmal erhöhen. Etliche Bereiche von Clevelands Wirtschaft hängen an diesem einen Menschen. Die Cavaliers müssen James dankbar sein, nicht umgekehrt.
Sicherlich ist James kein repräsentatives Beispiel für den durchschnittlichen NBA-Spieler. Dennoch ist der Gedanke falsch, die Spieler schuldeten den Teams irgend etwas. Sie sind Spezialisten, die als Arbeitskräfte so gut wie nicht zu ersetzen sind, und Spezialisten werden entsprechend bezahlt. Dass sie dann auch Vorlieben äußern, an welchem Firmen-Standort (der NBA) sie am liebsten bzw. nicht eingesetzt werden wollen, ist völlig berechtigt. Es ist ja kein Veto-Recht. Man kann es als Ausgleich dafür sehen, dass ihnen im Laufe ihrer Rookie-Verträge ein Großteil ihrer Gehälter vorenthalten werden, den sie auch nie wiedersehen werden.