Ich finde immer dieses "der und der macht das auch!" komisch. Jeder sollte doch einen eigenen Moral- bzw. Wertekompass haben. Ich kann es aus Sicht des FC Bayern sogar nachvollziehen, dass man auf der Suche nach neuen Geldquellen, die nötig sind, um international ganz oben dran zu bleiben, nach der Methode "pecunia non olet!" (für nicht Lateiner: Geld stinkt nicht) verfährt.
Ich persönlich finde es trotzdem nicht gut. Und da ist es mir egal, was der HSV, der BVB oder Blauweiß Buxtehude machen. Ich wende mich deshalb nicht vom Verein ab, aber zu meinen Moralvorstellungen passt die Entscheidung der Bosse nicht. Da braucht es keine Relativierung.
Zu meinen auch nicht. Was mich aber am meisten stört, ist die Heuchelei in solchen Fällen. Wenn ein Verein mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten argumentiert und sagt, dass man an Sportunternehmen keine anderen Moralansprüche stellen kann als an andere oder gar an die Politik, dann ist das in Ordnung. Ich finde es dann zwar immer noch falsch, aber kann die Sichtweise nachvollziehen und akzeptieren. Dann kann man mit dem Flughafen Doha kooperieren, sein Trainingslager in Katar oder Dubai abhalten, sich an Gazprom als Hauptsponsor binden oder auch von Under Armour ausrüsten lassen.
Fußball ist ein radikalkapitalistisches Geschäft und wer die Ablösen, Gehälter und Inszenierungen akzeptiert und in diesem Umfeld für "sein" Team sportlichen Erfolg will, muss dann vielleicht auch solche Geschäftsbeziehungen hinnehmen. So weit, so schlecht, aber möglicherweise ebenauch so notwendig oder unausweichbar.
Aber: die Vereine sollen sich doch
bitte nicht hinstellen und verlautbaren lassen, dass man die Kooperation und seine Kontakte in Katar ja natürlich auch nutze, um die Menschenrechtssituation vor Ort zu erörtern, dass andere Trainingsorte als Dubai aus ethischen Gründen nicht in Frage gekommen wären, dass man ja bei Treffen mit Putin regelmäßig die humanitäre Weltlage diskutiere oder sich wegen der eigenen Grundhaltung nicht für Imagekampagnen der Springerpresse instrumentalisieren lasse.
Das ist alles ganz großer und verlogener Schei*dreck und das nervt mich. Den Turbokapitalismus im Sport kann ich hinnehmen, als Konsument unterstütze ich ihn ja schließlich auch ganz ordentlich, da muss man sich selbst und sein eigenes Verhalten auch nicht besser machen, als man ist (ich boykottiere ja auch bei Weitem nicht alles, was man eigentlich boykottieren müsste und auch locker könnte). Aber ich lasse mich ungern verarschen, auf so plumpe Weise schon gleich gar nicht.