So ... nun hab ich das Rennen auch endlich fertig gesehen.
Sehr schöne Strecke. Durchaus anspruchsvoll. Die Fahrer mussten sich da ganz schön reinfuchsen wo die Bremspunkte sind usw...
Recht unterhaltsam auch, wie die Soft-Reifen am Start glänzten und die härteren Mischungen später deutlich flotter waren.
Ich würde gerne weitere Rennen in Portimao sehen.
1. Hamilton
Starkes Rennen. Hat sich nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen lassen, als er am Anfang weniger Grip hatte und Sainz und Bottas an ihm vorbei flogen. Beinahe wäre auch Verstappen vorbei gegangen.
Verdienter Sieg, keine Frage
2. Bottas
Sah anfangs recht gut für ihn aus ... hätte nicht gedacht, dass Bottas in Portimao gut mithalten kann (schon in den freien Trainings), ihm liegen ja sonst eher die flachen Strecken ... und weniger die mit vielen Höhenmetern.
Wenn ich das richtig mitgekriegt hab, fehlte ihm später der Grip auf der Hinterachse. Hamilton bekam es besser hin die Vorder- und Hinterreifen ins Temperaturfenster zu bekommen und dort zu halten. Auf den harten Reifen hatte er dann große Mühe, nicht zu sehr durch die Gegend zu rutschen.
3. Verstappen
Manch andere Piloten waren am Anfang schneller ... doch Verstappen konnte die Soft-Reifen länger "konservieren". Die abweichende Strategie nützte ihm aber wenig. Zumal er auch auf neuen Mediums nicht den Speed von Hamilton auf alten Mediums hatte.
Ansonsten fiel Verstappen eher durch einen sehr breiten Boliden auf. Das Missverständnis mit Stroll, die Kollision mit Perez ... und wie er in der zweiten Runde Räikkönen - der versuchte Verstappen zu überholen - ziemlich weit nach draußen drückte. Das war schon nicht ohne...
Verstappen fährt ... temperamentvoll.
4. Leclerc
Sehr solides, recht einsames Rennen. Leclerc lässt den Ferrari wie die vierte Kraft wirken. Im Gegensatz zum Eifel-Grand-Prix ist Leclerc diesmal nicht derjenige, der das Feld aufhält, diesmal bestätigt er die Pace aus dem Qualifying.
5. Gasly
Sehr starkes Rennen. Hat sich früh an Ricciardo und den McLaren vorbei gearbeitet. War einer der wenigen, welche auf den C3-Reifen noch lange richtig gute Rundenzeiten fahren konnten. Seine Pace im ersten Stint hatten sonst fast nur die C2-bereiften ... und Verstappen. Viele andere auf C3 fielen schnell zurück (Sainz, Räikkönen....).
Dass Ricciardos Undercut ihn wieder hinter diesen warf, hielt ihn eine ganze Weile auf (gut 15 Runden), aber mehr als der 5te Platz wäre auch nicht dringewesen, wenn er vor Ricciardo rausgekommen wäre.
Dass er nächste Saison im Alpha Tauri sitzen wird ist klar. Warum auch nicht? Der (derzeitige) Red Bull liegt ihm nicht und er holt aus dem AT vermutlich das Maximum raus. Das befeuert natürlich Gerüchte um einen Wechsel zu Renault .... je nach dem, wie dort das Teamduell zwischen Alonso und Ocon ausgeht...
6. Sainz
Überraschte am Start. Sainz war da mit viel Grip unterwegs und flitzte davon. Aber schon bald gaben seine Reifen nach. Die Piloten mit C2 (Bottas, Hamilton, Leclerc) schnappten ihn locker und auch Verstappen und Gasly waren da schneller.
Danach folgte er Gasly quasi auf Schritt und Tritt ... nur Räikkönen musste er einmal mehr überholen.
7. Perez
Unglücklicher Start. Eigentlich hatte er Verstappen genug Platz gelassen ... eigentlich hatte auch Verstappen ihm da genug Platz gelassen. Es schien so als hätte Verstappen überhaupt nicht mit Perez in dem Moment gerechnet. Er selbst fuhr die Kurve (nachdem Bottas ihn vorher etwas rausdrängte) deutlich spitzer an und war da ganz schön am untersteuern. Perez war der leidtragende ... aber es war auch nicht so, als wäre es ein grober Fehler von Verstappen gewesen.
Perez wechselte nach der Kollision auf C2-Reifen und fuhr damit ähnliche Rundenzeiten wie die Spitze des Feldes.
Danach arbeitete er sich durch das Feld, schnappte die Haas, die Williams, Giovinazzi und gewann einige Plätze durch Boxenstops anderer. Schließlich holte er gar Ocon ein, der auf C2 gestartet war und lange Zeit ziemlich freie Fahrt hatte.
Perez war so schnell, dass er vor dessen Boxenstop gut 10 Sekunden hinter Ricciardo lag. Obgleich Ricciardo dann frischere C2-Reifen und relativ freie Fahrt hatte, fuhr Perez immer mehr Zeit auf ihn raus, so dass er nach seinem Boxenstop vor Gasly/Ricciardo landete.
Allerdings wechselte er dann nochmal auf C3 anstatt nochmal C2 oder C1. Die Soft-Reifen machten dann nach 10 Runden langsam schlapp und Perez wurde wieder eingeholt.
8. Ocon
Der Start auf C2 erwies sich bei Ocon als sehr gut. Nachdem Norris und Stroll sich verabschiedet hatten, hatte er eine recht ruhig Fahrt und konnte den Abstand auf die Piloten mit frischeren C2-Reifen (Ricciardo, Sainz, Gasly) langsam aber allmählich vergrößern.
In der engen Gruppe (von Platz 5 bis 11) hatte er im Prinzip die beste Bereifung (frische C3), aber diese konnte er nicht mehr groß für Überholmanöver nutzen.
9. Ricciardo
Ebenso wie Räikkönen, Sainz und Norris wurde Ricciardo mit den C3-Reifen durchgereicht. Wie gesagt ... nur Verstappen und Gasly waren da ähnlich flott wie die C2-bereiften. Der frühe Stop ließ schon fast eine 2-Stop-Strategie vermuten ... die hätte sich jedoch nicht ausgezahlt.
Auf den frischen C2 fehlte Ricciardo jedoch auch der Speed, um da Zeit rauszufahren ... so dass Perez und Ocon der Overcut gegen ihn gelang und er Gasly nicht ewig hinter sich halten konnte.
10. Vettel
Vor dieser Saison war Vettel nie als 10ter ins Ziel gekommen ... diese Saison sammelt er zehnte Plätze.
Vettel gibt freimütig zu, dass Leclerc derzeit auf einem anderen Level fährt als er. Ist er alt geworden? Liegt ihm der Ferrari nicht? Oder war Leclerc schon immer viel besser und Vettel hat schon früher nicht das Potential des Ferrari ganz abgerufen? Wie schlecht wäre dann Räikkönen in den gemeinsamen Jahren gewesen?
Wie auch immer. Vettels Rennen war eigentlich garnicht mal so übel. Nach und nach arbeitete er sich an Grosjean, Giovinazzi und Russell vorbei, bis er schließlich Ocon eingeholt hatte.
Ebenso wie Kwjat, Latifi und Giovinazzi wurde Vettel recht früh reingeholt, um auf C1 zu wechseln.
Doch während Ocon auf älteren C2 freie Fahrt hatte, schloss Vettel hinten auf Albon auf ... und in der Gruppe hatten alle ihm entweder dirty air zu bieten oder waren selbst mit DRS unterwegs.
Vettels Rennspeed war ok ... eigentlich besser als jener der Renault. Aber sein Qualifying-Ergebnis brachte ihm einen Zeitrückstand am Anfang ein und Ocon hatte einfach die bessere Strategie.
11. Räikkönen
Sensationeller Start. Räikkönen ließ die ganzen Piloten auf C2 - die noch nach Grip suchten - einfach stehen. Auch Gasly und Ricciardo - die auch auf C3 starteten - kamen da nicht mit. Beinahe hätte er noch Verstappen kassiert.
Doch ebenso wie die McLaren währte auch bei Räikkönen die Freude nur kurz. So dass er als erstes zu einem planmäßigen Boxenstop kam.
Den Rest des Rennens konnte er den Speed von Ricciardo mitgehen, was man bei Sauber die letzten Rennwochenenden eher selten gesehen hat. Das geht durchaus als Erfolg durch. Sainz und Vettel konnte er aber nicht hinter sich halten und am Ende brachen dann so langsam seine Reifen ein.
12. Albon
Enttäuschend. Wieder einmal hat Albon einen mäßigen Start gehabt und einige Plätze verloren. Manch C3-bereifte Piloten rasten am Start davon (Sainz, Räikkönen, Norris...), manche konnten die C3 eine längere Weile nutzen (Verstappen, Gasly). Bei Albon klappte beides nicht. Er war am Anfang langsamer als die C2-Piloten die mit kalten Reifen Grip suchten ... und er war in der Folge langsamer, als ihm die C2-Konkurrenten (Stroll, Ocon) davon zogen.
Im Gegensatz zu Sainz kam er an Räikkönen nicht vorbei ... mit dem 11ten Platz wollte man sich bei Red Bull aber auch nicht zufrieden geben. Also holte man Albon nochmal rein und schickte ihn auf C3 raus.
Er war dann zwar schneller als die Perez-Gruppe - die er gerade verlassen hatte - aber der Abstand war zu groß, um diese nochmal einzuholen.
Wer sich Räikkönens Start aus der Cockpit-Perspektive angeschaut hat, der kann sich auch den von Albon ansehen ... ein Trauerspiel ... und Basis für ein verbocktes Rennen.
Albon mag im Red Bull nicht schlechter sein als Gasly vor ihm ... aber Albons Problem ist einfach, dass Teams wie Renault und McLaren den Abstand auf Red Bull verkleinert haben. Wenn man dann nicht das Maximum abrufen kann, dann steckt man schnell im Mittelfeld.
Schwer vorstellbar, dass Albon nächste Saison neben Versappen Platz nimmt ... und was wenn nicht? Dann müsste er wohl abwarten, ob Tsunoda genug Superlizenz-Punkte holt oder nicht.
13. Norris
Norris hatte - wie Sainz - einen starken Start, der ihn vor Verstappen brachte. Aber wie sein Teamkollege wurde er bald durchgereicht. Verstappen, Gasly und die C2-bereiften (Leclerc, Stroll) waren schneller. Da er nach der Kollision mit Stroll recht früh reinkam, entschied man sich bei McLaren ihn auf C1 raus zu schicken. Doch der Speed war nicht da. Vettel und Albon - die dann zeitweise ein paar Sekunden vor ihm lagen - waren deutlich flotter. Die C1 kamen bei Norris nicht gut an.
Norris setzte dann später nochmal auf die C2-Reifen. Nun war er deutlich schneller als die Perez-Gruppe ... etwa ähnlich schnell wie Albon. Aber er hatte noch einige Piloten zu überholen. Da reichte es dann nurnoch für den 13ten Rang.
14. Russell
Russell war etwas länger auf den C2-Reifen unterwegs als andere Piloten, die danach auf C1 wechselten. Er hatte aber nicht den Speed von Vettel oder Ocon. Doch das hintere Mittelfeld (Latifi, Giovinazzi, die Haas) ... die hatte er im Griff.
15. Giovinazzi
Der Undercut brachte ihn kurzzeitig an Russell vorbei, aber er konnte diesen nicht dauerhaft hinter sich halten.
Giovinazzi lag nur 5 Sekunden hinter seinem Teamkollegen, als dieser in die Box kam ... doch während Kimi dann mit seinen C2-Reifen recht freie Bahn hatte, war Giovinaazi mit Perez, Russell und Kwjat beschäftigt. Auf den C1-Reifen wuchs Giovinazzis Abstand auf Vettel deutlich. Während Vettel mit den C1 die Gruppe vor sich unter Druch setzte, ging es für Giovinazzi - ähnlich wie für Norris - mit den C1 nicht so gut voran. Er hielt Russell, Grosjean und Kwjat auf. Aber nur Russell kam vorbei.
16. Grosjean
Nun, da er weiß, dass er nächste Saison nicht im Haas sitzen wird, spricht Grosjean offen darüber, dass der Haas seiner Ansicht nach der langsamste Bolide im Feld ist.
In Portimao könnte das auch gestimmt haben.
eine Zeit lang behakte er sich mit Vettel und Kwjat ... nach den Boxenstops kam er wieder vor Kwjat raus.
Danach verbrachte er viel Zeit direkt hinter Giovinazzi, bis Kwjat nochmal an ihm vorbei ging ... und dann doch wieder in die Box verschwand.
17. Magnussen
Mal ein Grand Prix, bei dem Magnussen nicht viele Positionen am Start gewinnt. Liegt vielleicht daran, dass er mit der härtesten Mischung gestartet ist. Schon bald fuhr er damit hinterher.
Aber auch als er dann auf C2 unterwegs war, gelang es ihm erst den Rückstand auf Grosjean zu verkürzen, als dieser zunehmend von Giovianazzi aufgehalten wurde.
Den Rennspeed von Grosjean hatte er nicht.
18. Latifi
Latifi konnte Magnussen nicht allzu lange hinter sich halten. Durch seinen Undercut lag er nochmal kurz vor dem Haas, wurde aber erneut kassiert. Russell war auch diesmal deutlich schneller. Aber wie auch bei Stroll und Perez entscheidet nicht unbedingt die Qualität darüber, wer womöglich das Team verlassen muss.
19. Kwjat
Kwjat hatte in der ersten Runde große Mühe. Seine C2 waren kalt und er rutschte wie wild über die Piste. Andere Piloten flogen regelrecht an ihm vorbei. Er mühte sich erstmal, bis er wieder an Latifi und die Haas heran kam. Nachdem er seine Reifen auf Temperatur hatte überholte er die 3, blieb dann aber an Giovinazzi hängen, so dass Grosjean ihn wieder einholte.
Nach den Boxenstops überholte er Grosjean nochmal ... und hing dann wieder hinter Russell und Giovinazzi.
Ähnlich wie bei Albon überlegte man sich bei den anderen Bullen auch nochmal einen späten Boxenstop auf C3 einzulegen ... was ziemlich wenig brachte.
DNF. Stroll
Nach dem Rennen in Monza war Stroll (tatsächlich) vierter in der WM-Wertung. Er glänzte quasi mehr als in den Vorjahren ... vielleicht auch dank der zwei Rennwochenenden bei denen Perez fehlte. Seitdem gab es für Stroll keine Punkte mehr. Nun ist er 11ter.
Mal wars unglücklich (Plattfuß in Mugello), mal nicht seine Schuld (weggerumpelt von Leclerc in Sotschi), mal ists fraglich (Coronavirus-Infektion statt Eifel-Rennen). Diesmal gehts auf seine Kappe.
Nachdem Norris in den Runden zuvor schon auf der Innenbahn verteidigte, legte Stroll sich in der 17ten Runde mehr oder weniger früh auf einen Angriff außen fest.
Wer einen Überholversuch startet, der sollte jedoch seinem Gegner auch genug Platz lassen. Stroll zog in die erste Kurve rein, als wäre Norris nicht da. Bei der Kollision mit Verstappen im freien Training war das was anderes ... Verstappen war der angreifende und Stroll hatte nicht mit ihm gerechnet.
Bei Norris hätte er jedoch wissen müssen, dass dieser noch da ist.
Die Kollision warf Stroll weit zurück und mit dem angeschlagenen Unterboden und den C1-Reifen ging es auch nicht nach vorne. Später wechselte er nochmal auf C3, aber man gab das Rennen dann doch lieber auf.
Perez und Hülkenberg kommen bei jedem Rennen bei dem sie starten diese Saison in die Punkte ... aber im Gegensatz zu ihnen braucht sich Stroll keinerlei Gedanken machen, ob er in Zukunft ein F1-Cockpit hat.