Ich finde manchmal wird mit diesem "Umbruch" etwas übertrieben. Neu sind Sportdirektor, einige Scouts und eine handvoll Spieler. Der Trainer war schon die ganze letzte Saison im Stab, und auch der Großteil des Kaders ist geblieben. Weder wurde die halbe Mannschaft ausgetauscht noch hat sich auf einmal alles verändert. Genaugenommen sind die Änderungen im sportlichen Bereich nicht größer als bei allen anderen Bundesligateams auch. Das Oenning es bei dieser Ausgangslage schafft den Laden voll an die Wand zu fahren ist ein Kunststück.
Naja, etwas mehr waren es dann schon: 10 Abgänge, 8 Zugänge. Bei den Abgängen waren Rost, Demel (ist ja auch quasi weg), Mathijsen, RvN, Trochowski, Ze Roberto, Pitroipa lange Zeit Stammspieler und hatten zusammen ca 250 Länderspiele, 1700 Erstligaspiele und ca 500 Europapokalspiele, dazu die Teilnahmen an einem Dutzend Welt- und Europameisterschaften.
Die Neuen dagegen haben zusammen 20 LS, zu acht keine 200 Erstligaspiele und sind im Schnitt 21,2 Jahre alt. Das ist schon ein harter Schnitt. Dazu kommt, dass ja nicht nur Sportdirektor und Scouts, sondern auch der komplette Vorstand neu ist - und Oenning zwar im Stab, aber eben nicht Chef war.
Natürlich kann und muss man kritisieren, dass Oenning ständig das System wechselt, was wohl nicht unbedingt zur Sicherheit beiträgt. Auch Arnesens Chelseatransfermonogamie ist fragwürdig.
Aber der Weg an sich muss doch so gegangen werden, die Gehaltsstruktur musste doch
zwingend verändert werden, zu alt und voller Egos war der Kader auch. So ein Umbruch wäre mit einem renommierten Toptrainer doch gar nicht machbar gewesen - das hätte sich doch
niemand mit Rang und Namen in einer Medienstadt wie Hamburg mit einer onehin stets unzufriedenen Anhängerschaft, den aggressiven einflusssüchtigen Supportern und einem seit eh und je selbstgefälligen und mediengeilen Aufsichtsrat angetan.
Jahrelang erzählen alle von Umbruch und jungen Spielern, aber nur mit der Verpflichtung dieser ist man nicht gleich Borussia Dortmund. Das dauert und erfordert Geduld und Demut des Umfelds und harte, gute Arbeit der Verantwortlichen. Die gute Arbeit sehe ich (noc) nicht, die harte setzte ich mal voraus - aber da ist es nach 3 Spielen auch viel zu früh, um ein Urteil abzugeben. Die Geduld im Umfeld (auch und gerade bei den Fans) sehe ich aber nicht im Mindesten.
Der Schnitt ist finanziell und konzeptionell lange überfällig, das ist nicht die Schuld Oennings oder Arnesens, sondern der Vorgänger, die jahrelang notwendige
kleine Schritte verweigert haben. Jetzt muss halt der große gemacht werden, zumindest eine reelle Chance, diesen zu gehen, sollte man der neuen leitung schon geben. Sonst wird der definitive Absturz des HSV aufgeschoben, aber in seiner Endgültigkeit extrem erhöht.
Vielleciht sind A und O nicht die Richtigen, aber eine echte Chance haben sie verdient.Die letzten beiden Jahre sollten eigentlich auch deutlich gemacht haben, dass man gar nicht soooo gut damit fährt, wenn die Anhängerschaft vom ersten Spieltag an den neuen Trainer mobbt.