Mich interessiert dabei ja auch reichlich wenig, ob sich jemand als Deutscher, Franzose, Schweizer oder Kroate fühlt - wichtig ist mir da nur, dass man je nach Land die Gesetze befolgt und wenn man vorhat, in diesem zu leben, auch die Sprache so gut wie möglich erlernt. Diese Hürde wurde ja offensichtlich in deiner Familie schon lange genommen, und wie sehr deine Kinder - sofern sie in der Schweiz aufwachsen werden - sich dann als Schweizer, Kroaten oder je nach Entwicklung gar nur als Europäer fühlen werden, wer weiß?
Ich bringe jetzt nochmal Boston als Beispiel: Auch dort feierten die Italoamerikaner den WM-Sieg Italiens 2006 (und dabei weiß ich leider nicht, wie sie sich verhalten haben, als es in der Vorrunde zur Partie USA-Italien kam - ich war nicht zu der Zeit dort), aber wenn ich dort durchs North End gegangen bin, das eindeutig italienisch geprägt ist, haben dort trotzdem alle Englisch gesprochen. Eine Verbundenheit zur Heimat der Ahnen und Integration in die neue Heimat müssen sich also nicht zwangsläufig im Weg stehen. Ich empfinde es hier dann aber als etwas befremdlich, wenn man angesichts der großen Zahl von türkischstämmigen Einwanderern in Deutschland entsprechend oft auf Menschen trifft, die anscheinend selbst in der dritten Generation besagte Hürde immer noch nicht voll genommen haben, und das verträgt sich nicht mit der Logik, die ich eigentlich hinter der Immigration sehe: Man ist ja normalerweise in ein anderes Land gezogen, um bessere Lebensbedingungen zu haben, und hier ist es einfach unumgänglich, die Sprache ordentlich zu lernen. Wenn das bei einer Familie selbst nach mehreren Jahrzehnten noch nicht geschafft wurde, dann läuft doch so einiges falsch, und wer sich damit zum Außenseiter macht, wird sich wohl nur schwer mit der Mehrheit der anderen Bewohner des Landes verbunden fühlen.
vaselos, aus deinem Link:
Das ist doch eindeutig eine Anpassung, an der selbst die Ablehnung durch andere Völker in den USA nicht viel ändern konnte.
Ich kann an dieser Stelle zu wenig dazu sagen, wie es beim Schnitt der türkischstämmigen Migranten in Deutschland aussieht, denn das weiß ich einfach nicht. Es wird allerdings in der Presse ab und zu behauptet, dass ein Teil der dritten Generation wenig integriert ist (und das mache ich wie schon mehrfach gesagt vor allem an der Sprache fest, denn ohne die geht es überhaupt nicht. Wer sich nicht verständigen kann, ist und bleibt automatisch ein Fremdkörper), und ich kenne dabei auch zu wenige Türken, um beurteilen zu können, was tatsächlich typisch ist. Bei den wenigen kenne ich immerhin die ganze Palette von der Uniabsolventin, der man es nur etwas am Äußeren anmerkt (aber könnte daher auch sonst eine südeuropäische Abstammung sein), weil sie perfektes Deutsch spricht und zumindest außerhalb der eigenen vier Wände "westlich" lebt, bis hin zum radebrechenden Gemüsehändler, der offensichtlich einen Kunden, der nicht türkisch spricht, nicht gewohnt zu sein scheint. Wenn letztgenannter tatsächlich jemand aus einer fortgeschrittenen Generation in Deutschland sein soll, stimmt etwas nicht.
Die Altintops können schon dadurch nicht mehr "typisch türkisch" sein, weil ihre Mutter Wert darauf drängte, dass sie Abitur machen. Daran sieht man zumindest schon mal eine Anpassung ans Bildungswesen. Alleine dieser Punkt ist ja schon sehr zielführend, denn er erfordert ja die Sprache des Landes, in dem sie leben, und hält einem die beruflichen Möglichkeiten offen (und ich will hier an der Stelle nicht leugnen, dass es dort Türken weitaus schwerer haben als Deutsche, aber wer erst gar nicht den Weg einschlägt, hat von vornherein weniger Chancen). Wie ihre Kinder aber mal sein werden, liegt wiederum nur an ihnen. Ich denke angesichts
ihrer gezeigten Einstellung, dass sie sich wohl nicht Frauen aus dem hinteren Anatolien suchen werden, um dann so "traditionell türkisch" zu leben, wie es nur geht.
Und bei den Interessen, die du hier im Forum zeigst, unterscheidest du dich auch viel zu wenig von den anderen Usern, um in irgendeiner Weise als "typisch" zu gelten, rÖsHti. Ich wäre jedenfalls nie auf die Idee gekommen, dich als den Türkenprototypen zu nehmen, um den es in den ewigen Diskussionen immer geht. Ich kann mir gar gut vorstellen, wie ätzend es sein muss, sich immer wieder mit angegriffen zu fühlen, aber von meiner Seite aus geht es nicht um deinesgleichen. Ich kritisiere nur diejenigen, die sich in einem Land, in dem die Mehrheit eine andere Sprache spricht und nach anderen Sitten lebt, weigern, diese Sprache zu erlernen und sich an die dort geltenden Sitten (Gesetze) zu halten.
Jetzt kann es auch gerne wieder um Özil gehen.