Vogts hatte wohl vor allem das Pech, dass er im Vergleich zum Dummzeug dahinsabbelnden, aber als Kaiser verehrten Beckenbauer einfach in der Öffentlichkeit schlecht herüber kam. Dazu waren die Ansprüche nach der WM 1990 gestiegen - da wollte man nicht nur Erfolge vom Abschneiden her, sondern auch noch begeisternde, schöne Spiele. Als ob es die unter Beckenbauer ständig gegeben hätte (die WM 1986 zählt mit dem Finaleinzug als Erfolg, aber was war das bitteschön bis zum Halbfinale für ein Gerumpel?), der dazu seinem Nachfolger auch noch den Bärendienst erwies, ihm die vermeintliche Unschlagbarkeit aufzuerlegen.
Ich selbst hab mich auch schwer getan mit Vogts' ständiger Strategie (Räume zustellen, den Gegner athletisch besiegen und dann in der letzten Viertelstunde irgendwie eine Schwäche ausnutzen), aber man sollte nicht so tun, als ob die Nationalmannschaft sonst immer so spielstark war wie 1972 oder 2014. Wenn Deutschland das Spiel machen musste, sah das schon oft hässlich aus.
Die Spiele gegen Bulgarien 1994 und Kroatien 1998 waren wohl auch schon Anzeichen, dass angeblich kleinere Mannschaften im Weltfußball aufgeholt hatten und Schwächen auszunutzen wussten (vor allem 1998, als Deutschland 50 Minuten in Unterzahl spielen musste). Das Spiel 1994 war seltsam: Die Spieler schienen mir zu überheblich zu werden und vergaßen den Sack zuzumachen.
Bei Löw schien mir das lange Zeit genau das Gegenteil: Lange Zeit der Hurra-Fußball (da begann sich die eben auch von Vogts mit angestoßene Jugendarbeit auszuzahlen) mit oft guten Offensivideen, aber teils horrenden Schwächen, die taktisch versiertere Mannschaften ausnutzten. Da muss man in der Tat sagen, dass Löw dies inzwischen anders angeht. Ob jetzt selbst darauf gekommen oder dank seiner Co-Trainer und Berater ist dabei auch egal (hier nochmal ein Verweis auf Scholl: Bezeichnend, wenn er dadurch zu verstehen gibt, dass er als Trainer anscheinend alles alleine regeln will und eine vermeintlich klare Linie über die Intelligenz mehrerer stellt).
Ansonsten bleibt mir noch die Feststellung, dass die Querverweise sowieso spätestens daran scheitern, dass eben nicht immer die gleichen Spieler zur Verfügung stehen und vor allem auch die Gegner nicht immer gleich sind.