Kürzlich gelesene Literatur - Sachliteratur


vinz

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Gerade Le Bons Buch kann man u. a. leicht als ein Plädoyer für Rassismus und als ein Angriff auf die Demokratie verstehen. Als ein Fan der Demokratie bin ich daher nicht so auf das Buch erpicht; deshalb habe ich es auch nicht gelesen, sondern nur darüber gelesen.

Bestimmt sind seine Thesen teilweise richtig, wertvoll und spannend sowieso - nicht umsonst hat sich auch Freud intensiv mit ihnen beschäftigt. Doch eine Spaltung in "Wir" und "Die" bzw. "Elite" und "Masse" ist mMn immer problematisch, da es leicht zu Missbrauch kommen kann.

Klar, Empirie mag eine Illusion von Objektivität sein (siehe z. B. die letzten Bundestagswahlen und die vorherigen Prognosen), doch gibt es keine geeignetere Möglichkeit sich der sozialen Wirklichkeit anzunähern. Sich hinter dicken Mauern zu verkriechen, dient sicherlich nicht dazu, objektiv zu sein.

Im Buch wird keine Spaltung in Elite und Masse vorgenommen, ich kann dir nur empfehlen es selber zu lesen, ähnlich wie bei Darwin scheinen auch hier einige Unwahrheiten und Gerüchte im Umlauf zu sein.
Das Le Bon antidemokratisch eingestellt ist, ist definitiv richtig, folgert auch mehr oder weniger aus seinen Thesen, wie gesagt, selbst wenn du Demokrat bist, könnte dich das Buch sehr interessieren, ein Aufruf zu Rassismus oder Diskreminierung ist es jedenfalls keinesfalls.

Würd mich freuen, wenn du über das Zen Buch berichtest, wenn dus durchhast, das interessiert mich.
 

Who

Bankspieler
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Ben Kiernan - Erde und Blut

Untertitel : Völkermord und Vernichtung von der Antike bis heute

Und genau das ist es, eine umfassende und doch nach allgemeinen Mapstäben annähernd vollständige Abhandlung zu diesem Thema. Definitiv keine leichte Kost und ich hätte das bestimmt nicht am Stück durchlesen können und habe es vielmehr in mehreren Etappen gelesen, immer wieder unterbrochen von Unterhaltungsliteratur (siehe anderes Topic ;) ) und co. Mag nicht die ideale Methode sein, aber für mich nicht anders zu machen angesichts der beschriebenen Ereignisse und auch des Umfangs (ca. 900 seiten), wobei der da echt zweitrangig war ... Der Autor schreibt auch für ein Sachbuch flüssig und die Aufteilung ist sehr gelungen und ermöglicht einen guten Wiedereinstieg, wichtig für mich gerade bei derartigen Themen...

Ein absolut wichtiges Buch. Leider mit einem entsprechenden Preis von knapp 50 Euro definitiv ein Leihbuch (rettet die Bibliotheken, sichert meinen Arbeitsplatz ! Danke.) wenn man sich nicht gerade zufällig mit dem Theman beschäftigt zwecks studium o.ä.
 

emkaes

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Kempowski: Echolot/Barbarossa

Ist das eigentlich noch "Sachliteratur"? Auf jeden Fall eine großartige Collage. Unglaublich facettenreich und macht seine Zeit anschaulicher, als jedes andere Buch das ich bisher zum Thema gelesen hab.

Ich werde die gesamte "Reihe" lesen, auch wenn das ein bisschen dauern kann, aufgrund finanzieller und zeitlich - begrenzter Ressourcen.

10/10

Münkler/Imperien:

Münkler ist einer der innovativen Geschichts -und Politikwissenschaftler. Kreativ in seinen Fragestellungen und manchmal unkonventionell in der Wahl seiner Blickwinkel. Die Untersuchung zu den Imperien rückt einen ziemlich marginalisierten Forschungsstrang in den Mittelpunkt und schließt teilweise an marxistische Vorstellungen (Wallerstein) und die französische Geschichtswissenschaft (longue durees) an. Wer hier allerdings eine Evaluierung von Imperien oder wirklich stringente Analysen mit klaren Definitionen sucht, wird enttäuscht. Münkler sichtet die Imperiumsverwandte Literatur und macht vorsichtige Schritte. Seine Definitionen sind alles andere als trennscharf, was angesichts seiner "Pionierarbeit" aber auch nicht anders zu erwarten ist. Darunter leidet dann natürlich seine Abarbeitung an den empirisch festgestellten Imperien. Dennoch hat grade seine holistische Betrachtung (Adlerperspektive) einige interessante Einblicke zu bieten.

Ein gesondertes Lob muss ich dann noch für die Bibliographie aussprechen. Das ist ein guter Anknüpfungspunkt, von dem aus sich die individuelle Beschäftigung mit einzelnen imperialen Gebilden gut fortsetzen lässt.

7,5/10

@who: Wird gemacht! Interessantes Buch, das sich sicher Anknüpfungspunkte zu Münklers "Imperium" bietet.
 

Cânhamo

Von uns geschieden im Jahr 2015
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„Die »Löwen« unterm Hakenkreuz"

„Die »Löwen« unterm Hakenkreuz" von Anton Löffelmeier, Historiker am Münchner Stadtarchiv (Verlag: Die Werkstatt)

Sehr interessant.
Die 60ger sind zwar soviel ich weiß nicht der erste deutsche Verein, der sich kritisch, mit der NS-Zeit auseinandersetzt ( Hertha und Kaiserslautern haben dies z.B. auch getan).
Aber der Mut sollte auf jeden Fall gewürdigt werden, da selbstkritisch gezeigt wird, was die Löwen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 so alles im Sinne der NS-Machthaber taten und wie es dazu kam. Gut auch, daß Namen genannt werden.(1860 ist ja nicht nur Fussball, sondern der Verein hat auch noch andere Abteilungen).
Dennoch habe ich mit den Recherchen des Herrn Löffelmeier zumindest im Falle des Schwergewichtsboxers Ludwig Haymann Probleme.
Ich erfuhr zwar erst durch diesses Buch, daß Haymann -immerhin Sportredakteur beim "Völkischen Beobachter" - in der NS-Zeit auch verfolgten Juden half, z.B. dem Komponisten Sergej Sax.
Aber Löffelmeier schreibt nicht, dass nach dem 2. Weltkrieg Haymann zum Gegner des Boxsports mutierte ( OK, das hat ja auch nicht unbedingt mit dem Buchthema zu tun, aber wenn man auch die Nachkriegszeit Haymanns schildert, sollte dies vielleicht doch erwähnt werden). Vor allem sind die Recherchen jedoch recht dürftig, was den Kampfrekord Haymanns betrifft, insbesondere seine (misslungene) Amerikatournee, ein Knackpunkt seiner Lebensgeschichte. Löffelmeier schreibt, dass Haymann in Übersee 6 Kämpfe bestritten hätte (wovon er 3 gewonnen habe und die anderen 3 alle vorzeitig verloren hätte). In Wirklichkeit bestritt er jedoch fast doppelt soviele Kämpfe (11) in den USA mit (Quelle http://www.boxrec.com) mit nur 2 Siegen (beide im August 1929), einem Unentschieden, einem "Non Contest" und 7 Niederlagen (davon allerdings auch 2 durch Punktwertung).
Nun gut, das ist eher ein kleines Detail, das aber bei dem Dokumentalisten, der ich bin,einen faden Geschmack hinterlässt.
Deshalb dann auch bloß 8/10 anstatt 9/10.
 

vinz

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Sigmund Freud und seine Zeit Anette Meyhöfer

700 Seite Biografie Sigmund Freuds, mit vielen Briefen und Anekdoten von ihm und seinen Mitmenschen.
Angenehm geschrieben, außerdem versucht dieses Buch nicht, Freud zu einem Über-Menschen zu stilisieren, sondern zeigt auch grade die menschlichen Seiten Freuds auf, ohne ihm seine großartige Leistung abzusprechen.
Alles in allem eine gute bis sehr Gute Biografie, mit der man in Sachen Freud nicht falsch liegen kann.

9/10
 

mescalero

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Lese gerade:

" Lisl Rizy / Willi Weinert:
Österreichische Remigration aus der Sowjetunion - Ein Beitrag zur Opferdiskussion


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Aus dem Inhalt: Anmerkungen zum Opferbegriff / Die "Blaue Kartei" - Quelle zur Remigration / Zu den Arbeiten über österreichische Opfer / Auslieferung oder Ausweisung? / Ausweisungen aus Österreich, der Schweiz und Frankreich / "Auslieferungen" durch die Sowjetunion? / "Auslieferungen" als Folge des "Stalin-Hitler-Paktes"? / Von der Lubjanka ins KZ? - Wie viele wurden von den Nazis ermordet? / "Weiteres Schicksal unbekannt" - Von "Ungenauigkeiten" und Verfälschungen / Sie kamen aus der Sowjetunion und kämpften gegen die Nazis / Dubiose "Augenzeugen" - Im Dienste der Nazi-Nachrichtenagentur / Die Legende über Franz Koritschoners Auslieferung - weder "Morgengabe" noch "Geschenk" / Die Legende von den 16 ZK-Mitgliedern, die "Opfer des Stalinismus" geworden sind / Wahr ist vielmehr ... / Resümee / Statistische Betrachtungen / Lebensläufe von Personen, die in die Sowjetunion fuhren und vor 1945 nach Österreich zurückkehrten oder diese verließen / Liste von RückkehrerInnen nach 1945 / Liste österreichischer EmigrantInnen, in der Sowjetunion / Zu Lebensläufen von und über EmigrantInnen / Bemühungen der KPÖ-Führung für EmigrantInnen / Geografisches Register / Namensregister."

Ist aus eher "stalinistischer" Sicht geschrieben. :saint:
 

tal

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Albrecht Müller - Meinungsmache

Müller zeigt, wie wichtige Entscheidungen in Deutschland nicht auf demokratischem Weg zustande kommen, sondern von einem kleinen Zirkel aus Wirtschaft, Medien und Politik getroffen werden, der ausschliesslich auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.

Das Volk wird dabei nicht gefragt, sondern mithilfe massiver Meinungbildungsmacht auf Linie gebracht, meistens mit Erfolg. In vielen Punkten weist Müller nach, wie gesteuerte Meinungsmache neoliberale Positionen fest in den Köpfen der Bürger verankert hat, obwohl sie nachweislich falsch sind. Ein erhellendes Buch, sehr zu empfehlen.

Edit: Dazu zwei Interviews mit dem Autor:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,644223,00.html

http://www.freitag.de/politik/0935-spd-wahlkampf-sozialdemokraten
 
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emkaes

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an der Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass der Autor lange Jahre im "Vorwärts" Kolumnist war. Ich halte nichts vom Schimpfen auf die "pöhsen Medien", die uns allen neoliberalen Quatsch verkaufen/aufzwingen würden.

Es gibt gerade heute eher mehr Möglichkeiten zur alternativen Informierung als früher. Außerdem frage ich mich, was die SPD mit ihren möglichen Potentialen in der Meinungsbildungsmacht dann anstellt.

Mir drängt sich an dieser Stelle immer der unschöne Noelle-Neumann Reflex auf. Die Mehrheit ist nicht meiner Meinung, d.h. sie wird von den Medien gesteuert und erkennt die (meine) Wahrheit nicht. Fraglich, ob Hr. Müller bei einer gegenteiligen Entwicklung von einer undemokratischen Entwicklung sprechen würde, oder dieselbe als aufgeklärte, resonanzfähige urdemokratische Einrichtung einer guten Regierung.

Zitat aus dem Freitag Interview:

"Wenn das alles Wahrheiten sind, die mal Common Sense in der deutschen Politik waren, wie sind die dann verloren gegangen?

Meinungsmache eben! Die ideologisch eingefärbte Hauptlinie von heute, dass Privatisierung, Deregulierung und sinkende Löhne gut seien – diese Position ist nur durchzuhalten, wenn es viele gibt, die sie stützen, auch in der Wissenschaft und in den Medien. Und das hat man so gemacht.

Wer ist man?

Da ist die Bertelsmann Stiftung, die von den Metallarbeitgebern finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und diverse andere Vorfeldorganisationen von Wirtschaft und rechtskonservativer Politik. Die Profiteure des neoliberalen Umbaus haben immer mehr Einfluss gewonnen. Die Bertelsmann Stiftung hat über weite Strecken das Hochschulwesen bestimmt, ohne dafür gewählt worden zu sein – in einer Mischung aus freundlichem Angebot, Beratung und Lobbyismus. Man hat Hochschulfreiheitsgesetze verabschiedet – typisches Beispiel ist Nordrhein-Westfalen – die von den Bertelsmann-Lobbyisten vorformuliert worden sind. Heute hat dort die Wirtschaft das Sagen über die aus Steuergeldern bezahlten Hochschulen."

Das ist nah an den klassischen Elementen einer Verschwörungstheorie. Komplexe Handlungszusammenhänge wie eben die Meinungsbildung werden in ihrem vermeintlich wahrgenommenen Ergebnis dem bösen Willen einer feindlichen Macht zugeordnet. Man fragt sich, wo die Gewerkschaften (scheinbar nicht in den Fernseh - und Rundfunkräten der Republik vertreten?!) und andere potentielle Gegenspieler des Neoliberalismus geblieben sind. Alle korrumpiert und zu strunzdoof, um die bösen Absichten (Bertelsmann hat offensichtlich Springer abgelöst, das ist immerhin ein Mehrwert, den ich mitnehme) zu erkennen.

Für mich eine reine Kampfschrift, die wenig erklärt. Es geht mMn deutlich weniger um Meinungsbildungsmacht, als um Überzeugungskraft. Hier scheinen liberale Ideen auch vor dem Hintergrund des Scheitern des alternativen Systems jenseits des Vorhangs immer noch einen Vorteil zu haben, auch wenn sich in der Bundesrepublik langsam wieder eine durchaus ernstzunehmende linke Alternative herauszubilden scheint.
 

tal

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Für mich eine reine Kampfschrift, die wenig erklärt. Es geht mMn deutlich weniger um Meinungsbildungsmacht, als um Überzeugungskraft.

Buch gelesen? Dass Inhalte in Interviews nur sehr gekürzt dargestellt werden können, sollte klar sein. Im Buch wird sehr ausführlich argumentiert und an vielen Beispielen demonstriert, wie eben nicht anhand von Argumenten überzeugt wird sondern mit Meinungsmacht Entscheidungen durchgedrückt werden, die auf (neoliberaler) Ideologie und auf dem Vorteil einzelner basieren. Es gibt übrigens auch ein Kapitel über Bertelsmann.

an der Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass der Autor lange Jahre im "Vorwärts" Kolumnist war.

Ist das nicht die Zeitung deiner Partei? Müller ist spd-Mitglied, das steht ja auch im Interview.
 
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emkaes

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Buch gelesen? Dass Inhalte in Interviews nur sehr gekürzt dargestellt werden können, sollte klar sein. Im Buch wird sehr ausführlich argumentiert und an vielen Beispielen demonstriert, wie eben nicht anhand von Argumenten überzeugt wird sondern mit Meinungsmacht Entscheidungen durchgedrückt werden, die auf (neoliberaler) Ideologie und auf dem Vorteil einzelner basieren. Es gibt übrigens auch ein Kapitel über Bertelsmann.

Nein, noch nicht. Ich werde mir sicher beim Buchhändler meines Vertrauens einen Überblick verschaffen. Davon wird dann auch der Kauf abhängen. Die Interviews ließen bei mir aber eher einen faden Vorgeschmack eines Verbitterten erkennen, dessen Meinung aktuell leider in der Minderheit ist. Damit man das nicht akzeptieren muss, wirft man lieber dem Exponenten alternativer Meinungen Manipulation vor, die das tatsächliche (richtige? wahre?) Meinungsbild (gezielt? planvoll?, absichtlich?) fälscht. Das ist das Heulen des gefühlt Unterlegenen und genau das hat die Noelle Neumann unter anderen Vorzeichen schonmal vorgemacht.

Aber vielleicht kannst Du mir sagen, inwiefern und ob überhaupt auch Vetokräfte angesprochen werden, die definitiv vorhanden sind. Von den Gewerkschaften über Attac bis zu den Parteien, alle diese haben auch dank des Internets es sehr viel leichter ihre Positionen zu vertreten und Öffentlichkeit herzustellen. An dieser Öffentlichkeit kommt auch der "kleine Machtzirkel" nicht vorbei. Aber die sind wohl zum großen Teil auch schon korrumpiert?

@Tal: Ich bin parteilich nicht organisiert. Ich habe eine Partei meines Vertrauens, zu der stehe ich, aber ich versuche einen gesunden Vernunftabstand zu halten. Alles andere wäre unprofessionell, wenn man an Inhalten arbeiten will. Daher habe ich auch keine weißen kritikfreien Flecken auf meiner Parteilandkarte.
 

tal

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Nein, noch nicht. Ich werde mir sicher beim Buchhändler meines Vertrauens einen Überblick verschaffen. Davon wird dann auch der Kauf abhängen.

Das freut mich. Ich bin mir sicher, dass du in dem Buch sehr viel Interessantes finden wirst.

Die Interviews ließen bei mir aber eher einen faden Vorgeschmack eines Verbitterten erkennen, dessen Meinung aktuell leider in der Minderheit ist.

Die Meinung teile ich überhaupt nicht.

Damit man das nicht akzeptieren muss, wirft man lieber dem Exponenten alternativer Meinungen Manipulation vor, die das tatsächliche (richtige? wahre?) Meinungsbild (gezielt? planvoll?, absichtlich?) fälscht. Das ist das Heulen des gefühlt Unterlegenen und genau das hat die Noelle Neumann unter anderen Vorzeichen schonmal vorgemacht.

Wie gesagt, bitte Buch lesen. Wenn du das dann immer noch so siehst, können wir darüber diskutieren.

Aber vielleicht kannst Du mir sagen, inwiefern und ob überhaupt auch Vetokräfte angesprochen werden, die definitiv vorhanden sind. Von den Gewerkschaften über Attac bis zu den Parteien, alle diese haben auch dank des Internets es sehr viel leichter ihre Positionen zu vertreten und Öffentlichkeit herzustellen. An dieser Öffentlichkeit kommt auch der "kleine Machtzirkel" nicht vorbei.

Kommen vor, aber bisher in geringem Umfang. Ich bin mit dem Buch aber noch nicht ganz durch (das letzte Drittel fehlt noch), das letzte Kapitel befasst sich mit 'Gegenöffentlichkeiten'.

Aber mal abgesehen vom Buch, glaubst du wirklich, dass ATTAC eine Öffentlichkeit besitzt, die über die interessierten fünf oder zehn Prozent hinausgeht? Und die vier oder fünf Medienkonzerne in Deutschland werden wohl kaum im Interesse der Arbeitnehmer geführt, oder?

@tal: Ich bin parteilich nicht organisiert. Ich habe eine Partei meines Vertrauens, zu der stehe ich, aber ich versuche einen gesunden Vernunftabstand zu halten.

Ach so, sorry. Danke für die Klarstellung.
 
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Ich halte nichts vom Schimpfen auf die "pöhsen Medien", die uns allen neoliberalen Quatsch verkaufen/aufzwingen würden.

Es gibt gerade heute eher mehr Möglichkeiten zur alternativen Informierung als früher.

[...]

Mir drängt sich an dieser Stelle immer der unschöne Noelle-Neumann Reflex auf. Die Mehrheit ist nicht meiner Meinung, d.h. sie wird von den Medien gesteuert und erkennt die (meine) Wahrheit nicht. Fraglich, ob Hr. Müller bei einer gegenteiligen Entwicklung von einer undemokratischen Entwicklung sprechen würde, oder dieselbe als aufgeklärte, resonanzfähige urdemokratische Einrichtung einer guten Regierung.


:thumb: :thumb: nicht nur alleine auf dieses buch bezogen, aber diese ständigen verschwörungstheorien, die, ich kann mir da nicht helfen, meist aus dem linken (oder extrem rechten, aber da gibt es zum glück nicht so viele) lager kommen, lassen mich wahlweise schmunzeln oder sie nerven mich.
 

tal

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Mich nerven Abqualifizierungen eines Buches, das man nicht gelesen hat. :sleep:
 

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sowas

Müller zeigt, wie wichtige Entscheidungen in Deutschland nicht auf demokratischem Weg zustande kommen, sondern von einem kleinen Zirkel aus Wirtschaft, Medien und Politik getroffen werden, der ausschliesslich auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.


ist nunmal eine verschwörungstheorie, wenn auch leider eine relativ weit verbreitete.


ich schrieb extra, das ich mich nicht auf das buch beziehen kann, da ich es nicht gelesen habe, aber wenn in dem buch genauso platt geschrieben wird, wie es diese vorschau erahnen lässt (muss ja nicht der fall sein!!) ist es wieder einmal das draufhauen auf einen imaginären feind.
 

tal

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Bitte, vielleicht habe ich das schlecht zusammengefasst. Das Buch ist selbstverständlich nicht so platt wie meine Beschreibung. Ich schlage vor, du schaust mal rein. Der Autor war übrigens mal leitend im Bundeskanzleramt für deinen heissgeliebten Helmut Schmidt tätig. ;)
 

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Bitte, vielleicht habe ich das schlecht zusammengefasst. Das Buch ist selbstverständlich nicht so platt wie meine Beschreibung.


war mir auch nicht ganz sicher ob die beschreibung von dir ist oder ob du sie übernommen hast.

aber ok, wenn du zugibst sehr polemisch geschrieben zu haben nehme ich meine vermeintliche kritik zurück, mir ging es, wie bereits angedeutet, auch viel mehr um "wirtschaftslobby bestimmt die politik, keiner hat eine chance dagegen anzukommen" als gegen das buch, das ich nicht gelesen habe. :)

Der Autor war übrigens mal leitend im Bundeskanzleramt für deinen heissgeliebten Helmut Schmidt tätig. ;)


heiner geißler war 12 jahre lang generalsekretär der cdu. ;) ;) dabei hat er unter anderem den damaligen innenminister maihofer beschuldigt die raf zu unterstützen und so schöne sätze wie "nur der pazifismus hat ausschwitz möglich gemacht" von sich gegeben, das hört sich heute auch anders an. :D
 

twinpeaks

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Mich nerven Abqualifizierungen eines Buches, das man nicht gelesen hat. :sleep:

Das ist in der Tat unschön.
Albern finde ich zudem, alle Erklärungsmodelle, die einem nicht passen, gleich als "Verschwörungstheorie" abzutun.

Um auch noch etwas zum eigentlichen Thema beizutragen (auch wenn es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe):

Feldvoß/Löhndorf (Hg.) - Marlon Brando

Interessantes und informatives Buch zum großen Marlon. Die Essays zu einzelnen Aspekten sind wie eigentlich stets bei dieser Reihe gelungen und aufschlussreich, und bei der Beschreibung und Bewertung der einzelnen Filme wird einem klar, dass Brando in ganz schön vielen fragwürdigen Streifen mitgewirkt hat. ;)
 

emkaes

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Das ist in der Tat unschön.
Albern finde ich zudem, alle Erklärungsmodelle, die einem nicht passen, gleich als "Verschwörungstheorie" abzutun.

Mich nerven Abqualifizierungen eines Buches, das man nicht gelesen hat. :sleep:

Vielleicht hätte ich noch deutlicher machen sollen, dass es mir wirklich um den Eindruck ging, den ich aus den verlinkten Interviews gewonnen habe. Eine andere Grundlage hat man ja kaum, um eine Entscheidung für oder gegen ein Buch zu treffen. Dieser erste Eindruck war negativ.

Zum Thema "als Verschwörungstheorien abtun": Es liegt nicht daran, dass mir das Erklärungsmodell nicht passt. Ich halte den Ansatz(so wie ich ihn zunächst im Interview vom Autor wiedergegeben gefunden habe) für übersimplifizierend und habe versucht darzustellen, dass wir einen ähnlichen Erklärungsansatz aus konservativer Richtung von Noelle Neumann schonmal hatten. Ich glaube demgegenüber, dass es in Deutschland reichlich "Gegenöffentlichkeiten" gibt. Insbesondere der hiesige Wahlkampf zeigt doch, dass die Agenda insbesondere von Themen bestimmt wird, die dem kleinen Zirkel mutmaßlich nicht so gut gefallen dürften (Mindestlohn, Afghanistan, Atomkraft).

Aber ich verspreche, ich werde mich mit nem Kaffee bei Hugendubel oder sonstwo hinsetzen und das Buch ernstlich anlesen. Allerdings erst nach Sonntag, mutmaßlich werde ich dafür dann auch reichlich Zeit haben.
 

twinpeaks

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@emkaes:

Es warst ja auch gar nicht du, der mit der Verschwörungstheorie kam. ;)
Mir ging es auch weniger um das fragliche Buch (kenne ich nicht und werde ich wohl auch nicht lesen) - aber es ist mir schon oft aufgefallen (hier im Forum und auch sonst), dass das Denkmodell "Dieser Erklärungsversuch passt mir nicht, gefällt mir nicht, kommt mir komisch vor; also ist das eine Verschwörungstheorie" weit verbreitet ist.
 

emkaes

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Doch, war ich... panik:

Das ist nah an den klassischen Elementen einer Verschwörungstheorie. Komplexe Handlungszusammenhänge wie eben die Meinungsbildung werden in ihrem vermeintlich wahrgenommenen Ergebnis dem bösen Willen einer feindlichen Macht zugeordnet.[...]

Übrigens bin ich mit der obigen Teildefinition einer Verschwörungstheorie noch immer zufrieden. Denn sie zieht doch ein paar Grenzen hinsichtlich dessen, was sich sinnvollerweise als "Verschwörungstheorie" bezeichnen lässt. Eine inflationäre Verwendungsweise nimmt diesem wie jedem anderen Begriff nämlich seine analytische Relevanz, von daher stimme ich Dir da natürlich zu.
 
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